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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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welche er meinte.
    Der Leutnant aber, welcher den sogenannten Toastmaster, das ist Zeremonienmeister, bei den auszubringenden Gesundheiten vorstellte, war mit dem Namen Sophie allein nicht zufrieden, sondern sagte, er müsse auch ihren Geschlechtsnamen wissen; worauf Jones ein wenig Anstand nahm, aber gleich darauf Sophie von Western nannte. Fähnrich Northerton beteuerte, er wolle nicht auf ihre Gesundheit in einer Reihe mit seinem eigenen Toast trinken, wofern nicht jemand für ihre Würdigkeit Bürgschaft leiste, »ich kenne eine Sophie Western« sagte er, »die es fast mit der Hälfte aller jungen Kerls zu Bath zu thun gehabt hat, und vielleicht könnte es eben das Mädchen sein.« Jones versicherte ihm sehr feierlich das Gegenteil und beteuerte, das junge Frauenzimmer, das er genannt, sei von hohem Stande und großem Vermögen. »Ei, ja, ja!« sagte der Fähnrich, »das ist sie. Bei meiner Seele, 's ist dasselbige Mädchen, und wer wettet ein halb Dutzend Flaschen Burgunder? Tom Franz von unserem Regiment soll sie in jedem Weinhause in der Brückengasse uns zuführen, so wie wir da sind!« Er fuhr darauf fort, ihre Person ganz genau zu beschreiben, (denn er hatte sie dort mit ihrer Tante gesehen) und beschloß endlich damit, daß er sagte: ihr Vater besäße große Güter in Somersetshire.
    Die Zärtlichkeit der Liebhaber kann nicht wohl den leisesten Spaß mit dem Namen ihrer Geliebten vertragen. Unterdessen ahndete doch Jones, der übrigens gemäß seines Temperaments Liebhaber [38] und Held genug dazu war, diese Verleumdung nicht so hastig, als er vielleicht gesollt hätte. Da er, die Wahrheit zu bekennen, von dieser Art Witz noch nicht viel erlebt hatte, so verstand er ihn wirklich nicht und bildete sich eine ganze Weile hindurch ein, Northerton habe sich in der Person seiner Geliebten geirrt. Jetzt aber wendete er sich mit einer ernstlich drohenden Miene gegen den Fähnrich und sagte: »Ich bitte, mein Herr, wählen Sie sich einen andern Gegenstand für Ihren Witz; denn, ein- für allemal ich leide keinen Mutwillen oder Spaß mit dem Charakter dieser jungen Dame.« – »Mutwillen oder Spaß! Der Teufel hol' mich, wenn ich in meinem Leben etwas ernsthafter gemeint habe! Tom Franz, von unserm Regiment, hat's zu Bath mit beiden zu thun gehabt; mit Nichte und Tante.« – »So muß ich denn im Ernst sagen,« schrie Jones, »daß der Herr einer der unverschämtesten Schurken auf Gottes Erdboden ist.«
    Er hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als der Fähnrich, eine volle Weinflasche, begleitet von einer ganzen vollen Ladung von Flüchen, nach Jones' Kopfe warf; sie traf ihn ein wenig über dem Schlafe an der rechten Seite und streckte ihn augenblicklich zu Boden.
    Als der Siegesheld gewahr ward, daß sein Feind ohne Bewegung vor ihm lag, und daß aus der Wunde ziemlich reichlich Blut hervorquoll, begann er darauf zu sinnen, das Schlachtfeld zu verlassen, woselbst keine Ehre mehr einzuernten war; allein der Leutnant verhinderte es, indem er sich vor die Thüre stellte und ihm solchergestalt den Rückzug abschnitt.
    Northerton lag dem Leutnant sehr dringend an um seine Freiheit, indem er ihm die gefährlichen Folgen seines Bleibens zu Gemüte führte und ihn dabei fragte: was er weniger hätte thun können? »Schwere Not!« sagte er. »Ich hatte bloß meinen Spaß mit dem Kerl. Ich habe in meinem Leben kein böses Wort über Fräulein Western gehört!« – »Haben Sie nicht, wirklich?« sagte der Leutnant. »Nun, so verdienen Sie reichlich, gehangen zu werden; sowohl für Ihren Spaß, als dafür, daß Sie solche Waffen brauchen. Der Herr ist mein Arrestant, und soll keinen Schritt von dannen setzen, bis die gehörige Wache zu seiner sicheren Begleitung anlangt.«
    Solch ein überwiegendes Ansehen hatte unser Leutnant über den Fähnrich, daß alle die brausende Kourage, welche unsern Held zu Boden gestreckt hatte, den besagten Fähnrich schwerlich soweit beseelt haben möchte, seinen Degen gegen den Leutnant zu ziehen, hätte er auch einen an der Seite hängen gehabt. Alle Degen aber, welche an der Seite des Eßzimmers aufgehängt waren, hatte der französische Offizier gleich beim Anbeginn des Zanks in Sicherheit [39] gebracht; so daß also Herr Fähnrich Northerton genötigt war, den Ausgang dieser Sache abzuwarten.
    Der französische Herr und der Fähnrich Adderly hatten auf Verlangen des befehlhabenden Offiziers den Körpers unsers Jones von der Erde aufgehoben; da sie aber wenig oder gar keine Zeichen des

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