Tolle Maenner
zu nett.«
»Das ist doch lächerlich«, meinte Jon.
»Ich weiß, dass dir das irgendwie unlogisch vorkommt«, räumte Tracie ein. »Wir Frauen verstehen es ja selber nicht ganz, und ich glaube eigentlich nicht, dass wir besonders gern leiden. Aber eines weiß ich sicher: Wir hassen Langeweile. Nimm zum Beispiel Phil: Er fasziniert mich. Er sorgt dafür, dass mein Leben interessant bleibt.«
»Er ist Bassgitarrist, um Himmels willen«, sagte Jon entgeistert. »Strohdumm. Total egozentrisch. Und egoistisch. Das nennst du interessant?« Er merkte, dass er womöglich zu weit gegangen war und sie gekränkt hatte.
Tracie aber lächelte nur. »Hast du vielleicht was gegen Jungs, die Instrumente mit vier Saiten spielen?«
Jon beruhigte sich wieder. »Überhaupt nicht. Nur gegen ihn. Er hat dich doch überhaupt nicht verdient.«
»Aber er ist einfach süß! Und dann der Sex mit ihm!«, sagte sie und errötete.
Jon wandte den Blick ab. Das war die Strafe dafür, dass er zu weit gegangen war. Es gab Dinge, die er gar nicht wissen wollte. Er seufzte. »Ich würde alles dafür geben, Frauen aufzureißen, so wie Phil das kann. Wenn ich bloß lernen könnte, mich dümmer zu stellen, als ich bin, oder egoistischer...« Er dachte nach. »Hey, Tracie, mir ist da gerade was eingefallen.«
»Dir fällt doch immer was ein«, sagte sie und stand auf. »Deshalb bist du ja auch der intergalaktische Alchimist der Kosmischen Systemerweiterung oder was auch immer du im Microland bist.«
»Nein, das meine ich nicht«, sagte Jon und blieb sitzen. Sie durfte jetzt noch nicht gehen. »Ich meine in Bezug auf mein Leben. «
»Na großartig. Können wir das vielleicht nächste Woche besprechen? Ich muss noch zum Supermarkt.«
»Was willst du denn da? Eine Strumpfhose kaufen?« Tracie war schon seit Jahren in keinem Supermarkt mehr gewesen.
»Nein. Natron. Und Mehl.«
»Arbeitest du an einem Forschungsprojekt, oder ist es was für deine Haare?«
»Es ist zum Backen«, erklärte Tracie, so würdevoll sie konnte, was ihr bei ihm nicht gut gelang.
»Seit wann backst du? Und wieso ausgerechnet um Mitternacht?« Jon kannte Tracie gut genug, um zu wissen, dass sie das schwarze Ding in ihrer Küche mit der Tür auf der Vorderseite für ein zusätzliches Schuhschränkchen hielt. Und er hoffte von ganzem Herzen, dass ihr keiner ein Brot in den Ofen geschoben hatte. »Soll das vielleicht ein Trick sein, um Phil süß zu stimmen? Da sehe ich bei deinen Backkünsten aber schwarz...«
»Du erwartest darauf doch wohl keine Antwort«, erwiderte Tracie und griff nach ihrer Jacke.
Jon stand nun ebenfalls auf. Er wollte nicht zeigen, wie sehr er sich nach Gesellschaft sehnte. Außerdem interessierte ihn das Geheimnis von Tracys neu entdeckter Häuslichkeit. Dann begriff er endlich.
»Ach so, das ist für deine Freundin Laura aus San Antonio. Die ist Köchin, oder?«
»Na und?«, sagte Tracie, während sie in ihre Jacke schlüpfte. »Das heißt doch noch lang nicht, dass ich nichts kann.«
»Du kannst eine ganze Menge«, bestätigte Jon. »Du kannst richtig gut schreiben, bist eine gute Freundin und weißt, wie man sich gut anzieht. Und Geschenke für Mütter aussuchen kannst du auch sehr gut. Aber backen...«
Tracie warf ihm einen Blick zu. »Sie ist aus Sacramento«, verbesserte sie ihn, was ihre Art war, ihm Recht zu geben.
Jon lächelte. »Ich helfe dir beim Einkaufen«, bot er ihr an.
»Was? Musst du denn nicht arbeiten oder schlafen? Das eine oder andere musst du doch immer. Und außerdem ist das die langweiligste Sache der Welt.«
»Nicht für einen Mann, der einen Korb bekommen hat, als
er sich zum Wäschefalten angeboten hat«, sagte Jon. »Ich kann ja den Einkaufswagen schieben.«
»Wenn du möchtest«, meinte Tracie achselzuckend und entfernte sich von ihrem Tisch, während Jon seine Taschen durchwühlte und hastig einen Zwanziger auf den Tisch warf. Ohne sich umzudrehen, sagte Tracie: »Du gibst ja schon wieder viel zu viel Trinkgeld. Ich sag’s ja – du bist einfach zu nett.« Tracie schüttelte den Kopf, während sie sich zwischen den leeren Tischen durchschlängelte. »Und Frauen wollen keine netten Jungs.«
Jon wurde immer aufgeregter. Genau. Warum war er nicht schon früher darauf gekommen? Es war perfekt – ein Konzept, das ihm schon fertig ausgearbeitet in den Sinn kam, genau wie das Parsifal-Projekt. Er musste Tracie dazu bringen, dass sie seinen Plan verstand, ihn guthieß und seine Vision wahr werden ließ. Aber darin
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