Tokio Vice
dafür, dass Yuji dort gewesen war und dass die Leute im Club wussten, dass man ihn suchte. Und noch etwas erfuhr ich während meines Besuchs: Das estnische Mädchen, das mit mir geplaudert hatte, sagte: »Yuji? Meinst du Georgie?« Georgie? Yujie? Hatte der Kerl verschiedene Decknamen? Ich wusste es nicht.
Ich kann nicht sagen, ob die Polizei mit Slick in Verbindung trat, nachdem ich meine Informationen an die Beamten weitergegeben hatte, oder ob Slick zur Polizei gegangen war. Auf jeden Fall erzählte Slick der Polizei einige interessante Dinge.
Vor einigen Jahren hatte Yuji, der die Bar häufig besuchte, eines von Slicks Mädchen vergewaltigt. Er hatte sie zu einer Fahrt an die Küste eingeladen und dann nach Izu Marina in Yokohama gebracht. Schließlich hatte er sie in sein Apartment in Zushi gelockt, ihr Wein mit einer Droge eingeflößt und sie missbraucht. Natürlich war sie wütend und wollte zur Polizei gehen. Doch das hatte ihr Slick offenbar ausgeredet. Er hatte Yuji nach diesem Vorfall zwar nicht verboten, den Club zu betreten, hatte aber die Mädchen vor ihm gewarnt. Die Informationen von Slick halfen der Polizei ein gutes Stück weiter.
Ein weiterer Name, der in Gesprächen immer wieder genannt wurde, war Joji Obara. Das war ein reicher, 48-jähriger Immobilieneigentümer und Bauträger, ein häufiger Gast in Roppongis Clubs mit ausländischen Hostessen. Er ähnelte Yuji wohl sehr. Auch davon
erzählte ich der Polizei, und dort war Joji bereits bekannt.
Am 1. Oktober stand Obara eindeutig unter Verdacht und am
12. Oktober nahm die Polizei ihn wegen sexueller Nötigung in einem anderen Fall fest.
Die Pressemitteilung war kurz und prägnant:
»Im Laufe der Ermittlungen kamen mehrere Tätlichkeiten gegen Ausländerinnen ans Licht. In diesen Fällen lud der Täter die Frauen zu einer Fahrt ans Meer ein, verabreichte ihnen später Alkohol mit Drogen und vergewaltigte sie dann. Wir konnten den Täter am Zwölften dieses Monats identifizieren und verhaften.
Die Anwendung von Drogen, um meist ausländische Frauen zu betäuben und dann zu missbrauchen, ist ein sehr schweres Verbrechen. Die Vorgehensweise ähnelt sehr den Umständen, unter denen Lucie Blackman verschwand.
Dieser Fall ist im In- und Ausland von großer Bedeutung, daher wurde die ursprüngliche Ermittlungskommission erweitert. Ihr gehören nunmehr über 100 Beamte an.
Der Verhaftete ist der leitende Angestellte Joji Obara, 48 Jahre alt.
Er wurde wegen sexueller Nötigung einer wehrlosen Person festgenommen und wird beschuldigt, im März 1996 eine damals 23-jährige Ausländerin sexuell missbraucht zu haben. Er traf diese Frau in einem Hostessenclub im fünften Bezirk von Roppongi, überredete sie zu einer Fahrt ans Meer und brachte sie in seine Wohnung in der Präfektur Kanagawa. Dort gab er ihr Alkohol, sodass sie für mehrere Stunden das Bewusstsein verlor, und vergewaltigte sie.«
Nach dieser Pressemitteilung gab es eine sehr kurze Pressekonferenz mit diesem Verlauf:
Konferenzleiter: »Wir wissen noch nicht, ob Obara etwas mit Lucie zu tun hat. Aber die Vorgehensweise – Frauen ans Meer mitzunehmen – ist ähnlich. Wir müssen unsere Ermittlungskommission auf etwa 100 Beamte aufstocken, da es aufgrund der großen Anzahl von möglichen Zeugen umfangreiche Ermittlungen geben wird.«
F: »Wie viele weitere solche Fälle gibt es?«
A: »Mehrere. Einige Frauen haben sich gemeldet. Wenn wir die Ermittlungen ausdehnen, wird es möglicherweise zu Anzeigen kommen.«
F: »Waren alle Opfer Ausländerinnen?«
A: »Einige waren Japanerinnen. Sie überlegen noch, ob sie Anzeige erstatten sollen.«
F: »Sind alle von ihnen Hostessen?«
A: »Zum damaligen Zeitpunkt waren sie es.«
F: »Wie viele Gegenstände wurden beschlagnahmt?«
A: »Einige tausend. Etwa ein LKW voll. Die genaue Zahl kenne ich nicht.«
F: »Worum handelt es sich dabei hauptsächlich?«
A: »Um Bücher, die ihn möglicherweise angeregt haben. Einige Dokumente und Videos. Hier geht es nicht nur um ein Sexualdelikt, wir haben es mit einer Serie von Straftaten zu tun. Vergessen Sie das nicht.«
F: »Um welche Drogen handelt es sich?«
A: »Schlafmittel wurden gefunden.«
F: »Halcion?«
A: »Das und andere.«
F: »Wo hat man sie gefunden?«
A: »In einigen seiner Wohnungen.«
F: »Wie groß ist die Ermittlungskommission?«
A: »Etwa 100 Beamte.«
F: »Wer sind die leitenden Beamten?«
A: (Er nennt vier Beamte.)
F: »Wer sind die Abteilungsleiter?«
A: (Er
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