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Tolstoi Und Der Lila Sessel

Tolstoi Und Der Lila Sessel

Titel: Tolstoi Und Der Lila Sessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Sankovitch
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E-Mail-Kommunikation noch in den Anfängen steckt) beschließen sie, nur mit Briefen zu kommunizieren. Sie haben keine Zweifel, dass sie ihre liebevolle Verbindung allein durch Worte aufrechterhalten können.
    Doch als die Monate der Trennung vergehen, stellen beide fest, dass Briefe allein nicht ausreichen. Selbst ein Telefongespräch hin und wieder ist nicht genug. Trennungsschmerz und Einsamkeit, kombiniert mit der Sehnsucht nach Nähe zu einem Partner, verleiten beide Eheleute zu Seitensprüngen. Zwar ist ihre Liebe nicht erkaltet, aber sie sind füreinander unerreichbar geworden. Jocelyn ist ohne Charles in die Ferne gegangen, und die Natur erträgt kein Vakuum. Ein anderer muss den Raum einnehmen, der durch die Abwesenheit des Ehepartners entstanden ist.
    In The English Major schickt der Autor seinen Helden allein auf eine Reise. Der sechzigjährige Cliff, ein ehemaliger Farmer und Englischlehrer, ist von seiner Frau Vivian wegen eines anderen Mannes verlassen worden. Cliff beschließt, alle amerikanischen Bundesstaaten zu bereisen, von denen er als Junge geträumt hat, in die er aber nie gekommen ist. Mit einer festgelegten Route und einer Liste mit allem, was es unterwegs zu sehen und zu unternehmen gibt, bricht er auf. Natürlich wird sein Plan durchkreuzt, als plötzlich Marybelle auftaucht, eine ehemalige Schülerin. Marybelle steigt zu Cliff ins Auto – und verschafft ihm nicht nur Gesellschaft, sondern auch wilden Sex und ungeplante Zwischenstopps.
    Cliff denkt viel über Sex nach. Warum Männer Sex wollen, warum Frauen Sex wollen, warum Lust entflammt, erlischt und von Neuem aufflackert. Cliff stellt fest, dass ein Lächeln ausreichen kann, um Lust zu entfachen. Manchmal regt sich der »Wurm«, bloß weil eine Kellnerin mit breitem Hintern Cliff anstrahlt (»nicht viele Frauen strahlen«) oder weil ihm der Hintern der Babysitterin im Bikinihöschen einfällt, den er vor sich sah, als sie einmal im Sommer aus seinem Auto stieg: »Dreißig Jahre später ist ihr Hintern immer noch ein lebendiges Bild in meinen Neuronen.«
    Das verstand ich. Denke ich an die Hand, die mir unter dem Tisch im Collegepub über den Schenkel strich, läuft mir ein Schauder über den Rücken. Die Kraft der Erinnerung – an Lust auslösende Berührungen – macht die Beschreibung einer Verführung, von der ich lese, lebendig. Auch wenn es keine schon gespeicherte Erinnerung gibt, kann Lust allein durch Worte ausgelöst werden. Vor ein paar Jahren dachte ich darüber nach, eine Website mit Geschichten zum Thema »Wie bringe ich mich in Stimmung?« für all die Frauen einzurichten, die mir erzählt hatten, dass ihr ursprünglich feuriges Interesse an ihrem Partner mit der Zeit erloschen sei.
    »Ich liebe ihn«, sagte eine Freundin, »aber ich begehre ihn nicht mehr.«
    Die Idee, Geschichten zu schreiben, um Frauen zu stimulieren, habe ich verworfen, weil es genügend Autoren gibt, die sehr gut über Sex schreiben. Stattdessen riet ich meinen Freundinnen, ein Glas Wein zu trinken, eine erotische Geschichte aus einem guten Buch zu lesen und sich dann ihren Liebsten vorzunehmen.
    »Lies Der Matrose von Gibraltar von Marguerite Duras oder Das Delta der Venus von Anaïs Nin«, schlug ich vor. »Oder Männer sind die halbe Miete von Terry McMillan.« Stella muss bis nach Jamaika reisen und sich einen jungen Hengst suchen, um ihr Feuer wieder zu entfachen, aber wer das Geld zum Reisen nicht hat, kann sich auch allein von Büchern stimulieren lassen. Erst letzten Monat habe ich Waiting in Vain von Colin Channer gelesen. In dem Buch gab es großartige – und innovative – Szenen über lustvolles Treiben. Genug, um selbst die schalste Beziehung wieder in Schwung zu bringen.
    Ein solches Buch hätte auch Laura Rider in Jane Hamiltons Roman Laura Rider’s Masterpiece nützlich sein können. Für Laura hat das Begehren in der Ehe ein Verfallsdatum. Ist das Datum abgelaufen, verschwindet die Lust ein für allemal. Sie liebt ihren Mann, aber so, »wie ein Pferd nur zu einer bestimmten Anzahl von Hürdensprüngen fähig ist, hatte auch Laura sich verausgabt«. Laura räumt den »Willkommensgruß von der Schwelle« und teilt ihrem Mann mit, dass Sex nicht mehr im Angebot ist. Das Problem an Lauras Erklärung liegt darin, dass ihr Ehemann mit dem Thema Sex noch nicht fertig ist. Er will Sex, er sieht es als notwendigen Teil einer Beziehung und verliebt sich in eine andere Frau, mit der er auch schläft. Lauras Leben gerät in Turbulenzen,

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