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Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
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Sie bevorzugen, kommen alle anderen Reporter und beschweren sich, dass sie ungerecht behandelt werden.«
    »Dann lassen Sie sie eben jammern. Ich muss meinem Chef in 30 Minuten mitteilen, was ich für die Morgenausgabe liefern kann. Und bis jetzt habe ich nur diesen Serieneinbrecher.«
    »Warten Sie«, sagte er. »Geben Sie mir 30 Minuten.« Er winkte einer Polizistin, die eine Tasse grünen Tee brachte und vor mir auf den Tisch stellen wollte, als Fuji sie aufhielt. »Wäre Ihnen Kaffee lieber?«, fragte er.
    »Nein, nein, Tee ist wunderbar.«
    »Aber Sie bevorzugen Kaffee, oder?«
    »Nun ja …«
    Fuji nickte der Frau zu.
    »Sahne oder Zucker?«, fragte sie.
    »Beides bitte.«
    »Okay, warten Sie hier«, wies Fuji mich an, bevor er die Treppe hinunterstieg.
    Der Pulverkaffee schmeckte schrecklich, aber immer noch besser als der grüne Tee.
    Nach 20 Minuten kam Fuji zurück. »Also, kommen Sie morgen Mittag in die Dojo-Trainingshalle. Ich sage Ihnen dann alles, was Sie über den Taschendieb wissen wollen. Legen Sie sich aber Ihre Fragen vorher zurecht, denn ich mache das nur einmal.«
    Das war’s.
    An diesem Abend erzählte ich Yamamoto von dem Handel. Er war erfreut und stinksauer zugleich.
    »Du hast wegen dieser Story den Polizeichef erpresst?«
    »Ich hab ihn nicht erpresst. Ich habe eine Story gegen eine andere getauscht.«
    »Du hast ihn erpresst.«
    »Habe ich ihm etwa gedroht?«
    »Äh ... nein.«
    »Dann ist es auch keine Erpressung.«
    »Adelstein, du bist wirklich unbezahlbar. Du hast Mumm. Und raffiniert bist du obendrein.«
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Bei dem Aufwand hättest du ihm eine bessere Story entlocken sollen. War der lausige Taschendieb wirklich alles, was du erreichen konntest?«
    »Es gab sonst nichts.« »Na schön«, sagte er. »Besorg dir die Story, schreib den Artikel und ich versuche, das Ganze beim Ressortchef
als Exklusivmeldung unterzubringen.«
    Als ich am nächsten Tag in die Trainingshalle kam, wartete Fuji schon auf mich. Es saß mit gekreuzten Beinen auf der Tatamimatte und hatte ein Bündel Papiere auf dem Schoß. Nachdem ich die Schuhe ausgezogen hatte, betrat ich die Matte und setzte mich ihm in der Seiza -Stellung gegenüber: die Knie eng beieinander, die Füße unter dem Gesäß.
    Fuji nahm die Brille ab, legte sie neben sich und schaute mich an. Also zog ich Notizblock und Kugelschreiber heraus.
    »Adelstein.«
    »Ja, Fuji-san.«
    »Ihre Socken passen nicht zueinander.«
    Ich schaute auf meine Füße. Es stimmte, ich trug eine graue und eine schwarze Socke. »Tut mir leid, aber heute Morgen hatte ich es etwas eilig.«
    Fuji schüttelte den Kopf. »Sie sind ein komischer Typ. Zuerst habe ich Sie für etwas unbedarft gehalten, aber Sie scheinen genau zu wissen, was Sie tun. Andererseits können Sie nicht einmal die richtigen Socken anziehen.«
    »Das stimmt wohl.«
    »In den acht Jahren, seit ich Polizist bin, habe ich noch nie einem Reporter exklusive Informationen gegeben.«
    »Es ist mir wirklich eine Ehre, der Erste zu sein.«
    »Und der Letzte. Sie dürfen niemandem verraten, dass ich Sie in diesen Fall eingeweiht habe. Wenn jemand Sie fragt, woher Sie die Informationen haben, was sagen Sie dann?«
    »Ich glaube nicht, dass das jemanden interessiert.«
    »Oh doch. Ich kenne die Sorte.«
    »Meine Sorte?«
    »Die Reporter. Also, was sagen Sie dann?«
    Ich dachte einen kurzen Augenblick nach. »Ich sage, dass eine undichte Stelle im Polizeihauptquartier meinen Chef informiert hat und ich den Artikel schreiben musste, weil ich dafür zuständig bin.«
    »Ausgezeichnete Antwort.«
    Dann schilderte Fuji die Ereignisse, die zur Festnahme des Taschendiebes geführt hatten, und die interessanten Aspekte des Falles. Er nannte das Geburtsdatum des Diebes und die Zahl der Straftaten, die der Bursche gestanden hatte. Und er beantwortete geduldig alle meine Fragen.
    Er hat mir zwar nie wieder zu einem Knüller verholfen, solange ich über Verbrechen in Omiya berichtete, aber er fragte mich jedes Mal, wenn ich mit ihm plauderte, ob ich grünen Tee oder Kaffee haben wolle.
    Der Artikel erschien Ende November in der Spalte »Hintergrundnachrichten« der lokalen Yomiuri , und dies sogar mit meinem Namen darunter.

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