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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Ahnung, ob sie mir geglaubt hat, aber es muß sich doch sehr großartig angehört haben. Ein Haus und eine Kuh und ein Brunnen und sogar ein Kühlschrank! Dreimal mußte ich sie anrufen, aber schließlich hat sie mir dann doch die Nummer gesagt. Allora, Dickie, wo finde ich dich?«
    »Darum geht´s ja nicht. Ich würde gern mit dir essen, wenn ich nicht diesen Zug da kriegen müßte, aber . . .«
    »Va bene, ich werde dir beim Koffertragen helfen! Sag mir, wo du bist, und ich werde dich mit einem Taxi abholen kommen!«
    »Die Zeit ist kurz. Warum wollen wir uns nicht in etwa einer halben Stunde am Bahnhof treffen? Es ist der Zug nach Neapel um halb elf.«
    »In Ordnung.«
    »Wie geht´s Marge?«
    »Ah - inamorata di te«, lachte Fausto. »Wirst du sie in Neapel treffen?«
    »Ich glaube nicht. Bis gleich, Fausto. Muß mich beeilen. Arrivederci!«
    »´Rivederci, Dickie, addio!« Er hängte auf.
    Wenn Fausto heute nachmittag die Zeitungen sah, würde er begreifen, warum Tom nicht zum Bahnhof kommen konnte, sonst aber würde er wohl einfach annehmen, sie hätten sich irgendwie verpaßt. Wahrscheinlich aber sah Fausto mittags die Zeitungen, dachte Tom, die italienischen Zeitungen würden die Sache ganz groß aufmachen - Mord an einem Amerikaner auf der Via Appia. Wenn die Polizei dagewesen war, nahm er einen anderen Zug nach Neapel - nach vier, damit Fausto sich nicht mehr am Bahnhof herumdrückte -, und in Neapel würde er auf das nächste Schiff nach Mallorca warten.
    Er hoffte nur, daß Fausto der Auskunft nicht auch noch seine Adresse aus der Nase zog und vor vier Uhr noch hier auftauchte. Er hoffte, Fausto landete nicht gerade dann hier, wenn die Polizei da war.
    Tom schubste ein paar Koffer unter das Bett, die anderen schleppte er in seinen Schrank und schloß die Schranktür. Er wollte nicht, daß die Polizei den Eindruck gewann, er sei gerade dabei, aus der Stadt zu verschwinden. Aber warum war er denn so nervös? Wahrscheinlich hatten sie keinerlei Anhaltspunkte. Vielleicht hatte ein Freund Freddies gewußt, daß Freddie gestern versuchen wollte, ihn zu treffen, das war alles. Tom nahm seinen Pinsel zur Hand und befeuchtete ihn im Terpentinbecher. Der Polizei zuliebe sollte es so aussehen, als wenn ihn die Neuigkeit vom Tode Freddies nicht so sehr aufgeregt hätte, daß er nicht noch ein bißchen hätte malen können, während er auf sie wartete, auch wenn er ausgehfertig angezogen war, weil er ja gesagt hatte, er wollte gehen. Er wollte ein Freund Freddies sein, aber kein allzu enger Freund.
    Um halb elf ließ Signora Buffi die Polizisten ein. Tom schaute den Treppenschacht hinunter und sah sie. Sie blieben nicht stehen, um ihr Fragen zu stellen. Tom ging in die Wohnung zurück. Im Zimmer schwebte der würzige Geruch von Terpentin.
    Es waren zwei: ein älterer Mann in Offiziersuniform und ein jüngerer in gewöhnlicher Polizistenuniform. Der ältere begrüßte Tom höflich und wünschte seinen Paß zu sehen. Tom wies ihn vor, und der Offizier blickte scharf von Tom auf das Bild von Dickie, schärfer als jemals ein Mensch bisher daraufgeblickt hatte, und Tom machte sich schon auf alles gefaßt, aber nichts geschah. Der Offizier gab ihm den Paß zurück mit einer kleinen Verbeugung und einem Lächeln. Er war ein kleiner Mann mittleren Alters, er sah aus wie tausend andere Italiener mittleren Alters auch, er hatte buschige Augenbrauen, schwarz mit grau, und einen kleinen, buschigen schwarzgrauen Schnurrbart. Er sah weder besonders schlau noch dumm aus.
    »Wie ist er getötet worden?« fragte Tom.
    »Man hat ihn mit einem schweren Gegenstand auf den Kopf und ins Genick geschlagen«, erwiderte der Offizier, »und ihn ausgeraubt. Wir nehmen an, daß er betrunken war. War er betrunken, als er gestern nachmittag Ihre Wohnung verließ?«
    »Na - ein bißchen. Wir haben beide getrunken. Wir haben Martinis und Pernod getrunken.«
    Der Offizier schrieb sich das auf seinen Block, auch die Zeit, in der Freddie nach Toms Angaben hiergewesen war, von ungefähr zwölf bis ungefähr sechs Uhr.
    Der jüngere Polizist, ein hübscher Bengel mit nichtssagendem Gesicht, schlenderte durch die Wohnung, die Hände auf dem Rücken verschränkt, er beugte sich ganz nahe zur Staffelei, dabei wirkte er ganz ungezwungen, als befände er sich allein in einem Museum.
    »Wissen Sie, wohin er wollte, als er hier wegging?« fragte der Offizier.
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Aber Sie hielten ihn noch für fähig, den Wagen zu fahren?«
    »O

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