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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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an.«
    »Du meinst jeden Tag? Wie soll ich das sauber halten?«
    »Die Franzosen haben auch nur ein Outfit, und das tragen sie Tag für Tag.«
    »Aber in Frankreich sind sie an Körpergeruch gewöhnt«, wandte er ein.
    »Wasch die Sachen einfach jeden Abend, bis wir zum Einkaufen kommen. Glaub mir, es ist die Sache wert.«
    »Könnten wir das nicht online erledigen?«, fragte er. »So kaufe ich die meisten Sachen.«
    »So sehen sie auch aus. Kauf meinetwegen online ein, wenn du Online-Sex willst. Aber wenn du’s gern persönlicher hättest, müssen wir uns die Sachen anschauen gehen, Baby.« Sie musterte ihn von oben bis unten. »Du siehst eigentlich schon ganz vorzeigbar aus.«
    Als er sich im Spiegel beäugte, musste er zugeben, dass er schon weit mehr wie ein Mann als wie ein Kleiderständer der Heilsarmee aussah. »Ich denke, der Look steht mir«, bestätigte er.
    »Dann treffen wir uns morgen Abend zum Shoppen«, erklärte Tracie. »Auf dem Gebiet bin ich wirklich verdammt gut. Und vergiss deine Kreditkarten nicht.«

12.   Kapitel
    Der erste Laden, in den Tracie Jon schleppte, war ein Second-Hand-Shop nördlich der City, in dem nur erlesenste Ware verkauft wurde. Jon betrachtete die seltsamen Angestellten und die Kleiderständer mit noch seltsameren Klamotten. »Aber Tracie, das ist ja alles gebraucht«, sagte er.
    Sie hatte keine Zeit für Erklärungen. »Nein, nein, das Zeug ist Spitze«, erklärte sie und arbeitete sich durch den ersten Ständer. Sie konnte ihm natürlich auch neue Hemden, Sweater oder sogar Jeans kaufen, aber um seine unmögliche Micro-Jacke zu ersetzen, brauchte sie etwas, das nicht aussah, als käme es direkt von Gap. Ihrer Ansicht nach kleidete sich ein Mann dann interessant, wenn er sich nicht allzu sehr von den anderen unterschied, außer in einem ganz bestimmten Punkt – etwa mit einem klasse Jackett oder mit tollen Stiefeln. Außerdem musste es etwas sein, was man nicht einfach aus dem Katalog bestellen oder in einer Boutique kaufen konnte, weil das natürlich kein bisschen originell oder interessant war. Ein Jackett von Prada war zwar schweineteuer, aber trotzdem konnte es mit der entsprechenden Scheckkarte jeder Idiot kaufen. Tracie suchte etwas Einzigartiges, etwas Faszinierendes.
    Vielleicht war es deshalb so schwer, etwas Gebrauchtes, Einzigartiges und Passendes zu finden. In gewisser Weise machte man sich damit zur lebenden Werbetafel, aber statt für Bill Gates oder Micro/Con warb man für sich selbst, für sein inneres Ich: »Seht her, so bin ich. Einer, der vor zwanzig Jahren diese schwarze Lammnappajacke gekauft und so lange getragen hat, bis sie sich genauso zart anfühlt wie Babyhaut. Und ich liebe sie.« Prüfend betrachtete sie Jon mit zusammengekniffenen Augen.

    Dann ging sie zum Kleiderständer zurück. Also dann, welches Jackett wird den Leuten sagen, wer Jon ist – oder besser, wer er sein möchte? Quietschend schob Tracie die Bügel an der Stange entlang und ließ dabei Bowlingjacken, Kurzmäntel aus Polyester und die Oberteile von Freizeitanzügen hinter sich. Nichts. Nichts. Dann hielt sie inne. Vielleicht war das ja eine Möglichkeit. Ein langer schwarzer Gehrock mit schmalem Revers. Als sie ihm das gute Stück in die Hand drückte, stand ihm das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
    »Das?«, fragte er mit einer Stimme, die dem Quietschen der Kleiderbügel recht nahe kam. »Das soll ich anprobieren?«
    »Das wäre immerhin ein Anfang«, erklärte sie ihm mit grimmiger Entschlossenheit, bevor sie sich weiter durchs Angebot arbeitete. Vor ihr war ein Typ ebenfalls am Suchen, und er sah ganz so aus, als wüsste er, was er wollte. Er war geschmackvoll gekleidet, cool und wahrscheinlich reich. Er würde ihnen all die guten Sachen vor der Nase wegschnappen.
    Ihre Nervosität drängte sie so zur Eile, dass sie beinahe ein kleines Juwel übersehen hätte: ein enges schwarzes Lederhemd, das auf links gewendet auf dem Bügel hing. Sie musterte es und sah dann Jon an, der tatenlos neben ihr stand. Er betrachtete sie, als wäre sie nicht ganz bei Trost.
    Sie suchte und suchte. Am Ende hatte sie, trotz des Typen vor ihnen und obwohl es nicht viele brauchbare Sachen gab, einige Stücke in die engere Wahl gezogen – Sachen, die Jon in der Hand hielt, als ginge von ihnen eine erhöhte Ansteckungsgefahr aus. Sie hatte sogar eine coole Hose gefunden, die ihm eventuell passen konnte. Sie führte Jon in die Ecke mit den Umkleidekabinen und zeigte auf eine von ihnen.

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