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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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berichtet hatte. Kate stammelte, sie habe kurz eine Sache zu erledigen, sprang auf und eilte zum Ausgang.
    Der Matrose ließ sie durch, nachdem er sie darauf aufmerksam gemacht hatte, dass man nicht auf sie warten werde.
    Sie nickte nur, lief die Gangway hinunter und an den beiden Männern am Eingang zur Abflughalle vorbei. Einen Augenblick verweilte sie vor dem Suchplakat und kontrollierte, ob sie etwas überlesen hatte. Da stand nichts, was ihr zusätzliche Auskünfte gab.
    Sie durchquerte den Raum und suchte draußen nach dem Polizisten. Ein Stück entfernt redete er auf einen Fahrer ein, dessen Dampfkutsche neben Knattern und Scheppern eine schwarze Wolke produzierte, die hoch in den Himmel reichte.
    Kate eilte zu ihm. Wie sollte sie anfangen? »Ich habe sie gesehen«, stieß sie hervor. »Die Entführte vom Plakat. Glaube ich zumindest. Ich kann Ihnen die Adresse nennen.«
    Der Polizist drehte sich um und taxierte sie von oben bis unten.
    »Junger Mann. Sie sollten wissen, dass Sie mit derlei Sachen keine Scherze treiben dürfen.«
    Irritiert wich sie zurück und stammelte: »Entschuldigen Sie meinen Irrtum. Ich dachte, die Polizei sucht nach Informationen.«
    Die Gesichtsfarbe des Mannes wechselte ins Rote und seine Schnurrbartspitzen zuckten hysterisch auf und ab.
    »Nun, ich sehe, dem jungen Herrn steht der Sinn nach einer Begegnung mit meinem Vorgesetzten. Mitkommen!«, bellte der Ordnungshüter sie an.
    »Ich fliege gleich nach Neuanglia und muss rechtzeitig zum Abflug zurück sein«, beharrte Kate. Sie suchte das Ticket und hielt es ihm vor das Gesicht.
    »Nur, wenn alles in Ordnung ist«, knurrte er und warf nicht mehr als einen flüchtigen Blick darauf.
    Allmählich wurde ihr klar, welch schwerer Fehler ihr unterlaufen war. Besser und klüger wäre es gewesen, die Entführte zu vergessen. Oder einen Zettel zu schreiben und von einem Boten übergeben zu lassen. Wie oft hatte Gustav sie ausgescholten, weil sie voreilig gehandelt und einen Denkschritt übersprungen hatte? Zu Recht, wie sich nun zeigte.
    Ihr blieb nichts übrig, als dem unfreundlichen Schutzmann zu gehorchen. Dank ihrer Dummheit wusste er nun auch noch von ihrem Plan, nach Neuanglia zu fliegen. Wobei ihr Zustand ohnehin nicht erlaubt hätte, vor ihm wegzulaufen.
    Er eskortierte sie in das Abfluggebäude und regte sich die ganze Zeit über die gedankenlose Jugend auf. Darüber, dass der junge Herr vermutlich zu viel getrunken habe und sich einen Spaß daraus mache, ehrlich arbeitende Menschen mit Lügengeschichten zu belästigen. Die Verletzungen sähen aus, als ob sie von einer Schlägerei stammten. Kate biss sich auf die Zunge, schwieg eisern und hoffte, dass er sie nach dieser Litanei laufen ließ, wenn er ihr schon nicht glaubte. Leider ein Irrtum. Zielstrebig ging er auf eine Tür zu.
Polizei
stand in verschnörkelten Lettern auf der bronzenen Tafel an der Wand daneben. Barsch wies er sie an, vor ihm einzutreten. Sie fand sich in einem holzgetäfelten Raum wieder, in dem es nach Bohnerwachs und Tabakqualm roch. Drei Gasleuchten sorgten für Helligkeit, denn durch die Milchglasscheibe des einzigen Fensters drang nur wenig des ohnehin trüben Tageslichts. Ein Herr in Polizeiuniform saß hinter einem mächtigen Schreibtisch, vor sich einen Stapel Papiere.
    Fragend blickte er hoch und musterte sie durch dicke Brillengläser, die seine Augen unnatürlich groß aussehen ließen. Er strich sich über den Backenbart, griff nach der abgelegten Pfeife und nahm einen Zug.
    »Und?«, fragte er und blies Rauchwölkchen in die zum Schneiden dicke Luft.
    »Dieser Jüngling behauptet, er wisse etwas von der kleinen Standfort, Sir«, sagte der Polizist und schnaubte. »Unsinn, ich weiß. Wir sollten ihn nicht so davonkommen lassen. Hat eine Schlägerei oder Schlimmeres hinter sich, denke ich.«
    Der Vorgesetzte lehnte sich zurück und ließ Rauchkringel aufsteigen.
    »Bekämen wir für jede angebliche Sichtung ein Pfund, wären wir reich, mein junger Herr«, erklärte er ruhig. »Ihr Name. Ach, und woher stammen die Verletzungen?«
    Kate rang um Atem. Der hohe Kragen ihres Hemdes schnürte mit einem Mal den Hals ein und sie fror und schwitzte zugleich. Sie räusperte sich und antwortete mit künstlich tiefer Stimme: »Ich heiße Harold Klein und meine Verwundungen habe ich bei einem Kutschenunfall erlitten.«
Gut, dass sie diesen Satz im Flugschiff geübt hatte.
»Ich besitze eine Fahrkarte für den heutigen Flug nach Neuanglia.«
    Der Mann nahm den

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