Tolle Maenner
»Na, Kojak, wär das nicht’ne feine Sache? Komm rüber und plausch ein bisschen mit mir.«
Tracie stöhnte, und Laura schüttelte nur den Kopf. »Lass sie doch endlich in Ruhe. Hör lieber zu. Als Nächstes kommen die Teller, weil die nicht den Mund berühren.«
»Mein Teller schon – jedenfalls wenn du kochst, weil ich ihn dann normalerweise ablecke.«
»Ist das nicht süß?«, sagte Laura in ihrem härtesten Tonfall. »Als ob du damit erreichen könntest, dass ich öfter für dich koche.« Trotzdem errötete sie ein wenig. »Jedenfalls kommen ganz zum Schluss erst die Töpfe und Pfannen, die ja nicht mal du ableckst«, sagte sie und reichte ihm die Stahlwolle.
Tracie wünschte, sie würden einfach verschwinden. Sie wollte, dass Phil nach Hause ging und sie mit ihrem Elend allein ließ. Zumindest versuchte Laura, ihr ein wenig zu helfen, indem sie ihn beschäftigte. Tracie lag schon seit Tagen apathisch auf dem Sofa herum. Sogar krank gemeldet hatte sie sich. Sie versuchte, an ihrem nächsten Artikel für Marcus zu arbeiten, aber sie dachte die ganze Zeit nur darüber nach, wie sie Allison dazu bringen konnte, Jon einen kleinen Dämpfer zu versetzen. Aber
wie sollte sie es anstellen, Allison zu einem Blind Date zu überreden?
»Ich lecke vielleicht keine Töpfe aus, aber meine Mitbewohner schon«, sagte er und begann, den Topf widerspruchslos zu schrubben.
»Bist du nicht ein bisschen zu alt für eine Wohngemeinschaft?«, fragte Laura.
»Das musst gerade du sagen«, konterte er. »Hey, Tracie, komm endlich unter diesen Decken vor.« Tracie antwortete nur mit einem Stöhnen.
»Ich sehe mich gerade nach einer Wohnung um«, rechtfertigte sich Laura.
»Ehrlich? Gehst du zurück zu diesem Scheißkerl in Sacramento?«
»Nein«, sagte sie und zog ihre Gummihandschuhe aus. Dann cremte sie sich die Hände ein und konzentrierte sich besonders auf Fingerknöchel und Nagelhäutchen.
»Warum machst du das?«, fragte Phil.
»Damit meine Hände zart bleiben.«
Er nahm ihre rechte Hand. »Ja«, sagte er. »Die sind wirklich zart.« Er hielt inne. Dann wandte er sich wieder dem Topf zu und begann, fester zu schrubben, ohne Laura dabei anzusehen. »Du willst also wirklich ausziehen? Hast du schon eine Wohnung gefunden?«
»Weißt du, was ich glaube?«, sagte Laura, »ich glaube, Tracie wäre dir gegenüber anders, wenn sie dich ein bisschen ernster nehmen könnte. Ich meine, wenn du eine eigene Wohnung hättest und einen richtigen Job – und wenn du dir darüber klar wärst, was du eigentlich willst.«
»Ich weiß genau, was ich will«, sagte Phil und starrte finster in den Kochtopf.
»Und was? Willst du vielleicht von den sechs Dollar im Jahr leben, die du mit deiner Schreiberei verdienst?«, fragte Laura. »Oder von dem Freibier, das dir deine Auftritte einbringen?«
»Ich glaube nicht, dass dich das was angeht.«
Laura zuckte mit den Achseln. »Mach, was du willst. Aber bei keinem dauert die Jugend ewig. Außer bei Warren Beatty natürlich.«
»Wer ist das denn?«, fragte Phil.
»Unwichtig. Sein Job ist schon vergeben«, erklärte Laura. »Aber Seattle ist voller Jobs. Jede Art von Jobs. Es gibt keinen Grund, warum du nicht was finden könntest, was dir Spaß macht und Kohle bringt. Du machst doch den lieben langen Tag nichts anderes als pennen oder irgendwo faul rumhängen.«
Phil stellte den Topf ab. »Geh doch zum Teufel. Scher dich zurück in dein kalifornisches Pfefferland.«
»Ach komm, lass Sacramento aus dem Spiel«, sagte Laura gutmütig.
»Ich brauche eben eine gewisse Muße, um schöpferisch tätig werden zu können«, verteidigte er sich wie ein trotziges Kind. »Ich brauche leere Tage, um zu schreiben.«
»Ach, komm. Den Scheiß kannst du vielleicht Tracie verkaufen, aber mir nicht. Mein Vater war Schriftsteller, und rate mal, was er gemacht hat?«
Phil schüttelte den Kopf.
»Er hat geschrieben. Das tun Schriftsteller nämlich.« Sie hielt einen Augenblick inne und tätschelte ihm schwesterlich den Arm. »Hör mal, ich wollte dich nicht beleidigen. Ich habe nur den Eindruck, dass du nicht besonders glücklich bist.«
»Wer sagt, dass man unbedingt glücklich sein muss?«, fragte Phil, während er seine Jacke anzog. »Wer sagt eigentlich, dass es im Leben immer nur darum geht, glücklich zu sein?«
»In Encino sagt das niemand«, räumte Laura ein. »Deswegen bin ich ja auch von da abgehauen. Und auch wenn ich nicht glaube, dass es immer nur darum geht, glücklich zu sein, halte ich
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