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Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
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bedeutet, dass der Betreffende nicht mehr mit der Organisation verbunden ist und der Empfänger ihm keinen Schutz gewähren und keine Geschäfte mit ihm machen soll. Die Botschaft eines zetsuenjo lautet: Diese Person hat uns verraten, darf sich nicht mehr Mitglied nennen und wird von uns gesucht. Manchmal wird auch nach dem Aufenthaltsort des Verräters gefragt. Ein zetsuenjo kann zum Beispiel ein Plakat sein, auf dem »Gesucht – tot oder lebendig« steht und das in Verbrecherkreisen zirkuliert. Mein Informant erlaubte mir, den zetsuenjo zu kopieren.
    Mit dieser Kopie fuhr ich zu Sekiguchi. Es war sechs Uhr an einem heißen, feuchten Abend. Ich trug meinen Sommeranzug, eine Seidenkrawatte und Ausgehschuhe und sah sehr schick aus. Sogar meine Socken passten zusammen.
    Als ich zur Tür ging, öffnete sie sich, und heraus kamen die vier Mitglieder der Familie Sekiguchi, alle in grauen Trainingsanzügen.
    »Jake, Sie kommen gerade richtig. Los, joggen Sie mit!«
    »Aber ich habe einen Anzug an.«
    »Na und, laufen können Sie doch trotzdem, oder?«
    Die Kinder zogen mich am Arm. »Los Jake. Wenn du mit unserem Vater reden willst, musst du rennen.«
    Ich hatte keine Wahl, also begann ich zu laufen und versuchte mit Sekiguchi Schritt zu halten. Schon nach zehn Minuten waren wir in den Hügeln, und meine einzigen guten Schuhe wurden zu Opfern der Pflicht.
    »Also«, fragte Sekiguchi, »haben Sie etwas über Arai herausgefunden?«
    »Ja«, keuchte ich. »Ich habe seinen zetsuenjo dabei.«
    »Zeigen Sie her.«
    Ich zog ihn aus meiner Tasche und hielt ihn hoch. Sekiguchi las im Laufen.
    »Ausgezeichnet, Jake. Gut, dass Sie etwas auf eigene Faust tun. Ich werde Sie nicht ewig füttern können.«
    »Das habe ich ... auch nicht ... erwartet.« Allmählich fiel es mir schwer, Sekiguchis Tempo zu folgen, und das, obwohl er zwei Packungen am Tag rauchte.
    Auch die Kleinen hatten kein Mitleid mit mir. »Komm schon, Jake, schneller.«
    Also versuchte ich, mich nicht ganz zu blamieren, und erhöhte das Tempo, aber Sekiguchi holte mich problemlos ein.
    »Außer Form, Jake? Vielleicht überlebe ich Sie ja?«
    »Durchaus möglich.«
    »Wollen Sie umkehren?«
    »Gerne.«
    »Okay, dann treffen wir uns vor dem Haus.«
    »Kommt nicht in Frage. Ich gebe nicht auf, wenn Sie weitermachen.«
    »Na, dann will ich mal gnädig sein«, sagte Sekiguchi, rief seine Truppe zu sich und verkündete: »Wir kehren um. Und Jake zuliebe im Marschschritt.«
    Dann gab Sekiguchi mir noch ein paar Informationen: Arai und Sekine waren Geschäftspartner gewesen. Arai hatte einen teuren Hund an den Chef einer Sumiyoshi-kai-Gruppe verkauft und sollte sich um ihn kümmern, während der Mann auf Reisen war. Stattdessen ließ er aber das Tier im Stich und verließ die Stadt mit Geld, das er sich von der Gruppe geborgt hatte, um ein Tierimportgeschäft zu gründen. Angeblich floh er auch mit ein paar Millionen Yen, die Takada ihm geliehen hatte.
    Als der Sumiyoshi-Chef zurückkam und seinen Hund halbtot vorfand, schäumte er vor Wut und schwor, Arai aufzustöbern. Jetzt bekam Arai es doch mit der Angst, setzte sich in die Provinz ab, änderte seinen Namen, wurde religiös und begann, buddhistische Bilder zu malen. Erst vor Kurzem war er wieder aufgetaucht und schien wieder für Sekine zu arbeiten. Und dann war er plötzlich verschwunden und unauffindbar. Es war sehr wahrscheinlich, dass er etwas über die Vermissten wusste, die Kontakt mit Sekine gehabt hatten.
    Sekiguchi wurde auf einmal sehr ernst. »Hören Sie, Jake, niemand darf von dem, was ich Ihnen jetzt sage, etwas erfahren, klar? Das bleibt unter uns, weil ich diese Sache irgendwie vermasselt habe.«
    »In Ordnung.«
    »Gut. Arai schuldete Takada ein paar Millionen Yen, als er abhaute. Alle dachten daher, er sei umgebracht worden, nur wir wussten es besser. Als Arai wieder auftauchte und dann verschwand, ging ich zu Takada und fragte ihn, ob er etwas über ihn wisse.
    Takada sagte, dass er tot sei. Aber ich belehrte ihn eines Besseren und versicherte ihm, dass er noch lebe. Da wir nicht wussten, wo Arai sich aufhielt, hoffte ich, dass Takada ihn vielleicht finden würde. Schließlich fanden wir aber Arai zuerst. Er ist total pleite und kann seine Schulden bei Takada nicht begleichen. Wenn Takada ihn erwischt, ist er ein toter Mann.
    Da ich Arai aber lebend brauche, besuchte ich Takada und überredete ihn, sich zurückzuhalten und dem Typen kein Haar zu krümmen.
    Aber dann mischte sich die Sumiyoshi-Gruppe

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