Tokio Vice
ein, die Arai auch gegen sich aufgebracht hatte, und beschloss, diesen verdammten Hundequäler zu erledigen, bevor Takada es tun würde. Also musste ich auch diese Burschen zu beruhigen versuchen. Innerhalb von ungefähr einer Woche musste ich diesem Dreckskerl zweimal das Leben retten.
Aber es ist echt kein Vergnügen, diese Tiere im Zaum zu halten. Ich habe allmählich genug davon. Wenn die Ermittlungen im Fall Sekine scheitern, kann ich wohl auch nicht mehr viel tun. Ich kann die Yakuza nicht ewig im Auge behalten und versuchen, vernünftig mit ihnen zu reden.«
Ich war überrascht von der Geschichte und meinte: »Wäre es nicht am einfachsten für alle, wenn Sie in Urlaub gehen und Takada und der Sumiyoshi-kai davon erzählen? Wäre das nicht die Lösung?«
»Daran habe ich auch schon gedacht, vielleicht würde ich der Gerechtigkeit damit dienen. Aber das Problem ist, dass wir den Familien von Sekines Opfern etwas schuldig sind. Sie würden immer im Ungewissen bleiben, wenn wir Arai und Sekine der Yakuza überlassen würden. Sie müssen die Wahrheit erfahren.«
Am 2. September war ich mit Kimiko in einem hübschen Hotel in Omiya. Sie massierte mir den Rücken, und ich beklagte mich über die schleppenden Fortschritte im Hundezüchterfall.
»Warum besorgst du dir denn nicht das Band von Arai?«, fragte sie.
»Welches Band?«
Kimiko erklärte: Arai hatte vor einem Yakuza-Kumpel mit dem Band angegeben und hatte behauptet, dass er sicher sei, dass ihm niemand etwas anhaben könne, und er nicht Endos Schicksal erleiden werde. Denn Sekine habe die Morde gestanden, und dieses Geständnis sei auf dem Tonband, somit habe er ihn in der Hand. Angeblich hatte Shima, Sekines Fahrer, geholfen, Endos Leiche zu beseitigen.
Ich wusste zwar nicht, welchen Wert dieses Band als Beweismittel hatte, trotzdem erschien es mir sehr wichtig. Deshalb rief ich sofort Sekiguchi an.
»Wenn das stimmt, müssen wir uns Arai schnellstens schnappen. Gute Arbeit, Jake«, lobte er mich.
Sekiguchi wusste zunächst nicht, was er am besten mit der Information über das Tonband anfangen sollte. Sollte er Takada einweihen? Der würde sicher Arai aufspüren, das Band aus ihm herausprügeln und dann sowohl Arai als auch Sekine umlegen. Bisher hatte er ja nur den Verdacht, dass Sekine der Mörder Endos war, das Tonband würde die Sachlage jedoch ändern.
Sekiguchi beschloss, Takadas Stellvertreter einzuweihen, den ich hier nur den Consigliere nennen möchte. Dieser versprach, sich der Sache unauffällig anzunehmen.
Und dann ging alles schnell.
Innerhalb kürzester Zeit fand der Consigliere Arai, der dann auch aus unerfindlichen Gründen gesprächig war. Seinem Chef Takada hatte der Consigliere noch nichts über das Tonband erzählt. Das war auch nicht notwendig.
Arais Enthüllungen änderten den Schwerpunkt der gesamten Ermittlungen. Er war am Verschwinden der letzten vier Opfer nicht beteiligt gewesen, wohl aber Shima, sein Fahrer. Von Shima hatte Arai erfahren, dass Sekine Endo und dessen Fahrer Wakui mit Gift ermordet hatte und dass Shima geholfen hatte, die Leichen zu vergraben. Shima wusste also genug, um Sekine zu überführen.
Die Polizei hatte nun keine Lust mehr zu warten und nahm Arai wegen einer Betrugsgeschichte fest. Sie glaubte zwar nicht, dass er von großem Nutzen sein würde, denn selbst wenn er gestehen sollte, seine Frau umgebracht zu haben, wäre es schwierig, ohne Leiche einen vor zehn Jahren begangenen Mord nachzuweisen. Doch die Polizei hoffte, von Arai etwas über Shima zu erfahren. Wenn aber Shima reden würde, wäre Sekine erledigt.
Niemand, vor allem nicht Sekiguchi, rechnete damit, dass der Consigliere seinem Chef Takada von der Existenz des Tonbandes erzählen würde, und zwar genau an dem Tag, an dem Arai verhaftet wurde. Sofort rief Takada Shima an und riet ihm, das Versteck von Endos Leiche preiszugeben – andernfalls werde er selbst bald ein Begräbnis brauchen.
Shima war gebührend beeindruckt und hätte Takada gerne verraten, wo sich Endos Leiche befand. Das Problem war nur, dass es keine Leiche gab, jedenfalls nichts, was man so nennen konnte. Und konnte Shima einem Yakuza-Boss gegenüber eingestehen, dass er mitgeholfen hatte, dessen Nummer zwei zu zerstückeln und zu verbrennen?
Takada wollte die langsam mahlenden Mühlen der Justiz etwas antreiben und endlich für Gerechtigkeit sorgen, indem er Sekiguchi wasserdichte Beweise lieferte, damit dieser den Mörder festnageln und er dann den toten Endo
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