Tolle Maenner
Tracies Brot tropfte ein wenig Gelee auf die Bettdecke. Sie wischte es mit dem Zeigefinger weg und leckte ihn ab. »Sie hat mir erklärt, ich würde meine Zeit mit Idioten verschwenden, und das, obwohl Jon mich liebt. Und dass Jon die ganze Zeit da gewesen ist, und ich nur hätte zugreifen müssen, ich es aber nicht zu schätzen gewusst hätte.« Sie biss noch einmal vom Sandwich ab. Wenn sie sich weiter darauf konzentrierte, es zu bedauern, dass das Sandwich bald aufgegessen sein würde, brauchte sie nicht daran zu denken, wie sehr sie die Sache mit Jon bedauerte. »Warum sind wir Frauen eigentlich immer hinter bösen Jungs her?«, fragte sie Laura. »Warum sorgen wir immer dafür, dass wir leiden, wo es doch auch nette Männer gibt? Warum sehen wir die nicht?«
Laura zuckte mit den Achseln. »Weil Gott ein Sadist ist?«, fragte sie und stand auf, um noch zwei Sandwiches zu streichen.
Tracie ignorierte ihren Einwurf. »Warum glaubst du, dass du Peter geliebt hast und ich dachte, dass ich Phil liebe, und Beth dachte, Marcus ist es wert, sich seinetwegen verrückt zu machen?«
Laura gab ihr ein Sandwich, lehnte sich auf dem Bett zurück und schlug die Beine übereinander. »Das ist wohl einer jener hässlichen kleinen Scherze, die sich die Natur mit den Frauen erlaubt. Eine Phase, durch die wir einfach durch müssen, so wie die Wechseljahre.«
Sie biss in ihr zweites Sandwich. »Und die schlimmste Ironie daran ist, dass wir in ungefähr fünf Jahren verzweifelt nach netten Jungs zum Heiraten suchen. Aber dann sind alle, die wir in der Schule oder im Studium oder danach haben abblitzen lassen, natürlich längst vergeben – all die Pfeifen wie Bill Gates oder Steven Spielberg oder Woody Allen. Die Jungs, mit denen zwanzig Jahre lang keine halbwegs attraktive Frau etwas zu tun haben
wollte, die aber jetzt mit Filmstars und Models ins Bett steigen, weil sie so clever, reich und mächtig sind.«
Tracie warf sich in ihre zerwühlten Kissen zurück und legte sich das Sandwich mit Frischkäse und Gelee auf die Brust. »Ich hab mein ganzes Leben vergeigt. Ich werde einsam und elend sterben.«
Laura zuckte mit den Achseln. »Und was ist mit Phil? Du brauchst doch nicht allein zu sein. Du könntest bestimmt mit Phil zusammenbleiben, auch wenn er noch nie etwas veröffentlicht hat und arbeitslos ist und über ein reichlich bizarres Selbstwertgefühl verfügt.«
Tracie hörte sich diese Beschreibung an. »Vorsicht, sonst verliebe ich mich gleich wieder in ihn.»Nach kurzem Nachdenken schüttelte sie entschieden den Kopf. »Phil! Der langweilt mich schon lange. Ich hab’s nur nicht gemerkt.«
»Ach, ich weiß nicht«, meinte Laura. »So schlecht finde ich ihn gar nicht. Er ist irgendwie -«
Tracie unterbrach sie, indem sie sich abrupt aufsetzte. Die beiden Sandwichhälften flogen über das halbe Bett, prallten an Lauras Arm ab und landeten schließlich wieder auf der Bettdecke. »Und weißt du, was mich fast wahnsinnig macht? Ich kann einfach nicht glauben, dass ich Jon nie richtig wahrgenommen habe, bis ich ihn aufgemöbelt und damit all die anderen Mädels auf ihn aufmerksam gemacht habe.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab erst kapiert, was ich an ihm habe, als ich ihn schon ruiniert hatte.«
Laura hob die beiden Sandwichhälften auf und reichte sie Tracie, die aber den Kopf schüttelte. Wenn sie noch mehr aß, musste sie sich übergeben, und da sie nicht die Absicht hatte, das Bett zu verlassen, malte sie sich die Folgen davon lieber nicht so genau aus. »Ich liebe ihn, aber ich verdiene es, für den Rest meines Lebens allein zu sein.« Dann ließ sie sich wieder zurückfallen. »Glaub mir, es ist besser so für die Welt«, fügte sie noch hinzu und starrte zur Decke.
»Sieh doch mal das Positive«, meinte Laura munter. »Immerhin
hast du endlich kapiert, dass du ihn liebst. Ich weiß das schon mindestens ein Jahr lang.«
»Mach nur so weiter. Du bist ja so clever. Wenn du mir das schon damals gesagt hättest, könnte ich ihn heute haben. Aber jetzt muss ich mich hinter Allison, Beth, Samantha, Enid und Ruth anstellen.«
»Wow!«, staunte Laura. »Die sind alle süchtig nach ihm? Nur gut, dass er nie mit mir geschlafen hat.« Sie hielt einen Augenblick inne, als überlegte sie, ob sie sagen sollte, was ihr gerade in den Sinn gekommen war. Wie immer entschied sie sich gegen die Diskretion. »War er im Bett so gut, wie Beth behauptet hat?«
»Besser.« Tracie stöhnte, begann zu heulen und zog sich die Decke
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