Tolle Maenner
hat. Am Samstag durften die Glands zwar spielen, aber Phil durfte nicht mit, also war er sauer und hat sich besoffen. Dann hat er auch noch mit irgendeinem Mädchen geflirtet, und du bist gegangen und hast gehofft, er würde dir nachlaufen. Ist er aber nicht, also bist du nach Hause gegangen. Dann ist er sehr spät doch noch zu dir gekommen, aber im Hausflur eingeschlafen.«
»Du bildest dir wohl ein, dass du alles weißt?«, fragte Tracie halb amüsiert, halb verärgert. »Aber immer liegst du auch nicht richtig.« Sie machte eine Pause, aber Jon wartete weiter. »Also, er ist nicht in meinem Hausflur eingeschlafen«, protestierte sie schließlich. »Aber der Rest war leider richtig.«
Jon seufzte und schüttelte den Kopf. »Tracie, warum schickst du den Typen nicht einfach in die Wüste?«
In diesem Augenblick kam Molly zurück. Sie stellte Jons Teller sorgsam vor ihn auf den Tisch, bevor sie Tracies Teller vor sie hinknallte.
Tracie betrachtete das Rührei, das auf ihrem Tablett zitterte. »Ich weiß ja, dass es blöd klingt... aber ich liebe ihn eben.«
»Das ist nicht Liebe, sondern eine Zwangsvorstellung«, erklärte Molly, während sie ihr Kaffee nachgoss. »Und nicht mal eine besonders interessante Zwangsvorstellung.«
Tracie neigte den Kopf zu Molly, schaute aber Jon an. »Die mag mich nicht«, verkündete sie.
»Das stimmt nicht«, versuchte Jon sie zu beschwichtigen.
»O doch«, bestätigte Molly. »Seit Jahren höre ich jetzt schon deine Geschichten von fiesen Lovern. Du hast einen dieser Wichser nach dem anderen. Soll ich dir mal was sagen? Du langweilst mich zu Tode.« Damit ging sie zum nächsten Tisch.
Jonathan rief ihr nach. »Molly! Das war jetzt aber gemein.«
Und dann kam der Moment, vor dem er sich schon gefürchtet hatte.
»Und wie war dein Wochenende so?«, fragte Tracie.
7. Kapitel
Jon hatte ein Problem. Er erzählte Tracie alles oder zumindest fast alles, und das war auch gut. Weniger gut fand er allerdings, vor ihr wie ein Vollidiot dazustehen, wie ein Trottel und ein erbärmlicher Wicht. Er brauchte ihr Einfühlungsvermögen und ihren Rat, aber ihr Mitleid fürchtete er. Deshalb machte er meist Scherze über seine leidvollen Erfahrungen. Jetzt hob er die Hände und faltete sie hinter dem Kopf. »Ich bin der ungeschlagene Weltmeister, wenn’s um das beschissenste Privatleben Amerikas geht...«
»Kein Wunder am Muttertag.«
»Nein, fertig gemacht haben mich vor allem die Katastrophen vor dem Muttertag.«
Tracie runzelte die Stirn und verdrehte auf übertriebene Weise die Augen nach oben, als ob sie sich verzweifelt zu erinnern suchte. Sie sah dabei wirklich süß aus. »O Gott! Das tut mir aber Leid! Ich hatte das völlig vergessen. Das Rendezvous hat also nicht geklappt?« Sie seufzte. »Und was war mit dem großen Date?«
Molly brachte erneut Kaffee, goss Tracie welchen ein, schüttelte den Kopf und ging wieder. Tracie beugte sich über den Tisch und fragte leise: »Was ist denn passiert? Was ist schief gelaufen mit dem Rendezvous?« Plötzlich sprach blankes Entsetzen aus ihrer Miene. »Du hast doch wohl nicht diese Jacke mit dem Schottenkaro angehabt?«
»Nein«, versicherte er. »Den blauen Blazer.«
Tracie spuckte fast den Kaffee über den Tisch. »Du hast zu einer ersten Verabredung einen Blazer angezogen?«
»Ja, ich -«
»Für ein erstes Rendezvous darfst du dich grundsätzlich nie besonders schick machen. Der Witz dabei ist doch, locker zu wirken.« Nicht zum ersten Mal seufzte Tracie tief vor Enttäuschung. »Also... was ist passiert?«
»Na ja, ich gehe in die Bar, und sie winkt mir zu. Sie war eigentlich recht attraktiv, wenn man dürre Rothaarige mag. Ich gehe also zu ihr rüber und überreiche ihr die Blumen.«
»Du hast Blumen mitgebracht?«, schrie Tracie und warf entsetzt die Hände hoch. »Mein Gott, das stinkt ja geradezu nach Verzweiflung.«
»Vielleicht hat es deswegen nur elf Minuten gedauert. Wir hatten kaum begonnen, uns zu unterhalten, da sagt sie, sie hätte noch Wäsche im Trockner und wollte nicht, dass sie knittert.«
»Das ist wirklich mal eine neue faule Ausrede«, meinte Tracie. Ein paar Augenblicke lang ließen beide den Horror der Situation auf sich wirken, bevor Tracies Miene sich wie immer wieder aufhellte. Jon war überzeugt davon, dass ihr Optimismus angeboren war. »Ach komm, vergiss sie. Höchstwahrscheinlich war sie sowieso keine echte Rothaarige. Die Fassade passt doch nie zum Teppich.« Jon rang sich ein Grinsen ab,
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