Tokio Vice
schlechtes Beispiel für die Kinder.«
Er zündete sich eine Zigarette an und hielt mir die Packung hin. Ich nahm gerne eine Zigarette, schon um meinen Händen eine Beschäftigung zu geben.
Im folgenden Gespräch stellte Sekiguchi Fragen über mich, meine Herkunft und mein Leben vor der Zeit bei der Yomiuri . Er konnte sehr gut zuhören, entweder war er wirklich interessiert oder er konnte gut so tun. Als wir das Eis aufgegessen hatten, dankte er mir noch einmal.
»Das war köstlich. Sie haben Erfolg gehabt, denn Sie wollten hereingebeten werden und haben es geschafft. Jetzt bleibt nur die Frage, ob ich Ihnen trauen kann und soll?«
»Ja, das ist die Frage.«
»Woher haben Sie eigentlich meinen Namen?«
Ich zögerte kurz, denn ich wollte nicht lügen, aber auch nicht alles ausplaudern. »Wie Sie wissen, schreibe ich über organisierte Kriminalität, das ist mein Fachgebiet als Polizeireporter.«
»Aber Sie sind hier, weil ich am Hundezüchterfall arbeite.«
Ich nickte. »Das stimmt. Ich schreibe über das organisierte Verbrechen, und Sie kümmern sich um den vermissten Yakuza. Das habe ich jedenfalls gehört.«
Er nickte und sagte: »Aber Sie haben meine ursprüngliche Frage nicht beantwortet. Woher haben Sie meinen Namen und meine Adresse?«
»Wenn ich Ihnen das sage, wie können Sie mir dann noch vertrauen? Wie können Sie dann sicher sein, dass ich Ihren Namen nicht
dem Falschen verrate? Und wenn ich es Ihnen sagen würde, bestünde dann nicht die Gefahr, dass Sie sich meinen Informanten vorknöpfen?«
Sekiguchi lachte. »Gute Antwort. Sie sind gut vorbereitet. Na schön, ich frage nicht nach Namen. Aber geben Sie mir einen Tipp. Ich verspreche, dass ich das nicht gegen Sie verwende und auch nicht nach Ihrem Informanten forsche. Ich bin nur neugierig.«
»Sie wollen also, dass ich Ihnen vertraue?«
»Das müssen wir wohl beide.«
»In Ordnung. Ich bin dem Morddezernat schließlich nicht zur Loyalität verpflichtet. Es gehört nicht zu meinem Arbeitsgebiet. Jemand, der den Fall bearbeitet, nannte meinem Chef Ihren Namen. Er will mir nicht sagen, wer es war, und ich würde ihn nie danach fragen.«
Sekiguchi kräuselte die Lippen, drückte seine Zigarette aus und grinste. »Diese Burschen verbringen 80 Prozent ihrer Zeit damit, sich die Presse vom Leib zu halten und die Ermittlungen zu sabotieren. Aber natürlich gibt jeder von ihnen Informationen an seinen Lieblingsreporter weiter, vor allem an hübsche Frauen. Also, was wollen Sie wissen?«
»Was können Sie mir über Endo sagen«, begann ich, »und über Gen Sekine?«
»Was wissen Sie denn schon über Endo?«
Ich sagte ihm, was ich wusste, dann bot mir Sekiguchi noch eine Zigarette an, und wir rauchten beide.
»Wie soll ich Sie eigentlich ansprechen? Ich habe keine Lust, jedes Mal Aderusutain zu sagen.«
»Jake reicht.«
»Jake-san? Jake-kun?«
»Einfach Jake.«
»Gut, ich werde Ihnen sagen, was ich weiß, aber unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«
»Ein Großteil dieser Informationen ist nur der unteren Ebene bekannt. Wenn Sie sie drucken, dann werden die hohen Tiere, die diese Informationen noch nicht hatten, unten nach der undichten Stelle suchen. Sie müssen also warten, bis eine Information die Leiter nach oben gestiegen ist, bevor Sie sie noch einmal überprüfen. Andernfalls fliegen Ihre Quellen auf. Verstanden?«
»Ja, klar.«
»Okay, ich sage Ihnen also, was ich weiß, und Ihr Umgang mit den Informationen verrät mir, wie zuverlässig Sie sind. Kapiert?«
»Kapiert.«
»Nach den bisherigen Ermittlungen hat Sekine acht Menschen ermordet. Der Mord an Endo lässt sich von allen noch am ehesten durch Indizien und Zeugenaussagen belegen. Wir haben Zeugen, die bestätigen können, dass Endo Sekine kurz vor seinem Verschwinden getroffen hat und dass Sekine ihn an diesem Tag verletzt hat. Mehr sage ich dazu nicht.«
Ich fragte Sekiguchi, wieso ein Hundezüchter wie Sekine einen so engen Kontakt zur Yakuza haben könne.
»Bevor Sekine nach Konan kam, hatte er mit der Yamaguchi-gumi einen heftigen Streit, bei dem es um Geld ging. Er gehörte einer anderen Yakuza-Gruppe an, der Kyokuto-kai. Als er hierherkam, führte ihn ein Kunde in die Takada-gumi ein, die ihn dann unter ihre Fittiche nahm.
Zum Dank dafür schenkte er Takada, dem Boss, einen unglaublich teuren Hund. Das war der Beginn seiner Beziehung zur Inagawa-kai. Er versorgte die Yakuza mit exotischen Tieren und verkaufte jedem Yakuza, der Geld hatte, scharfe Hunde und
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