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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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gegenüber und überlegte, wie sie sich aus der verzwickten Lage befreien könnte.
    »Was, wenn ich mich irre?«
, durchfuhr es sie. Vielleicht war die Entführte jemand anderes, hatte, wie sie, niemanden, der sich um sie scherte. Die Polizei interessierte sich wenig für das Schicksal von Frauen, denen ein übler Lebenswandel nachgesagt wurde. Tote dieser Art zählten kaum. Madame würde doch niemals die Tochter des Barons in ihrem Haus verstecken, oder?
    Falls ihr keine Lösung einfiel, sich aus diesem Schlamassel herauszuwinden, lieferte man sie am Schluss wieder Madame aus.
    Kate stürzte den Kopf in die gesunde Hand und hoffte, irgendwie ein Wunder zu erleben.
    »Meine Herrin bringt mich um, sobald sie mich zurückbekommt. Sie hat mich verprügelt, eingesperrt und wollte mich verdursten und verhungern lassen«, brach es aus ihr hervor.
    Der Polizist musterte sie. In seinem Mundwinkel hing die erloschene Pfeife und wippte auf und ab, als lache sie über ihre Naivität.
    »Ich versichere Ihnen, wir lösen das Problem«, sagte er mit einem Zwinkern.
    Frustriert starrte sie ihn an.
    »Sie verstehen mich nicht. Ich bin ein Armenhäuslerkind und lebe seit meinem sechsten Geburtstag bei ihr, arbeite für sie. Madame hat mir die Urkunde gezeigt, wonach man ihr die Verfügungsgewalt über mich zugesprochen hat.«
    Ihre Stimme schnappte über vor Angst.
    Er nickte. Sein Lächeln wirkte jetzt gezwungen.
    »Das alles muss schlimm gewesen sein«, erwiderte er und blickte dabei aus dem Fenster.
    Sie stöhnte. Er glaubte ihr kein Wort.
    Die Dampfkutsche hielt mit einem durch Mark und Bein gehenden Quietschen an. Er stieg zuerst aus und blieb in ihrer Nähe, bis sie ebenfalls herausgeklettert war, und nahm auch dann die Augen nicht von ihr.
    Das ausladende rote Backsteingebäude vor ihr war das Polizeihauptquartier. Riesige Statuen alter Götter blickten auf sie hinab und amüsierten sich über ihre Not und die grandiose Dummheit, den Flieger zu verlassen. Von dem einst blütenweißen Marmor war nichts mehr zu erkennen. Schmutziges Grau wechselte ab mit pechschwarzen Bereichen, ein Opfer der rußigen Luft.
    Im nächsten Moment baute sich ein weiterer Herr vor ihnen auf.
    Kates Begleitung schlug die Hacken zusammen und bellte: »Commissioner.«
    Kate schnappte nach Atem. Der Titel bedeutete, dass sie es mit dem mächtigsten Mann der Polizei zu tun hatte.
    Obwohl er keine Uniform trug, strahlte der Unbekannte Selbstbewusstsein und Autorität aus. Aus flinken, intelligenten Augen musterte er sie eingehend. Jemandem wie ihm entging nichts.
    »Erstaunlich. Ausgezeichnete Arbeit, Bates«, sagte er und tippte an seinen Hut.
    Kates Begleitung nahm das Lob mit unbewegter Miene entgegen, obwohl sich seine Gesichtsfarbe ins Rötliche färbte. Er räusperte sich und reichte ihm ihren Ausweis mit den Worten: »Perfekte Fälschung, Commissioner. Ohne die Ähnlichkeit wären wir nicht darauf aufmerksam geworden.«
    Ihr Gefühl, wie ein gefangenes Kaninchen in die Ecke getrieben zu werden, verstärkte sich noch. Die Schlinge zog sich weiter zu.
    Der Commissioner warf ihr erneut einen prüfenden Blick zu und sagte jovial: »Harold, ja? Ich würde mich gerne ein wenig mit Ihnen unterhalten, junger Freund. Lassen sie uns dazu in mein Büro gehen.«
    Kurz wandte er sich Bates zu. »Den Rest erledige ich.«
    Der Mann nickte eifrig und schlug ein weiteres Mal die Hacken zusammen.
    Soweit zu seinem Versprechen, dass ich es rechtzeitig zu meinem Flieger schaffe
, dachte Kate bitter.
Was für ein Dummkopf ich bin, immer den falschen Leuten zu vertrauen.
    Während Bates in die Kutsche einstieg und dem Fahrer befahl, ihn zum Flughafen zurückzubringen, deutete der Commissioner auf die Eingangstür. Kate blieb keine andere Möglichkeit, als ihm zu folgen.
    Im Inneren des Gebäudes führte er sie einen kurzen Flur entlang und quer durch einen Raum mit zahlreichen Polizisten. Die anwesenden Männer warfen ihr verstohlene Blicke zu und widmeten sich dann wieder der Arbeit, als wollten sie auf keinen Fall die Aufmerksamkeit des Commissioners auf sich ziehen.
    Dennoch schnarrte ihre Begleitung einen von ihnen an: »Statt zu starren, lassen Sie lieber Tee und Kekse in mein Büro schaffen, Jaspers.«
    Der Angesprochene sprang auf.
    »Sofort, Sir«, sagte er und sprintete los.
    »Sobald Ihre Lordschaft eingetroffen ist, unverzüglich zu mir bringen«, befahl der Commissioner dem Rest der Männer.
    »Jawohl, Sir!«, ertönte es einstimmig.
    Er führte sie in einen

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