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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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haben!«
    »Ich war aber noch nie bei Jerry Springer dabei«, sagte Jon würdevoll. Und auf einmal konnte Tracie sich gut vorstellen, dass hinter seinen stillen dunkelbraunen Augen wahrhaft tiefe Wasser lagen.

19.   Kapitel
    Am Mittwoch der folgenden Woche trafen sich Jon und Tracie zum viel diskutierten Friseurtermin. Als sie in den Salon traten, plärrte ihnen laute Musik entgegen, und Jon schreckte instinktiv zurück. »Komm schon«, drängte Tracie. »Eine avantgardistische Haarpflege ist nichts für Leute mit schwachen Nerven.« Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn durch den Eingang. »Keine Angst«, sagte sie vergnügt, »Stefan wird sich schon um dich kümmern.«
    Das erste Mal in seinem Leben zweifelte Jon ihre Worte ernsthaft an – außer sie meinte die mafiose Variante von »sich um jemanden kümmern«. Na ja, was soll’s, dachte er dann. Er kam sich sowieso schon halb tot vor.
    War all das wirklich notwendig, um an eine Frau zu kommen? Es erforderte so viel Zeit, Überlegung und Kraft. Sollte er seine Energie nicht besser in die Beziehung selbst stecken statt in seine Garderobe und seine Frisur? Während Tracie ihn durch den Empfangsbereich zerrte – einen Raum voll greller Lichter, unglaublich lauter Technomusik und einem Dekor, das dem Set einer besonders miesen Gameshow zu entstammen schien -, spürte er, wie er innerlich zusammenzuckte. Es gab einen Punkt, ab dem ein Mann sich zur Wehr setzen musste, und er hatte das Gefühl, dass dieser Punkt nun erreicht war... bis die Frau mit den endlosen Beinen und dem hüftlangen, silbrig-goldenen Haar an ihnen vorbeischwebte. Sie nickte Tracie zu und lächelte ihn – ja, ihn – an. Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte. »Hallo Ellen«, grüßte Tracie so beiläufig, als wäre nicht soeben die Göttin der Liebe unter ihnen gewandelt.
    »Wer ist das?«, flüsterte er.

    »Was?«, fragte Tracie fast schreiend, während sie ihn weiterzerrte.
    »Wer ist das?«, fragte er, nun ebenfalls schreiend. Er hatte sich Knall auf Fall verliebt. Sie war ein Traum. Sie war das Paradies. Wäre da nicht dieser Höllenlärm gewesen, hätte er sich leicht vorstellen können, mit ihr im Garten Eden zu sein. »Wer?«, brüllte er schließlich.
    »Ellen? Ellen ist Ellen«, wiederholte Tracie, als würde das irgendetwas erklären.
    Sie hatten mittlerweile den Empfangsbereich durchquert und waren durch einen Raum voller Stühle und Spiegel geeilt, und jetzt führte Tracie ihn durch einen eher leeren Korridor, durch den allerdings immer noch Musik dröhnte. Je weiter sie gingen, desto weiter entfernte er sich von seiner Göttin. Zwei andere Frauen schritten an ihnen vorbei, und obwohl keine so ganz an Ellen heranreichte, waren auch sie unglaublich schön. Wow! Sie nickten entweder Tracie oder ihm zu, und auf die bloße Chance hin, dass sie ihn gemeint hatten, nickte er zurück. Keine von beiden kicherte oder zeigte mit dem Finger auf ihn. Anscheinend wurde von ihm erwartet, dass er zurückgrüßte, genau wie man von den beiden Frauen erwartete, dass sie ihn grüßten. Vielleicht, dachte er, hat Tracie von all dem doch eine gewisse Ahnung. Aber von Ellen wollte er sich auf keinen Fall ablenken lassen. »Wer ist Ellen?«, wiederholte er, sobald die beiden anderen Nymphen außer Hörweite waren.
    »Stefans Frau«, brüllte Tracie lässig, als brächte sie damit nicht seine ganze Welt zum Einstürzen. Sie traten durch eine Reihe von Türen, bis Tracie eine weitere öffnete – offenbar den Eingang zum Allerheiligsten in diesem Tempel der Schönheit.
    »Ist Stefan denn nicht schwul?«, rief Jon, der noch immer versuchte, die Technomusik zu übertönen. Doch als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, hatte der Lärm schlagartig ein Ende. Jon fand sich in einem kleinen, quadratischen, absolut stillen weißen Zimmer wieder, in dessen Mitte als einziges Möbelstück ein Friseursessel stand, der aus Star Wars hätte stammen können. Neben
dem Sessel stand ein groß gewachsener Mann und blickte ihn an.
    Der Typ war groß, vielleicht einsneunzig oder einsfünfundneunzig, und hatte sehr kurzes blondes Haar und eine Narbe, die quer über eine seiner blonden Brauen lief. Marke harter Bursche. Jon brach als Erster das Schweigen. »Hallo«, sagte er mit beinahe quiekender Stimme. »Sie müssen Stefan sein.«
     
    »Dir ist wahrscheinlich gar nicht klar, welches Opfer ich für dich bringe«, sagte Tracie, während sie Jon in den Sessel drückte. »Schau mich an – ich bin hier

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