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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Besuchs.
     
    Herr Fitz Patrick, welcher von der Tante Western, wie vorhin erzählt, den Brief seiner Frau empfangen und auf diese Weise erfahren hatte, wohin sich seine Ehehälfte begeben hatte, kehrte gerades Weges nach Bath zurück, und von da ging er gleich des folgenden Tages weiter nach London.
    Der Leser ist schon oftmals von der eifersüchtigen Gemütsart dieses Herrn belehrt worden. Er wird gleichfalls die Güte haben, sich des Verdachts zu erinnern, welchen er auf Herrn Jones zu Upton geworfen hatte, da er ihn in dem Zimmer der Madame Waters fand, und ob nun zwar nachher hinlängliche Gründe diesen Verdacht zu heben schienen, so machte doch die vorteilhafte Beschreibung, welche seine Frau Gemahlin vom Herrn Jones in diesem Briefe gab, daß er sich des Umstands erinnerte, wie sie zu eben der Zeit gleichfalls in dem Gasthofe gewesen, und dies rührte einen solchen Wirrwar von Umständen in einem Kopfe durcheinander, der von Natur schon eben keiner von den hellsten war, daß sich aus dem ganzen Brei jenes grünäugige Ungeheuer bildete, dessen Shakespeare in seinem Trauerspiele Othello Erwähnung thut.
    Und nun, eben da er in der Gasse nach seiner Gemahlin fragte, und in dem Augenblick, da ihm ihre Hausthür gezeigt worden, trat zum Unglück Herr Jones heraus.
    Fitz Patrick erkannte Herrn Jones' Gesicht nicht sogleich; da er gleichwohl eine junge, wohlgekleidete Mannsperson aus dem Hause seiner Ehefrau kommen sah, so ging er geradeswegs auf ihn zu und fragte ihn, was er in dem Hause da gemacht habe? »Denn drin müssen Sie gewesen sein, das weiß ich gewiß, da ich Sie herauskommen sah.« Jones antwortete ganz bescheiden, daß er eine Dame besucht habe, die drin wohnte. Worauf Fitz Patrick erwiderte: »Was haben Sie bei der Dame zu thun?« Worauf Jones, welcher sich nunmehr der Stimme, der Gesichtszüge und in der That auch des Rocks dieses Herrn vollkommen erinnerte, ausrief: »Ha, mein lieber Freund, geben Sie mir Ihre Hand! Ich hoffe es ist kein böses Blut mehr unter uns beiden, über einen kleinen Irrtum, der sich vorlängst zutrug.«
    »Mein Seel, Herr!« sagte Fitz Patrick, »ich kenne Ihren Namen nicht, und Ihr Gesicht auch nicht.« – »In der That, mein Herr,« sagte Jones, »auch ich habe nicht das Vergnügen Ihren Namen [210] zu wissen. Ich erinnere mich aber noch ganz wohl, daß ich ehemals Ihr Gesicht zu Upton gesehn habe, wo sich ein possierlicher Streit unter uns beiden erhob, den, wenn er noch nicht beigelegt sein sollte, wir jetzt gleich bei einer Bouteille Wein beilegen wollen.« – »Zu Upton?« schrie der andre – »ha! mein Seel! ich glaub' Ihr Name ist Jones.« – »Wirklich,« antwortete er, »so heiß ich.« – »O mein Seel!« schrie Fitz Patrick, »Sie sind just der Mann, den ich finden wollte, – mein Seel! ich will gleich eine Bouteille mit Ihnen trinken, aber erst will ich dir das Spund im Hirn-Lägel verkeilen. Da! das ist für dich, du Schurke! Mein Seel! wenn Sie mir keine Satischfakschon geben für den Schlag, so geb' ich Ihnen noch einen dazu.« Damit zog er seinen Degen und stellte sich in die Positur des Parirens, denn das war die einzige Wissenschaft, die er verstand.
    Jones war ein wenig betäubt von dem Schlage, der ihn zu unerwartet traf; er faßte sich aber bald wieder und zog gleichfalls, und ob er gleich nichts von der Fechtkunst verstand, so drang er doch so herzhaft auf Fitz Patrick los, daß er seinen Degen durch die Parirung hindurch, und die Hälfte der Klinge seinem Gegner in den Leib stieß, welcher diesen Stoß nicht sobald empfangen hatte, als er zurücktrat, die Spitze seines Degens zur Erde senkte, sich darauf lehnte und ausrief: »Satischfakschon genug, ich bin ein Mann des Todes!«
    »Das hoff' ich nicht,« schrie Jones, »aber es fall' auch aus, wie es wolle, so müssen Sie wissen, daß Sie es sich selbst zugezogen haben.« In diesem Augenblicke stürzte eine Anzahl Kerle herbei, die sich des Herrn Jones bemächtigten, welcher ihnen sagte, daß er keine Gegenwehr thun wolle und bat, daß doch wenigstens einige von ihnen für den verwundeten Herrn Sorge tragen möchten.
    »Nu, nu!« schrie einer von den Kerlen, »für den verwundeten Herrn wird man schon Sorge genug haben, denn ich denke, er wird wohl nicht viel Stunden mehr leben. Und er, Herr, hat wenigstens noch einen ganzen Monat zugute.« – »Verflucht Stoffel,« sagte ein andrer, »seine Seereise hat er aufgekündigt und steuert nun auf einen andern Hafen zu,« und mehr dergleichen

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