Tolle Maenner
etwas gab, was er... Aber ihm blieb keine Zeit nachzudenken, denn Tracie warf ihm einen schwarzen Rundhalspulli und Jeans zu und zog dann – in ihrer Verzweiflung – ihren eigenen Gürtel aus. Jon zuckte zusammen.
»Nein! Bitte nicht auspeitschen! Wird unpassende Kleidung so hart bestraft?«
»Nein, aber ich kapiere nicht, wie man für diesen Schrott auch noch gutes Geld ausgeben kann. Wir werden ums Einkaufen nicht herumkommen. Ich glaube kaum, dass ich aus diesem Zeug mehr als ein cooles Outfit zusammenbekomme. Alles klar? Also: Du wirst dich total verändern. Was du trägst, was du sagst, wohin du gehst, was du isst.«
»Was ich esse? Vielleicht ist das doch zu viel Veränderung«, jammerte Jon.
»Du hast es so gewollt, beklag dich also nicht.« Tracie zog die Augenbrauen hoch. Schweigend reichte sie ihm den Gürtel und deutete auf die Kleiderkammer. Er ging hinüber, um sich hinter der Tür auszuziehen.
»Muss ich jetzt gleich alles ändern?« Sie verdrehte die Augen. »War ja nur’ne Frage«, entschuldigte er sich und schlüpfte in die Jeans mit den geraden Beinen.
»Die Alchimistin hinterfragt man nicht«, rief Tracie von irgendwo unweit der Tür. »Sonst wirkt die Magie nicht.«
Tracie ging noch einmal seine Mäntel und Jacken durch. Sie begann, die ausgemusterten Kleidungsstücke zu bündeln und in einen Plastiksack zu stopfen.
Jon trat aus der Kammer. Er fühlte sich jetzt ganz klein – so wie der kleine alte Mann, der sich als der große Zauberer von Oz ausgegeben hatte. Tracie ließ den Sack fallen und musterte ihn. »Schon besser. Abgesehen von den Schuhen. Mit Joggingschuhen ist ab sofort Schluss.«
»Keine Joggingschuhe mehr? Aber…« Tracie runzelte die Stirn und wirbelte herum. »Das war gar kein aber «, versicherte Jon hastig. »Nicht mal eine Frage. Nur... eine Klarstellung. Also was soll ich an Stelle der Nikes tragen? Sandalen?«
Tracie drehte sich zu ihm um. »Nur wenn du glaubst, dass Jesus ein besonders heißes Liebesleben gehabt hat. Hör mal, Schuhe sind wichtig. Nette Jungs tragen Nikes oder TopSiders, Keds oder Converse. Stinklangweilig! Jungs, die wirklich sexy sind, bevorzugen Doc Martens oder Stiefel.« Sie blinzelte und musterte ihn noch einmal. Jon war nicht recht wohl dabei. Irgendwie ging das doch zu weit.
»Also«, sagte sie mit einem Seufzen, »ich muss dir jetzt mal die Sache mit den Hosen erklären.«
»Die Sache mit den Hosen?«
Tracie schien ihn gar nicht zu hören. »Dass ich dir das jetzt erzähle, ist ein wirklicher Vertrauensbeweis, aber ich finde, dass du das wissen musst. Die meisten Frauen schauen nämlich auf die Hosen.«
»Was?«, fragte Jon erschrocken. Er fürchtete schon, sie würde ihm nun erklären, dass Frauen ihre Liebhaber und Gatten danach aussuchten, wie stark sich die Hose ausbeulte, und er sich deshalb Socken in den Schritt stopfen müsste. Das könnte er
nun wirklich nicht ertragen, aber bevor er sie auffordern konnte, damit aufzuhören, stellte sie eine scheinbar völlig irrelevante Frage.
»Hast du mal Jenseits von Afrika gesehen?«
»Den Film?«
»Ja. Mit Robert Redford und Meryl Streep.«
»Nein«, sagte er.
»Oder Legenden der Leidenschaft ?«
»Ich kenne niemanden über vierzehn, der den gesehen hätte.«
»Einige von uns haben ihn gesehen«, vertraute Tracie ihm an. »Und alles nur wegen der Sache mit den Hosen. Eine Menge Frauen haben es mit den Hosen.«
»Was zum Teufel ist denn damit?«
Sie seufzte. »Es wäre einfacher, wenn du die Filme gesehen hättest. Es geht um eine ganz bestimmte Art von Hosen. Nicht die ganz stramm anliegenden...«
Jon atmete erleichtert auf. Er würde seine Hose also doch nicht ausstopfen müssen – aber was für eine Art von Hose er nicht ausstopfen musste, war ihm noch immer nicht klar.
»Aber auch nicht diese Dinger mit Bundfalten. Bloß keine Kakihosen mit Bundfalten, in denen die Männer wie Sofakissen aussehen, wenn sie sich setzen. Du brauchst Hosen, die vorne anliegen. Ich meine, Robert Redford war schon ganz schön alt und runzlig, als er in Jenseits von Afrika mitgespielt hat, aber in diesen Hosen hat er trotzdem verdammt gut ausgesehen. Meine Freundin Sara meint, es wären diese irre tollen Haare, aber die meisten Frauen, die ich kenne, geben zu, dass es die Sache mit den Hosen ist.«
»Und wo kriegt man solche Hosen?«, fragte Jon fasziniert.
»Da muss ich wohl mitkommen. Sie müssen nämlich nicht nur vorne glatt anliegen, sondern dich auch hinten richtig...
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