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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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und Tracie grinste zurück. »Und was war Samstagnacht? Du weißt schon, das Date mit deiner Kollegin? Die, nach der du dich mit der Lust von tausend pubertierenden Knaben verzehrst. Wie heißt sie noch mal?«
    »Sam. Samantha«, rief Jon ihr in Erinnerung. Einen Augenblick lang fragte er sich, warum er immer jeden Freund und Liebhaber von ihr mit Vor-, Nach- und Spitznamen kannte, sie dagegen... Er seufzte. »Das war sogar noch schlimmer«, gestand er.
    »Was kann schlimmer sein als ein erstes Rendezvous, das nur elf Minuten dauert?«
    »Also erstens, weil ich mich mit ihr im Freien verabredet hatte. Zweitens, weil es geregnet hat. Und drittens, weil sie gar nicht erst gekommen ist.«

    Tracie war so ehrlich überrascht, dass ihr die Kinnlade herunterklappte. Dann übertrieb sie es noch mehr, um ihre Überraschung zu überspielen. »Waaas? Sie hat dich total versetzt? Sie kam nicht einfach nur zu spät? Und du hast auch wirklich lang genug gewartet?«
    »Zwei Stunden.«
    »O Jon! Du hast zwei Stunden im Regen gestanden?«
    »Ja. Aber das hat mir nicht halb so viel ausgemacht wie die Tatsache, dass ich ihr morgen bei der Arbeit wieder begegnen werde.«
    »Aua, das tut weh!« Tracie verzog das Gesicht, und seine Demütigung spiegelte sich in ihrer Miene wider, bevor sie versuchte, sich von dem Schock zu erholen. »Jetzt sag mir wenigstens, dass sie angerufen und eine Nachricht hinterlassen hat mit einer halbwegs plausiblen Lüge«, bettelte sie.
    »Nichts. Keine Nachricht zu Hause, keine in der Firma, nicht einmal eine E-Mail. Und das, obwohl ich ihr auf allen drei Wegen Nachrichten habe zukommen lassen.«
    Tracie verzog das Gesicht. Jon lief vor Verlegenheit rot an. »Das hättest du mal besser bleiben lassen«, sagte sie.
    Jon versuchte, sich zu verteidigen. »Aber was hätte ich denn sonst machen sollen?«
    Tracies Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Das erinnert mich an eine Stelle, ich glaube bei Dorothy Parker, wo einem empfohlen wird, die Klappe zu halten.«
    »Aber wie hätte ich ihr denn sonst klar machen sollen, dass ich auf sie gewartet habe?«
    »Wozu solltest du sie das wissen lassen? Warst du nicht schon gedemütigt genug?«
    Jetzt war sie genervt. Jon sah in ihrem Gesicht etwas, was zu sehr nach Mitleid aussah. »Na, was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    Bevor Tracie antworten konnte, kam Molly wieder an ihren Tisch, offenbar von mitgehörten Gesprächsfetzen angezogen. »Dir eine suchen, die mit dir ausgehen möchte? Probier es doch
mal mit einer älteren Frau«, schlug sie mit klimpernden Wimpern vor. Tracie schaute nicht einmal zu ihr hoch, während Jon sich ein schwaches Lächeln abrang. »War wohl keine so gute Idee. Aber ich bin ja auch nicht aufs College gegangen.« Dann nahm sie hastig die leeren Teller und tänzelte wieder ab in die Küche.
    Tracie seufzte. »Also gut, Jon, du hast gewonnen. Dein Wochenende war noch beschissener als meines – und das jetzt schon in der dreiundachtzigsten Woche. Das ist ein neuer Weltrekord.« Sie kritzelte etwas auf ein Post-it-Blöckchen, das sie aus ihrer Handtasche gezogen hatte, und klebte Jon den Zettel aufs Hemd. Sie hatte ein blaues Band aufgezeichnet.
    »Großartig. Ein Orden für den weltgrößten Verlierer.« Tracie dachte kurz über die Sache nach. »Aber es ist nicht alles nur deine Schuld. Frauen werden oft magisch angezogen von... Problemen. Von Männern, die... eine Herausforderung darstellen. Weißt du, seit Freitag ist meine Freundin Laura bei mir …«
    »Laura? Ist sie gekommen? Werde ich sie jetzt endlich mal kennen lernen?« Jon hatte seit Jahren immer wieder von Laura gehört.
    »Bestimmt. Aber ich wollte damit sagen, dass sie im Moment bei mir wohnt, weil sie sich von Peter getrennt hat. Sie ist ganz verrückt nach ihm, obwohl sie sagt, dass er ein mieser Kerl ist, der panische Angst vor einer echten Beziehung hat. Daraus schließe ich, dass Frauen anscheinend solche miesen Typen bevorzugen, bis sie es dann doch aufgeben.«
    »Das ist unfair, wo ich mir doch so viel Mühe gebe.«
    »Ein mieser Typ zu sein?«
    »Nein, keiner zu sein, natürlich.«
    »Ich weiß, war nur’n Scherz. Aber das ist vielleicht genau der Punkt: Du gibst dir zu viel Mühe, und du bist... du bist einfach zu nett.«
    »Wie kann man zu nett sein?«
    »Jon, du bist zu nett und viel zu rücksichtsvoll. Bleiben wir
doch mal bei den Tatsachen: Heute hast du nicht nur deine Mutter besucht, sondern auch noch all deine bösen Stiefmütter. Du bist eben einfach

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