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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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bei dieser Person, was sagtest du?«
    Kate hatte ihm nichts Dementsprechendes erzählt, doch kam es ihr vor, als würde er ihr glauben und das reichte.
    »Seit meinem sechsten Geburtstag. Seitdem durfte ich das Haus nie mehr verlassen. Sie ließ die Hunde auf mich abrichten.«
    Sein Gesichtsausdruck offenbarte Verwunderung. Bevor sie mehr sagen konnte, schlug die Tür so heftig auf, dass der Knauf gegen die Wand knallte.
    Ein Mann stürmte herein. »Sie haben Neuigkeiten von Elise, Commissioner?«
    Kate schnellte hoch, griff an die schmerzenden Rippen. Der Baron, ohne Zweifel. Vorsichtig betrachtete sie ihn aus den Augenwinkeln. Ein gepflegter und gut aussehender Herr. Von den Schuhen bis zum Zylinder tadellos gekleidet. Kerzengerade hielt er sich, umklammerte einen silbernen Gehstock, gegen den Gustavs bester Ausgehstock geradezu schäbig wirkte.
    Dennoch kam er ihr weniger Furcht einflößend vor, als sie befürchtet hatte. Ihr Entschluss stand fest. Half sie, seine Tochter zu finden, würde sie ihn bitten, sie vor Madame zu beschützen.
    Ihre Blicke trafen sich. Er zuckte zusammen und sein ohnehin bleiches Gesicht verlor noch den Rest an Farbe.
    »Mein Kind, wer hat dich so zugerichtet?«, fragte er und blinzelte, als wisse er nicht, ob er seinen Augen trauen konnte.
    Der Commissioner erhob sich und eilte schnell um den Schreibtisch herum.
    »Dies ist nicht ihre Tochter Elise. Alles verhält sich anders. Setzen Sie sich doch, Lord Standfort, und ich erkläre Ihnen, was ich vermute.«
    Sichtlich irritiert folgte der Mann der Aufforderung und nahm dabei den Blick nicht von Kate.
    »Ich glaube, diese Geschichte ist äußerst verzwickt und ungewöhnlich. Kate gibt an, zu Lady Ballinghams Haushalt zu gehören und aus dem Armenhaus zu stammen.«
    Der Baron schüttelte den Kopf.
    »Lady Ballingham? Audra? Unmöglich«, flüsterte er. Er hob die Hand, als wollte er Kate anfassen. Unsicher wich sie zurück.
    »Kate fürchtet Lady Ballingham. Sie behauptet, die Frau, die sie übrigens als
Madame
kennt, habe sie seit Jahren in einem Haus in der Bakerstreet eingesperrt und nun versucht, sie zu töten. Sie sagt ferner, sie habe in dem Gebäude kürzlich eine Gefangene gesehen, die Elise sein könnte.«
    Der Commissioner machte eine kurze Pause und setzte dann hinzu: »Meine Leute befinden sich auf dem Weg zu der Adresse.«
    Das Gesicht des Barons drückte Verwirrung und Unglauben aus.
    »Ihre Lordschaft, eine unerfreuliche, doch nötige Frage. Handelt es sich bei diesem Geschöpf um einen verschwiegenen Abkömmling?«
    Dem Commissioner war anzusehen, wie schwer er sich mit dem letzten Satz tat.
    Der Baron blickte ihn an, als begreife er nicht, um welche Auskunft er gebeten wurde. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein. Weder von mir noch von meiner Frau. Und dabei ähnelt sie Elise so sehr, dass ich denke, meine Augen spielen mir einen Streich.«
    Er deutete auf Kate und ergänzte: »Wie ein Ei dem anderen.«
    Der Polizeichef nickte und wandte sich an Kate.
    »Erzähle dem Baron und mir von deinem Leben bei dieser Madame«, forderte er sie auf. »Vielleicht begreifen wir dann mehr.«
    Kates Mund fühlte sich knochentrocken an. Sie ging zum Schreibtisch und trank einen Schluck des abgekühlten Tees.
    Die ganze Zeit nahm der Baron den prüfenden Blick nicht von ihr. Adelige reagierten empfindlich, sobald sie auf Gewöhnliche trafen, oder?
    Natürlich gab er nicht zu, einen Bastard gezeugt zu haben. Vermutlich war es ihm unangenehm, dass sie ihn mit ihrer Existenz belästigte. Dennoch, sie musste ihre bescheidenen Möglichkeiten nutzen, sonst endete ihre Flucht in Madames Kellergefängnis.
    »Wenn ich Ihnen helfe, Elise zu retten, kann ich dann gehen, Lord Standfort?«, wagte sie zu fragen. »Meine Fahrkarte nach Neuanglia benutzen, mehr will ich nicht. Ich schwöre, Ihnen nie wieder unter die Augen zu kommen und Anglia für immer fernzubleiben.«
    Der Baron betrachtete sie, als könne er seinen Ohren nicht trauen.
    »Wenn du meine Tochter rettest, stehe ich in deiner Schuld und werde dir helfen«, sagte er erst ein wenig zögerlich. Mit deutlich verärgerter Stimme fügte er dann hinzu: »Aber, ich habe keine Bastarde gezeugt, falls du einer zu sein glaubst. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte Väter.«
    Kate biss sich auf die ohnehin wunde Lippe. Offensichtlich hatte sie ihn gerade ungewollt beleidigt.
    Zum Glück mischte der Commissioner sich wieder ein: »Jetzt setz dich, Kind, und fang an zu erzählen.«
    Mit zitternden

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