Tolle Maenner
hat.«
»Ruth! Mit Ruth hast du auch geschlafen?«
»Geschlafen haben wir eigentlich eher weniger«, grinste Jon. Tracie konnte nicht wieder wütend werden – sie konnte es nur einfach nicht fassen. War er etwa schon immer ein Wolf im Schafspelz gewesen? Er schaute in ihr fassungsloses Gesicht. »Hey, wir hatten unseren Spaß dabei«, erklärte er. »Das bedeutet doch nur, dass deine Lektionen eingeschlagen haben. Darum ging es doch schließlich, oder? Stell dir vor, mit Enid aus unserem Haus hab ich’s auch schon getrieben. Du weißt schon – Enid, die Aerobictrainerin.«
»Enid?«, fragte sie, und ihre Stimme überschlug sich fast dabei. Die meisten Gäste im Restaurant drehten sich zu ihr um. » Enid? Die... die...« Tracie merkte, dass sie stotterte, aber es gab Situationen, die nicht mehr in Worte zu fassen waren. »Die ist doch zehn Jahre älter als du und auch noch eine Säuferin. Und eine Schlampe!«
»Ich will sie ja nicht heiraten, Tracie«, beteuerte Jon leise. »Das hat sich halt so ergeben.«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass du mit ihr geschlafen hast. Die hat sie doch nicht alle, und du solltest dich wirklich schämen.«
Molly trat auf sie zu. »Unser Essen ist nicht zum Mitnehmen«, sagte sie und führte sie an ihren Tisch zurück. Dann drückte sie sie mit beiden Händen auf ihre Plätze, zückte ihren Block und wartete auf ihre Bestellung. »Ihr habt wohl einiges zu besprechen. Dazu das Übliche?«
»Nein«, sagte Jon sachlich. »Neuer Mann, neues Essen. Für mich bitte Waffeln.«
»Mit Schinken?«, fragte Molly.
Tracie konnte es einfach nicht glauben. Als ob sie mit ihm essen würde, als ob alles völlig in Ordnung wäre. »Nein«, sagte sie. »Er isst keine Schweine – er fickt sie.«
Molly grinste süffisant, was Tracie nur noch wütender machte. »Du bist wirklich widerlich«, sagte sie zu Jon. »Ich will nicht mit dir essen, ich will nicht bei dir sitzen, ich will nicht einmal mit dir reden.«
Tracie schaute Molly an. »Vergiss den Brunch«, sagte sie zur Kellnerin. »Der ist viel zu beschäftigt für einen Brunch mit mir.« Dann stand sie auf und stapfte davon.
30. Kapitel
Tracie hatte eine Mission zu erfüllen. Leider begrüßten die Leute sie im Vorbeigehen mit einem erstaunten »Hallo«, auf das gewöhnlich »Hey, Wahnsinns-Schnitt!« oder »Ohren tiefer gelegt, was?« oder einfach nur »Tracie?« folgte. Da dies nicht unbedingt der Look war, mit dem sie sich freiwillig ins feindliche Lager begeben hätte, versetzte sie sich einfach in die Lage der Jeanne d’Arc. Sie hörte Stimmen, die ihr sagten, dass Jon unbedingt von seinem hohen Ross heruntergeholt werden musste. Die Tatsache, dass sie sich, um ihr Ziel zu erreichen, einer Person bedienen musste, die den Frauen ebenfalls feindlich gesonnen war, störte sie nicht im Geringsten.
Sie blieb vor Allisons Büroabteil stehen. Das Mädel sah wirklich blendend aus, das war nicht zu bestreiten. Sie blätterte gerade irgendeine Arbeit durch, und ihr Haar fiel ihr wie ein Senkblei vom Kopf über die blasse Wange auf die Schreibtischplatte. Sie war so sehr auf ihre Papiere konzentriert, dass sie Tracie gar nicht bemerkte, die sich deshalb unaufgefordert ihrem Schreibtisch näherte.
»Hey, Allison. Könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun?«, fragte Tracie.
Allison sah nicht unbedingt so aus, als wäre sie daran interessiert. Ihre perfekten Augen waren so himmelblau, dass sie den Betrachter fast schon blendeten. Automatisch griff sich Tracie an ihre kurzen Stoppeln. »Ich weiß, mein Haar ist zu kurz«, sagte sie, um einem Erstschlag von Seiten Allisons zuvorzukommen.
»Oh. Hast du was an deiner Frisur geändert?«, fragte Allison, und Tracie war noch weit mehr beleidigt als ein paar Stunden zuvor, als Tim gemeint hatte, sie wäre aber eine ziemlich schwache
Sinéad-O’Connor-Kopie. Als sie aber so dastand und Allison ansah, wurde ihr klar, dass Allison wahrscheinlich nie merkte, wenn sich an einer anderen Frau etwas veränderte.
»Ist ja auch egal. Jedenfalls hab ich zwei Freikarten einschließlich Backstage-Ausweisen für das Radiohead-Konzert, und ich hab einem Bekannten von mir versprochen, er könnte mit mir hingehen, aber jetzt dreht mein Freund deswegen durch. Und da hab ich mich gefragt... na ja, also... ob es dir vielleicht was ausmachen würde, meinen Bekannten zu begleiten?«
Es war das erste Mal, dass Allison keine gelangweilte Miene zog. »Soll das ein Witz sein?«, fragte sie, und ihre Augen
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