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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Presse vom Verschwinden Dickies, und Marge würde ihm die Schuld geben, das wußte Tom. Sie würde an Dickies Vater schreiben, Tom Ripley übe einen niederträchtigen Einfluß aus, das war das allermindeste. Mr. Greenleaf mochte sich sogar dazu entschließen, herüberzukommen.
    Wie schade, daß er nicht als Tom Ripley vor sie hintreten und sie in dieser Hinsicht beruhigen konnte, um sich dann als Dickie Greenleaf zu präsentieren, gesund und munter, damit er auch dieses kleine Geheimnis aufgeklärt hätte!
    Er könnte eigentlich Tom ein bißchen mehr hervorkehren, dachte er. Er könnte noch etwas krummer gehen, er könnte schüchterner sein denn je, er könnte sogar eine Hornbrille tragen und seinen Mund noch trauriger und matter hängen lassen, damit es von Dickies Straffheit abstach. Denn es konnte sein, daß von den Polizisten, mit denen er sprechen müßte, einige ihn schon als Dickie Greenleaf erlebt hatten. Wie hieß doch der in Rom? Rovassini? Tom beschloß, sein Haar noch einmal in einer stärkeren Hennalösung zu spülen, damit es noch dunkler würde, dunkler, als sein Haar normalerweise war.
    Zum drittenmal sah er alle Zeitungen durch nach irgend etwas zum Fall Miles. Nichts.

22
    Am anderen Morgen stand ein langer Artikel in der größten Zeitung. Von dem vermißten Tom Ripley war nur in einem ganz kleinen Absatz die Rede, dafür schrieb das Blatt kühn, Dickie Greenleaf »setze sich selber dem Verdacht der Mittäterschaft« an dem Miles-Mord aus und man müsse annehmen, er weiche der »Frage« aus, solange er sich nicht gestellt habe, um sich von dem Verdacht zu reinigen. Die Zeitung erwähnte auch den gefälschten Scheck. Sie schrieb, die letzte Nachricht von Richard Greenleaf sei sein Brief an die Bank in Neapel gewesen, in dem er bestätigte, es seien keine Fälschungen gegen ihn begangen worden. Aber von den drei Experten in Neapel hätten zwei erklärt, daß ihrer Meinung nach die Januar- und Februarunterschriften Signor Greenleafs gefälscht seien, womit sie sich in Übereinstimmung befänden mit der amerikanischen Bank Signor Greenleafs, die Faksimiles seiner Unterschriften nach Neapel geschickt hätte. Das Blatt schloß leicht scherzhaft: »Kann ein Mensch gegen sich selber eine Fälschung begehen? Oder deckt der reiche Amerikaner einen seiner Freunde?«
    Hol sie der Teufel, dachte Tom. Dickies Handschrift hatte sich oft genug geändert: er hatte sie gesehen auf einer Versicherungspolice zwischen Dickies Papieren, und er hatte sie in Mongibello gesehen, direkt vor seiner Nase. Sollten sie doch alles ausgraben, was er in den letzten drei Monaten unterschrieben hatte, sollten sie sehen, wohin sie damit kamen! Es war ihnen anscheinend gar nicht aufgefallen, daß die Unterschrift unter seinem Brief aus Palermo ebenfalls eine Fälschung war.
    Das einzige, was ihn wirklich interessierte, war, ob die Polizei irgend etwas herausgefunden hatte, was Dickie in der Mordaffäre Miles tatsächlich belastete. Und daß ihn dies innerlich wirklich interessierte, hätte er auch nicht einmal sagen können. Er kaufte an einem Zeitungskiosk auf dem Markusplatz ›Oggi‹ und ›Epoca‹. Das waren kleinformatige Wochenzeitungen voller Photos, voller Skandalgeschichten vom Mord bis zum Hungerstreik, alles Sensationelle, was irgendwo passiert war. Sie brachten noch nichts über den verschwundenen Dickie Greenleaf. Vielleicht nächste Woche, dachte Tom. Aber jedenfalls konnten sie keinerlei Photos von ihm bringen. Marge hatte in Mongibello Bilder von Dickie aufgenommen, aber von ihm hatte sie nie eins gemacht.
    An diesem Vormittag kaufte er sich bei seinem Rundgang durch die Stadt in einem Laden, der Spielzeug und Krimskrams für Witzbolde feilhielt, eine Brille. In der Fassung saß einfaches Fensterglas. Er besichtigte die St. Markus-Kathedrale und sah sich innen alles an, ohne das geringste wahrzunehmen, aber das lag nicht an der Brille. Er dachte daran, daß er sich zu erkennen geben müßte, unverzüglich. Es würde nur immer schlechter für ihn aussehen, egal, was noch passierte, je länger er es hinausschob. Als er aus der Kirche trat, erkundigte er sich bei einem Polizisten nach dem nächstgelegenen Polizeirevier. Seine Frage klang traurig. Er war traurig. Er hatte keine Angst, aber er spürte, wenn er sich jetzt als Thomas Phelps Ripley identifizierte, dann beging er damit eine der betrüblichsten Handlungen, die er je in seinem Leben begangen hatte.
    » Sie sind Thomas Ripley?« fragte der Polizeihauptmann, er

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