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Tolstois Albtraum - Roman

Tolstois Albtraum - Roman

Titel: Tolstois Albtraum - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Ausschnitte ins Netz gestellt, das mit dem brennenden Schiff und die Sache mit dem Hermaphroditen. Damit Pantelejmon begreift, dass er es ernst meint. Dann haben wir einen Online-Flashmob organisiert, damit das Ganze wahrgenommen wird. Und schon ging die Diskussion im Netz los. Zwar wurde vor allem diskutiert, warum die Popen das Kätzchen umgebracht haben, wo doch ihr Hermaphrodit einen Katzenkopf hat – aber das war mein Fehler, ich Idiot habe in der Hektik nicht aufgepasst. Dann fingen sie an, über die abrahamitischen Religionen zu streiten, und haben sich gegenseitig angegriffen. Solches Gerede wird überwacht. Eine halbe Stunde später hatten die Hardliner-Tschekisten schon Wind davon und wussten auch, wer für den Online-Flashmob verantwortlich war. Sie haben geguckt, wer Süleymans Kryscha ist, und plötzlich sehen sie, dass sie das ja selbst sind. Der Chef bei den Hardlinern ist jetzt General Schmyga. Ein unheimlicher Typ, vor dem haben sie einfach alle Angst. Ein Monster. Jeden Sonntag fliegt er zum Elbrus – vom Hubschrauber aus Schneeleoparden jagen. Die Bodyguards stellen ein MacBook Air zehn sechs 38 an den Abhang und er nimmt es mit einem Scharfschützengewehr aufs Korn. Nicht mal die Grünen können da ihre Klappe aufreißen. Und der Chef bei den Liberalen ist Oberst Urkins.«
    »Komischer Name«, bemerkte T.
    »Den hat er gegen Urkinson eingetauscht, damit sie ihn bei den Tschekisten aufnehmen. 39 Er kommt aus einem lettischen Schützenregiment, behauptet er. Ein cooler Typ. Angeblich hat er sich auf einem Bathyskaph in den Marianengraben hinuntergelassen, und da hätten ihn ernste Wesen instruiert, was er zu tun hat. Urkins ist ein wichtiger Mann, er wird jeden Monat nach London geschickt, um so zu tun, als würde im Kreml jetzt ein frischer Wind wehen. Aber Schmyga ist wichtiger. Der Oligarch Botwinik hat ihm noch persönlich Kampf- NLP beigebracht, bevor er starb. Deswegen hat das liberale Lager ihn auch um die Ecke gebracht, heißt es.«
    »Ich verstehe nicht einmal die Hälfte von dem, was Sie sagen«, beklagte sich T. »Was ist Kampf- NLP ?«
    »Das weiß keiner so genau. Aber es gibt jede Menge Gerüchte. Zum Beispiel, wenn Schmyga am Telefon zu jemandem irgendwas Unverständliches sagt und drei Tage später ist der Typ ganz aufgedunsen und stirbt. So einer ist er – nur damit Sie verstehen, was für Leute dabei sind. Jedenfalls hat Schmyga sich eingeschaltet und Süleyman angerufen. Hör mal, du Kanake, sagt er zu ihm, tickst du noch ganz sauber? Deine Kreativfuzzis fallen über sämtliche ibrahimischen Religionen her. Sogar die Zoroastrier haben sie beleidigt. Süleyman hat das zuerst gar nicht kapiert – welche Zoroastrier?, fragt er. Und Schmyga sagt: Na, welche schon, fuck? Die russischen Mazdaisten. Süleyman darauf: Welche denn, General, die, die einen Dreier fahren oder einen Sechser – wir reden doch hier von den Mazdafahrern, oder nicht? Schmyga war inzwischen auf hundertachtzig. Ich meine die russischen Feueranbeter, kapiert, sagt er. Plötzlich gefällt es denen nicht, dass dein brennender Kahn untergeht, plötzlich beleidigt das ihre religiösen Gefühle. Süleyman fand, er werde zu Unrecht angemacht, und sagt: Na ja, wenn man will, kann man auch an einem Pfosten was zu meckern finden, Genosse General. Wir wissen doch, worum es geht, wir sind ja keine Kinder. Schmyga darauf: Mich kannst du damit überzeugen, Süleyman, aber bei den beleidigten Zoroastriern klappt das nicht. Süleyman kriegte Panik und dachte, Schmyga wendet schon Kampf- NLP an, weil das Gespräch irgendwie komplett abgedriftet war. Aber Schmyga ließ nicht locker: Die Zoroastrier sind ja gut und schön, aber über wen fällst du als Nächstes her – über Gott Zebaot? Bist du noch ganz dicht? Willst du den Liberalen eine Steilvorlage bieten? Urkinson hat dich doch vor Gericht in fünf Minuten besiegt und es kostet ihn nichts, dich vor den Kadi zu schleppen. Denkst du vielleicht, dass ich wegen des Extremistenartikels 40 drankomme? Von wegen, sagt er. Du bist deshalb dran, nicht ich. Dich kann man ganz einfach um die Ecke bringen – es gibt jede Menge Psychopathen in Moskau. Schwarze Witwen, Nibelungen, 41 die Kryptoonanisten von Prawaja Ru, 42 Quarteronen aus dem Byzantinischen Klub. Die Buddhisten sind heutzutage komplett ausgetickt, bei denen muss man auch mit allem Möglichen rechnen. Und außerdem, was hast du da im Klub ›Dreizehn Huris‹ über den Islam erzählt? Keine Ahnung, sagt Süleyman. Darauf

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