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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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aller der Verbindlichkeiten, welche Madame Miller vom Herrn Jones erhalten hatte, konnte sie sich doch des folgenden Morgens nicht enthalten, ihm einige sanfte Vorstellungen wegen des Gelärmes zu thun, welches vorige Nacht auf seinem Zimmer vorgefallen war. Diese Vorstellungen waren gleichwohl so sanft und freundlich, unter der (wirklich wahren) Versicherung, daß sie dabei weiter nichts zur Absicht habe, als einzig und allein Herrn Jones' wahres Bestes, daß er, weit entfernt, sich dadurch für beleidigt zu halten, die Ermahnungen der guten Frau mit Dankbarkeit aufnahm, bezeugte, daß ihm das Vorgegangene leid thäte, es so gut beschönigte als er vermochte, und dabei versprach, inskünftige niemals mehr dergleichen Unruhen ins Haus zu bringen.
    Allein obgleich Madame Miller sich nicht enthielt, ihm beim ersten Morgengruß unter vier Augen eine kleine Epistelpredigt zu halten, so war doch die Veranlassung, weswegen er diesen Morgen herunterzukommen gebeten ward, von einer viel angenehmeren Art. Es geschah wirklich des Endes, daß er bei Mademoiselle die Stelle eines Vaters vertreten und solche am Altare dem Herrn Nachtigall geben sollte, welcher jetzt völlig angekleidet und auch völlig so nüchtern war, als wie viele meiner Leser glauben werden, ein Mann sein muß, der auf eine so unbesonnene Weise sich eine Frau antrauen läßt.
    Und hier ist es vielleicht nicht unrecht angebracht, wenn wir erklären, auf was für Art und Weise der junge Bräutigam den Klauen seines Oheims entwischt und wie er in die Umstände geraten sei, in welchen wir ihn den Abend vorher erblickt haben.
    Demnach also, als der Onkel mit seinem Neffen in seiner Wohnung angekommen war, ließ er, teils aus eigner Liebhaberei (denn er hatte ein herzliches Behagen an seiner Weinflasche), teils auch um seinen Neffen außer stand zu setzen, seinen Vorsatz unmittelbar auszuführen, Wein anschaffen, womit er dem jungen Menschen so wacker zutrank, daß dieser, obgleich er dem Trunke nicht ergeben, aber doch auch davon kein so abgesagter Feind war, daß er sich [158] durch Weigern des Ungehorsams und der Unhöflichkeit hätte schuldig machen wollen, sehr bald seine volle Ladung erhielt.
    Eben als der Oheim diesen Sieg gewonnen hatte und für seinen Neffen ein Bett zurechtmachen ließ, kam ein Bote mit einer Nachricht an, die ihn dergestalt vor den Kopf stieß und so aus aller Fassung brachte, daß er den Augenblick alle Gedanken an seinen Neffen fahren ließ und alle seine Sinne bloß mit seinen eignen Angelegenheiten beschäftigte.
    Diese plötzliche Nachricht war nichts geringeres, als daß seine Tochter sich beinahe den ersten Augenblick seiner Abwesenheit zunutze gemacht hätte, um mit einem benachbarten jungen Geistlichen auf und davonzugehen, gegen den der Vater nur eine einzige Einwendung hätte haben können, nämlich, daß er keinen Heller im Vermögen hatte. Indessen hatte sie es nicht für rätlich erachtet, solche ihre Liebschaft selbst diesem Vater anzuvertrauen, und so künstlich hatte sie ihre Sachen anzufangen gewußt, daß keine Seele das Geringste davon geargwohnt hatte, bis nun nach vollzogener Heirat.
    Der alte Herr Nachtigall hatte kaum diese Nachricht vernommen, als er in der äußersten Verwirrung befahl, sogleich eine Postchaise anspannen zu lassen, und nachdem er seinen Neffen der Sorge eines Bedienten anempfohlen hatte, unmittelbar das Haus verließ und kaum wußte was er that oder wohin er ging.
    Nachdem also der Onkel abgereist war, kam der Bediente herein, um den Neffen zu Bette zu bringen. Er weckte ihn deswegen auf, und als er ihm nach vieler Mühe begreiflich gemacht hatte, daß sein Onkel abgereist sei, verlangte Neffe Nachtigall, anstatt die ihm angebotene gütige Bedienung anzunehmen, mit großem Eifer, daß man eine Sänfte schaffen sollte, welches der Bediente, der keinen ausdrücklichen Befehl erhalten hatte, ihn zu bewachen, sehr willig ausrichtete. Und nachdem er solchergestalt wieder nach dem Hause der Madame Miller getragen worden, strauchelte er herauf nach Herrn Jones' Zimmer, wie vorhin erzählt worden ist.
    Nachdem nunmehr der Riegel des Oheims weggeschoben worden (obgleich der junge Nachtigall noch nicht wußte, wie es zugegangen) und alle Interessenten sehr bald in Bereitschaft gesetzt waren, so stiegen die Mutter, Herr Jones, Herr Nachtigall und seine Braut in eine Mietkutsche, die sie nach dem geistlichen Gerichtshofe brachte, woselbst Mademoiselle Nanette in aller Behendigkeit, nach der gemeinen

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