Tolle Maenner
keine, über die ich in der Seattle Times schreiben könnte«, erwiderte sie und lachte. Sie konnte nicht anders.
Mit den Händen an ihren Schultern bugsierte er sie in einen Eingang neben einem Hummerbassin. In diesem Augenblick blickte Tracie auf und sah durch das Becken hindurch eine Micro /Con-Jacke. Sie linste durch die Scheiben. Das war Jon! Sie hatte ganz vergessen, dass sie ihm aufgetragen hatte, eine Frau aufzureißen. Er wirkte einsam und deprimiert. Sie trat aus dem Hauseingang. Als Jon sie sah, ging er strahlend auf sie und Phil zu. »He, ihr beiden!«
»Hallo, Jon!«, rief Tracie.
»Hallo!«, wiederholte Jon. Phil sparte sich die Begrüßung.
»Hab ich dir nicht gesagt, dass du diesen Micro/Con-Mist vergessen sollst?«
»Die Jacke auch?«, fragte Jon. »Aber ich liebe meine Micro-Jacke!«
»Mein Gott, Jon, du sollst den Eindruck erwecken, dass nichts an dir micromickrig ist«, erklärte Tracie mit ihrer Mae-West-Stimme. »Außerdem: Bist du eigentlich ein Mann oder eine Litfaßsäule?«
»Was macht das schon für einen Unterschied?«, fragte er zurück. »Die neuen Klamotten bringen mich völlig durcheinander. Ich weiß immer noch nicht, was wie zusammenpasst. Und gestern im Büro hab ich Samantha getroffen, und sie hat mich trotz meines neuen Outfits abblitzen lassen.«
»Keine Sorge«, sagte Tracie in einem Tonfall, der ihm wohl Mut machen sollte. »In zwei Wochen wird sie darum betteln, mit dir zusammen gesehen zu werden. Dann musst du...« Sie hielt
inne, als glaubte nicht einmal sie – sein Fan und Guru – daran. Aber sie war eine echte Freundin. »Dann musst du dir am Ende noch eine einstweilige Verfügung besorgen, um sie dir vom Hals zu schaffen«, prophezeite Tracie ihm.
»Ja. Dann kannst du mich Tommy Lee Delano nennen«, scherzte Jon.
Phil lachte. »Als ob du eine wie Pamela Anderson kriegen könntest. Wartet mal, ich schnorr mir mal schnell eine Zigarette.« Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sich Phil auf den Weg. Tracie erlaubte sich einen kurzen, wonnevollen Seufzer, als sie Phils langsam sich entfernende Rückansicht betrachtete. Was aber, wie sie feststellen musste, auch eine andere Frau tat.
»Vielleicht ist er ja ein mieser Typ, aber hat er nicht einen knackigen Hintern?«, fragte sie Jon.
»Ich bin da kein Experte, aber die Rothaarige da drüben scheint ganz deiner Meinung zu sein.«
Tracie funkelte Jon an, zuckte dann betont gleichgültig mit den Achseln und blieb an einem Stand stehen, wo sie mit übertriebener Sorgfalt Tomaten aussuchte.
Jon beobachtete Phil, der mit der Rothaarigen völlig mühelos ins Gespräch gekommen war. Jon fragte sich, ob Phils Hintern so viel besser aussah als seiner oder ob es vielleicht etwas anderes war, was die Aufmerksamkeit der Frauen erregte.
»Wie machen die Typen das bloß? Mir fällt es so schwer, aber für manche Leute ist es offensichtlich ganz einfach«, sagte er, noch immer mit Blick auf Phil.
»Ich frage mich manchmal dasselbe. Aber Laura hat schon als Kind gekocht.« Jon merkte, dass er von Phil gesprochen hatte, sie dagegen von Laura. Liebe macht eben blind. »Das ist nicht einfach ein Instinkt, sondern eine Fähigkeit, die man lernen kann. Ihr Vater hat es ihr beigebracht, und jetzt hat sie sich bereit erklärt, es mir zu zeigen. Man braucht reife, aber trotzdem feste Tomaten.« Jon sah zu, wie die Rothaarige eine Zigarette
aus dem Mund nahm und sie Phil gab. Er nahm sie und führte sie an die Lippen. Die Rothaarige sah wirklich wie eine reife Tomate aus. »Sie müssen richtig rot sein, nur dann sind sie auch süß.«
Jon wurde aus seinen Tagträumen gerissen. »Ich wusste gar nicht, dass Tomaten so kompliziert sind. Was kochst du denn?«, fragte er, ohne sonderlich daran interessiert zu sein.
»Spaghettisoße. Phil mag kein Essen aus der Dose.«
O Gott, wann kapierte sie es endlich. »Phil! Vergiss Phil! Tracie, du bist ja so dämlich. Du hast einen... einen viel besseren verdient.« Mit erhobener Stimme rief er zu Phil hinüber, der gerade die Rothaarige verließ, um zu Tracie zurückzukommen: »Kennst du den Witz über den IQ von Bassgitarristen?«
»O Mann«, stöhnte Phil.
»Klar.« Sie musste kichern, lenkte aber davon ab, indem sie die Tüte mit Tomaten in ihren Korb legte. »Wie nennt man einen Bassgitarristen mit einem halben Gehirn?«, fuhr Jon fort.
»Begabt«, zischte Phil. »Die hab ich alle schon von der Band zu hören bekommen.«
»Aber den hier kennst du noch nicht; den hab ich mir gerade
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