Tolle Maenner
Geräusch von sich, das irgendwo
zwischen dem Zischen eines Heizkörpers und dem Warnton einer Klapperschlange angesiedelt war. Er stampfte zu Laura hinüber, und einen Augenblick lang dachte Tracie schon, er wolle sie schlagen. Stattdessen entfaltete er ein Stück Folie.«Ja, das ist richtig«, sagte er. »Wir sind fertig.« Tracie war sich nicht ganz sicher, ob er damit sagen wollte, dass Lauras Strähnchen soweit fertig waren, oder ob sie selbst emotionale Probleme hatte. Jedenfalls kam er zurück und schnippelte weiter, diesmal an ihrem Pony.
»Nicht zu kurz«, wiederholte sie. »Und ich bin nicht besessen«, erklärte sie Laura.
»Natürlich nicht. Und Marcus ist ein netter Kerl. Hör mal, wenn einer was von Besessenheit versteht, dann ich, und ich sage dir, Tracie, du bist besessen.«
»Nein. Ich bin nur ein bisschen... verärgert und wehmütig«, beteuerte sie. »Der Artikel nimmt endlich Gestalt an, aber Jon... hat sich irgendwie verändert. Er verhält sich nicht mehr wie ein guter Freund. Er hat Beth wehgetan, und wahrscheinlich verletzt er auch andere Frauen. Das finde ich furchtbar.«
»Vielleicht braucht er eine, die es ihm heimzahlt«, meinte Laura.
»Ist das dein Ernst?«, fragte Tracie.
Laura zuckte mit den Achseln. »Du hast in die Gesetze des Universums gepfuscht; sei nun bereit, die Auswirkungen auf dein Karma zu tragen«, intonierte sie in ihrem schlimmsten Buddha-Tonfall.
Tracie stöhnte. »O Gott! Ich muss diesen Mann einfach von seiner unglaublichen Selbstzufriedenheit herunterholen.«
»Genau«, stimmte Laura zu. »Sorge dafür, dass das Universum wieder ins Gleichgewicht kommt.«
»Lasst die Finger von ihm. Er ist wie ein Koch in einem Süßwarenladen«, sagte Stefan.
»Ein Koch?«, fragte Laura, aber Tracie zog warnend die Brauen hoch. Die Grundregel in ihrem Universum lautete: Leg dich nie mit einem Friseur an, solange er eine Schere in der Hand hat.
»Ich brauche einen richtigen Männer mordenden Vamp«, meinte Tracie. »Eine, die den Jäger zur Beute macht.«
»Nur schade, dass du keinen Vamp kennst«, sagte Laura. »Außer mir natürlich, aber ich hab ja jetzt schon einen Job. Vielleicht ist Sharon Stone noch frei.«
»Laura, du bist ein Genie!«, rief Tracie.
»Ich weiß, aber glaubst du wirklich, diese Strähnen stehen mir?«, fragte Laura.
Stefan versetzte Tracies Haar einen letzten Schnipp und wirbelte den Stuhl herum. »Fertig!«, sagte er und holte einen Spiegel hervor.
»O mein Gott!«, stöhnte Tracie, als sie ihr Spiegelbild betrachtete. Ihr Haar war viel zu kurz.
Tracie lag auf dem Sofa, den kurz geschorenen Schädel in einen Handtuchturban gewickelt, während Phil und Laura, die gerade die Teller vom Mittagessen spülten, wie immer aufeinander herumhackten.
»Jetzt hör aber auf«, protestierte Phil. »Als nächstes willst du mir wahrscheinlich noch weismachen, dass es für das Geschirrspülen eine feste Reihenfolge gibt.«
»Gibt es auch«, erklärte Laura. »Sag bloß, du weißt das nicht?«
»Ich weiß nur, wann du mich durch den Kakao ziehst«, erwiderte Phil.
»Im Moment könnte ich dich höchstens ein bisschen ins Spülwasser tunken«, sagte Laura und warf ihre herrliche Mähne mit den wunderschönen Strähnchen zurück. »Aber ich kann einfach nicht glauben, dass du nicht weißt, in welcher Reihenfolge man das Geschirr spült.«
»So ein Schwachsinn. Da gibt’s keine Reihenfolge. Man spült Geschirr, wenn man kein sauberes mehr hat, oder etwa nicht, Glatzköpfchen?«
Tracie murmelte etwas aus ihrer Kurzhaardepression heraus, aber die beiden erwarteten gar keine Reaktion.
»Das ist eben nicht egal«, erklärte Laura. »Die Reihenfolge hängt davon ab, was man zuerst in den Mund nimmt.«
»Wovon redest du eigentlich? Soll das so was wie ein dreckiger Witz sein?«, fragte Phil.
»Steck deinen Kopf ins Spülmittel, da gehört er hin«, sagte Laura finster. »Mrs. Ogg hat uns beigebracht, dass wir mit dem Besteck anfangen sollen, weil wir das in den Mund nehmen. Das spült man zuerst, wenn das Wasser noch am saubersten ist. Stimmt’s, Tracie?« Tracie murmelte wieder etwas. »Siehst du? Dann legst du es zur Seite und spülst die Gläser, denn die führst du an die Lippen.«
»Du meinst das ja wirklich ernst!«, sagte Phil, und auf seinem Gesicht malte sich eine solche Verblüffung ab, als enthüllte sie ihm gerade, wie er einen Verleger finden oder seine Bassgitarre spielen könnte. »Darüber schreibe ich ein Gedicht«, verkündete er.
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