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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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zurück, und obwohl sie versuchte, sie festzuhalten, war er zu schnell für sie. Dann griff er in seinen Aktenkoffer und holte eine Papiertüte und ein schwarzes samtenes Schmuckschächtelchen heraus, das er Tracie überreichte. »Mit dem hier geht’s dir bestimmt gleich viel besser.«
    Tracie verdrehte die Augen. »Phil, ich hab mit den Muffins Schluss gemacht, und noch ein Gitarrenblättchen brauch ich im Augenblick auch nicht.«
    »Das ist kein Gitarrenblättchen«, verprach er. »Mach’s doch mal auf.« Tracie gehorchte. In der Schatulle war ein traditioneller Verlobungsring mit einem winzigen Diamanten. Sie musste sich zusammennehmen, damit ihr nicht der Mund offen stehen
blieb. Kein Wunder, dass Phil als Bassgitarrist nie Erfolg gehabt hatte. Er hatte das schlechteste Timing der Welt.
    »Heirate mich, Tracie«, sagte Phil. »Ich liebe dich.«
    Tracie schaute erst den Ring und dann Phil an und brach in Tränen aus. Ihre eigene Dummheit frustrierte sie so sehr, dass sie sich am liebsten den Kopf abgerissen hätte.
    Phil nahm Tracie liebevoll in die Arme. »O Baby, ich weiß. Ich liebe dich auch«, erklärte er. »Tut mir Leid, dass ich es dir so schwer gemacht habe. Ich musste wohl erst erwachsen werden. Du weißt schon – mehr an andere Leute denken und so.« Tracie schluchzte noch lauter, und er hielt sie noch fester in den Armen. »Ist ja gut«, sagte er, aber natürlich war gar nichts gut. »Danke, dass du dich überhaupt auf mich eingelassen und mich so lange ertragen hast.« Er tätschelte ihr den Rücken. Tracie hasste es, getätschelt zu werden.
    »Weißt du, Laura hat mir ein bisschen geholfen, mir über all das klar zu werden. Ich hab meine Prioritäten gesetzt, Tracie, und du bist meine Nummer eins.« Sie schluchzte noch mehr, aber er schien das gar nicht zu bemerken.
    »Dein Artikel war echt gut. Du bist besser als Emma Quindlen.«
    »Anna«, schluchzte Tracie, die jede Selbstbeherrschung zu verlieren drohte.
    Phil schaute sie besorgt an. »Beruhig dich, Liebling. Und probier doch mal den Ring an.«
    Sie brachte es nicht fertig; lieber hätte sie sich die Hand abgehackt. Der Mann, von dem sie so lange geglaubt hatte, dass sie ihn liebte, war nicht nur eine vollkommen lächerliche Gestalt, sondern ein Fremder. »Ich... Ich...« Sie versuchte, mit dem Weinen aufzuhören, wischte sich mit den Fingern Augen und Nase ab und schaute ihn an. »Phil, findest du, dass ich wunderschöne Ohrläppchen habe?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ist mir noch nie aufgefallen.«
    Tracie fing wieder an zu heulen. Phil stand auf, streckte die
Hand nach ihrem Schreibtisch aus und reichte ihr ein Kleenex. Dann wandte er ihr den Rücken zu und zog sein Sakko aus. Er legte es sorgfältig auf den Stuhl neben dem Bett und streichelte es wie einen braven Hund. »Ich muss gut auf das Baby hier aufpassen«, sagte er. »Ich glaube, die Jacke hat mir zu dem Job verholfen.«
    »Was für ein Job?«, brachte Tracie gerade noch heraus.
    Phil wandte sich wieder ihr zu, und zum ersten Mal sah sie das T-Shirt, das er unter seinem Jackett getragen hatte. Ein riesiges Logo von Micro/Con prangte darauf. Wortlos zeigte sie darauf und begann entsetzt, aus dem Bett zu krabbeln. »Was? Wie?«, stotterte sie. »Warum... bist du...«
    Phil schaute stolz auf seine Brust. »O ja«, sagte er. »Sie haben mir nicht nur den Job gegeben, sondern auch noch das T-Shirt und Aktien im Wert von tausend Dollar. Da staunst du, was?«

38.   Kapitel
    Jon schwitzte. Er lief, so schnell er konnte. Das letzte Mal hatte er eine solche Angst verspürt, als der Hund seines Nachbarn hinter ihm her gewesen war; das Vieh war dafür berüchtigt gewesen, dass es jeden biss, der näher als fünfzig Meter an den Hof seines Herrchens herankam. Diesmal aber versuchte Jon, vor sich selber davonzulaufen. Früh am Morgen hatte er es geschafft, ungesehen ins Gebäude von Micro/Con zu gelangen, und sich im Fitnessraum aufs Laufband begeben. Jetzt aber strömten immer mehr Menschen herein, und er wusste, das er sich das nicht einbildete – alle Augen waren auf ihn gerichtet. Normalerweise starrten die Leute ins Leere, während sie auf einem Heimtrainer strampelten, auf der Hantelbank Gewichte stemmten oder auf den Laufbändern joggten. An diesem Morgen aber glich ihr Blick eher einem Starren der Verwunderung – so, als ob sie eine berühmte Persönlichkeit wiedererkannten. So ist das also, wenn deine beste Freundin dein Leben vor aller Öffentlichkeit in der

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