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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Frauenzimmer weiß zu machen, man sei in sie verliebt, wenn sie zumal verliebten Temperaments ist, und ob sie gleich meine Tante ist, so muß ich doch sagen, daß keine so hellige Seele mehr zu finden ist, als Ihro Gnaden. Können Sie nicht vorgeben, daß die Verzweiflung, die Niece zu erlangen, weil sie Herrn Blifil versprochen worden, Sie dahin gebracht habe, Ihre Gedanken auf die Tante zu richten? Meine Kousine Sophie kann ich für kein so einfältiges Gänschen halten, daß sie die geringste Bedenklichkeit gegen so etwas haben, oder sich es als etwas unrechtes vorstellen sollte, wenn einmal eine von diesen Unholdinnen für das häufige Unheil gezüchtigt würde, das sie mit ihren tragisch-komischen Leidenschaften über die Familien ziehen, denn es ist schon schlimm genug, daß sie nicht nach den Gesetzen dafür zu züchtigen sind. Ich hatte dergleichen Skrupel nicht, und doch, hoffe ich, wird meine Kousine sich nicht dadurch beleidigt glauben, wenn ich sage, sie kann eine jede Art von wirklicher Falschheit nicht ärger verabscheuen, als ihre Kousine Fitz Patrick. Pflichtvolle Achtung gegen meine Tante zu haben, des kann ich mich nun freilich nicht rühmen und sie hat es auch nicht um mich verdient. Unterdessen, mein Herr, habe ich Ihnen meinen guten Rat mitgeteilt, und wenn Sie bei sich anstehn ihn zu befolgen, so muß ich meine hohe Meinung von Ihrem Verstande herabstimmen, weiter nichts.«
    Jetzt sah Jones ganz deutlich den Schnitzer, den er gemacht hatte, und strebte aus allen Kräften ihn wieder auszumerzen; es glückte ihm aber so schlecht, daß er sich nur immer tiefer in taube Worte saud Widersprüche hineinstotterte und stammelte. Die Wahrheit zu sagen, ist es oft sicherer, es still hingehen zu lassen, wenn man sich einmal verschnappt hat, als zu suchen es wieder gut zu machen, denn gemeiniglich arbeitet man sich nur immer tiefer hinein, anstatt sich herauszuwickeln, und wenige Menschen haben bei solchen Gelegenheiten die Gutherzigkeit, welche Madame Fitz Patrick gegen Herrn Jones bezeigte, da sie ihm mit einem Lächeln sagte: »Sie haben nicht nötig, sich noch weiter zu entschuldigen zu suchen, denn ich kann einem wirklich verliebten Manne alles gar leichtlich verzeihen was, eine Wirkung der Zärtlichkeit für seine Geliebte ist.«
    Sie ernuerte hierauf ihren Vorschlag, empfahl solchen sehr dringend und ließ keinen Beweggrund ungenutzt, den ihre Erfindungskraft über diesen Gegenstand nur hervorbringen konnte, [207] denn sie war so heftig gegen ihre Tante aufgebracht, daß sie nichts in der Welt wußte, was ihr mehr Vergnügen gewähren könnte, als sie dem Gelächter preiszugeben und, wie ein wahres Frauenzimmer, wollte sie bei der Ausführung eines Lieblingsprojekts von keinen Schwierigkeiten hören.
    Jones beharrte gleichwohl dabei, das Unternehmen von sich abzulehnen, welches auch in der That nicht die geringste Wahrscheinlichkeit eines guten Erfolgs für sich hatte. Er entdeckte ohne Mühe die Ursachen, durch welche sich Madame Fitz Patrick verleiten ließ, ihren Rat so äußerst andringlich zu machen. Er sagte: er wolle die zärtliche und leidenschaftliche Achtung nicht leugnen, die er für Sophie hege, er wäre sich aber der Ungleichheit ihrer Lagen so wohl bewußt, daß er sich niemals mit der Hoffnung schmeicheln könne, ein so göttliches junges Frauenzimmer werde sich soweit herablassen, auf einen Menschen zu denken, der ihrer so unwürdig sei, ja, er beteuerte, er könne es kaum übers Herz bringen, es nur einmal zu wünschen. Er schloß mit Aeußerungen von großmütigen Gesinnungen, die wir für jetzt nicht Muße haben herzusetzen.
    Es gibt einige feine Damen (denn ich wage es hier nicht, gar zu allgemein zu sprechen), bei denen die Ichheit so durch und durch vorleuchtet, daß sie solche niemals von irgend einem Gegenstande trennen, und weil Eitelkeit bei ihnen ein Triebrad ist, so sind sie geneigt, jedes Lob, das ihnen in den Weg kommt, aufzugreifen und es, ob es gleich fremdes Eigentum ist, zu ihrem eigenen Gebrauche anzuwenden. In Gesellschaft solcher Damen ist es unmöglich von einem andern Frauenzimmer etwas artiges zu sagen, was sie nicht auf sich selbst bezögen; ja, oftmals verschönern sie noch die Lobsprüche, welche sie solchergestalt auffangen, als zum Beispiele, wenn dieser ihre Schönheit, ihr Witz, ihre Artigkeit, ihr munteres Wesen, soviel Lob verdienten, was verdiene denn nicht ich, die ich diese Eigenschaften in einem soviel vorzüglichern Grade besitze?
    Bei dieser Art

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