Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)
Blick nicht von ihrem Gesicht.
»Weiter. Was haben Sie zu dem Fall zu sagen? Wenn Sie uns tatsächlich helfen, die Entführte zu finden, erwartet Sie eine hohe Belohnung«, sagte er und deutete mit der Pfeife auf sie.
Im Gegensatz zu dem anderen Polizisten wirkte er gemütlich und viel harmloser.
Sie fasste sich ein Herz. »Es geht mir nicht um das Geld, Sir. Ich will nur rechtzeitig meinen Flieger erreichen. Vor zwei Tagen hielt ich mich in einem Haus in der Bakerstreet auf. Dort sah ich eine geknebelte und gefesselte Frau, die gut die gesuchte Lady sein könnte.«
Vergebens wartete sie auf eine Reaktion von ihm.
»Kam mir zumindest so vor«, setzte sie ein wenig lahm hinzu. Sie überlegte, Rufus zu erwähnen, entschied sich jedoch dagegen.
Ruckartig schob der Mann den Stuhl zurück und kam auf sie zu. Er musterte sie aus kürzester Entfernung und strich dabei wieder mit Daumen und Zeigefinger über den Backenbart, als müsse er nachdenken.
»Harold, wären Sie bitte so freundlich, mir die Kappe und die Brille zu geben«, bat er höflich.
Kate überlief es eiskalt.
Sein Räuspern machte deutlich, dass er nicht unbegrenzt zu warten gedachte, also befolgte sie die Aufforderung.
Er legte beides auf den Tisch und sagte: »Der Verband. Sieht schlimm aus, das Blut.«
Mit diesen Worten fasste er die Binde und schob sie ruckartig hoch.
»Keine offene Wunde, aber üble Blutergüsse, offensichtlich Schlagverletzungen«, murmelte er.
Der andere Polizist stieß einen Schrei aus und deutete auf Kate. »Das ist doch die Gesuchte, Sir. Das ist Lord Standforts Tochter!«, rief er.
21. Aus der T raum
Kate wich zurück, bis sie mit dem Rücken an die Wandverkleidung stieß. Vehement schüttelte sie den Kopf und hob die unverletzte Hand.
»Nein. Ich bin Harold Klein und niemand sonst«, versicherte sie, wobei sie in der Aufregung vergaß, die Stimme entsprechend männlich klingen zu lassen.
So, wie die Männer sich ansahen, glaubten sie ihr ohnehin nicht.
»Natürlich. Wir klären das Ganze, keine Sorge, Harold«, sagte der Polizist mit der Brille betont gelassen.
Kate wusste, dass er sie nur zu beruhigen versuchte.
Er ging zum Telefon an der Wand und betätigte die Kurbel. Nach kurzem Warten nannte er seinen Namen und bat, mit dem Leiter der Sondereinheit
Elise
verbunden zu werden. Es dauerte nicht lange und er rief in die Sprechmuschel: »Ich habe hier jemanden, den Sie sich unbedingt ansehen sollten, Commissioner. Sieht mir aus wie die Tochter des Barons, behauptet jedoch, ein junger Mann zu sein.«
Er lauschte dem unsichtbaren Gesprächspartner und fügte hinzu: »Ein Schlag auf den Kopf oder der Schock. Hat einiges mitgemacht, wie es aussieht.«
Nach einer Pause fuhr er fort: »Natürlich, sofort.«
Er hängte den Hörer in die Gabel und wandte sich an seinen Untergebenen. »Sie übernehmen meine Vertretung. Ich begleite den jungen Herrn ins Hauptquartier.«
Bei den Worten überkam Kate die schiere Verzweiflung. Wie manövrierte sie sich aus dieser Situation?
»Mein Flieger. Den muss ich doch erreichen«, versuchte sie zu protestieren.«
Weiter kam sie nicht. Ein Bleiband legte sich um ihren Brustkorb. Hilflos schnappte sie nach Luft und kämpfte gegen die Panik an.
Der Polizist lächelte wieder.
»Keine Sorge. Ich verspreche, alles wird gut. Wir sind rechtzeitig da, verlassen Sie sich auf mein Wort.«
Obwohl er nach wie vor freundlich tat, traute sie ihm nicht länger und suchte einen Weg zu entkommen. Vergebens. Sein Kollege blockierte den Ausgang. Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete er sie, als warte er nur auf einen Fluchtversuch.
»Die Hand?«, fragte der Mann nun in einem Ton, als redete er mit einem verängstigten Kind. »Ist der Verband ebenfalls unnötig?«
»Gebrochen!«, antwortete sie heiser. »Eine zuschlagende Tür.«
»Verstehe«, sagte er, was sie stark bezweifelte.
Er tippte sich an die Nase und schlug vor: »Was halten Sie von einer kurzen Fahrt mit der Droschke. Das wird Ihnen gefallen, Harold.«
Kate wollte losschreien. Offensichtlich hielt er sie für geistesgestört und sie sah keine Möglichkeit, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
Er legte die Hand auf ihre Schulter und geleitete sie aus dem Raum. Sein sanftes Gehabe täuschte sie nicht länger. Nötigenfalls würde er sie mit eisernem Griff festhalten. Draußen vor dem Gebäude schob er sie in eine der wartenden Dampfkutschen und befahl dem Fahrer, sie zu einer bestimmten Adresse zu bringen.
Kate hockte ihm
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