Tolle Maenner
erst ausgedacht. Was ist der Unterschied zwischen einem Bassgitarristen und einem Schwein?« Tracie bedachte Jon mit einem demonstrativen Stirnrunzeln, aber der ließ sich nicht beirren. Er wandte sich Phil zu. »Ein Schwein würde nie die halbe Nacht lang versuchen, den Bassgitarristen zu ficken.« Dann blickte er zu Tracie. »Anwesende selbstverständlich ausgenommen«, fügte er hinzu, als wäre dadurch alles wieder in Butter.
Phil zeigte Jon den Vogel. »Ich geh mal eine rauchen«, sagte er und verschwand.
»In Ordnung«, antwortete Tracie und schaute ihm nach. Dann wandte sie sich Jon zu. »Bring ihn bitte nicht gegen dich auf«, flehte sie. Dann dachte sie kurz nach. »Übrigens, ich wollte schon die ganze Zeit mit dir über eine Idee reden, die Marcus abgelehnt hat. Ich überlege mir nämlich, die Sache auf eigene Faust zu schreiben und anderen Zeitungen anzubieten.«
»Gute Idee«, sagte er. »Kann ich irgendwie helfen? Soll ich es Korrektur lesen oder redigieren oder -«
»Daran dachte ich eigentlich weniger«, sagte Tracie. »Ich möchte dich eher in der Story drin haben.«
»Was? Wieder eine von diesen Kurzbiografien? Dafür bin ich nicht interessant genug – jedenfalls nicht, bis das Parsifal-Projekt funktioniert. Dann werde ich auf der Titelseite sämtlicher Fachzeitschriften im ganzen Land sein. Aber keine Angst, du kriegst die Exklusivrechte.«
Der Vormittag lief gar nicht gut. Jon hielt es für richtig, sich der Realität zu stellen, so unerfreulich sie auch sein mochte. Erst hatten ihn drei Frauen abblitzen lassen, dann war er wegen seiner Jacke verspottet worden; danach hatte er mit ansehen müssen, wie ein Arschloch Erfolg hatte, wo er gescheitert war, und nun war auch noch seine beste Freundin verärgert. Und schon brauten sich neuerliche Peinlichkeiten zusammen.
Voller Entsetzen blickte Jon den Gang zwischen den Marktständen hinunter, aus dem mit einem voll gepackten Einkaufskorb die Brünette aus dem Kerzenladen, die ihn so komisch angesehen hatte, auf sie zukam. Jetzt lächelte sie so freundlich, dass sie einen Augenblick lang richtig hübsch aussah. Dann aber merkte er, dass sie gar nicht ihn anschaute. Sie lächelte Tracie zu. Mein Gott! Eine Lesbe! Das würde auch erklären -
»Hey, meinen Glückwunsch. Hast du Phil gegen ein neues Modell eingetauscht?«, fragte sie Tracie.
Jon schaute von ihr zu Tracie, die ihrerseits die Brünette anblickte, aber nicht sonderlich überrascht schien. Die müssen einander kennen, dachte er. Dann musterte die Brünette ihn. »Der kommt mir irgendwie bekannt vor«, meinte sie. »Ich glaube fast, Sie haben’s mal mit dem Frage-und-Antwort-Spiel bei mir versucht.« Sie lächelte Jon an. »Ich nehme an, Tracie hat Ihnen die richtigen Antworten gegeben. Glückwunsch! Sie ist ein tolles Mädchen. Mussten Sie Phil erst umbringen, um sie zu kriegen? Oder einfach nur bestechen?«
»Wovon redest du eigentlich?«, fragte Tracie, aber Jon hatte das ungute Gefühl, die Antwort zu kennen. »Denkst du etwa, er ist ein -«
»Ich denke gar nichts«, sagte die Brünette ruhig. »Ich denke so gut wie nie. Ihr beide seht zusammen einfach süß aus. Aber sind Sie eigentlich stumm?«
Jon war mehr als stumm. Er war sprachlos und wie erstarrt vor Verlegenheit – die Art Verlegenheit, die er nur aus dem Traum kannte, in dem er splitternackt auf der Bühne stand und seinen Text vergessen hatte. Denn mit wachsendem Entsetzen ging ihm auf, dass er vorhin versucht hatte, Tracies beste Freundin anzubaggern.
»Laura, das ist Jon. Jon, das ist Laura«, sagte Tracie zwischen den Gemüseständen.
»Der berühmte Jon«, grinste Laura, die sich sehr zurückhalten musste, um nicht in Lachen auszubrechen.
Tracie hätte schwören können, dass Jon errötete. Mein Gott, er war wirklich unmöglich! Man konnte ihn nicht einmal einer Freundin vorführen, ohne dass er sich anstellte. Tracie versuchte sich zu erinnern, ob Jon im College auch schon so linkisch gewesen war. »Die berüchtigte Laura. Du bist die Köchin aus Sacramento, stimmt’s?«, murmelte Jon, noch immer mit hochrotem Kopf.
»Sie arbeitet im Catering«, berichtigte ihn Tracie. Das hätte noch gefehlt, dass die beiden nicht miteinander klarkamen.
»Ich störe anscheinend schon wieder«, brach Laura das Schweigen.
»Wir haben uns nur gerade über Tracies Beruf unterhalten. Darüber, wie gut sie sein könnte.«
»Ha! Könnte ist das entscheidende Wort«, bestätigte Tracie mit einem Seufzer.
»Es ist
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