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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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treiben mochte.
    Und versuchen, nicht zu frieren, wenn der Schatten immer größer wurde.
     
    Das letzte Mal, als er an dieser Stelle gestanden hatte, war sein Gesicht verdeckt gewesen, und in der Hand hatte er eine Eisenstange gehalten.
    Heute würde er eine viel schwierigere Aufgabe zu lösen haben. Er hatte mehrmals angerufen, um sicherzugehen, dass die Wohnung leer war. Er hatte jedes Mal gelächelt, als er die 141 zur Unterdrückung der Rufnummernanzeige eingetippt hatte. Dies war ein Trick, der Thorne natürlich selbst vertraut war.
    Die Dinge hätten nicht besser laufen können. Die Aufregung über das Verfahren war durch etwas anderes ersetzt worden, da er sich eingestanden hatte, dass er vielleicht nie wieder diesen Erfolg haben würde. Eine andere Art von Freude, genährt von einem anderen Zweck.
    Die Freude am Spiel mit Thorne.
    Das Spiel war von Anfang an Teil der Geschichte gewesen. Ein wesentlicher Bestandteil. Er hatte darüber nachgedacht, es von allen Seiten beleuchtet und sinnvoll eingebaut.
    Und er hatte das Spiel äußerst gut gemeistert.
    Während er zur Eingangstür ging, fragte er sich, ob auch Thorne insgeheim seinen Spaß an dem Spiel hatte. Das vermutete er. Thornes Augen verrieten das.
    Er blickte sich beiläufig um und klopfte an die Tür. Nur ein gewöhnlicher Mann, der einem Freund einen Besuch abstattete. Niemand da? Eine Nachricht würde ihren Zweck erfüllen …
    Er zog seine Hand mit dem Handschuh aus der Hosentasche und griff in der Jackentasche nach dem Umschlag. Ja, eine andere Art von Freude. Es ging nicht mehr darum, Finger auf pulsierende Arterien zu pressen, aber er hatte dennoch seinen Spaß an der … Genauigkeit. Einen Briefkasten zu öffnen bot eine andere Art von Erregung verglichen mit dem Gefühl, das er hatte, wenn ein gewöhnliches Leben unter seinen Händen dahinschwand. Doch im Zusammenhang betrachtet, war auch das erregend.
    Das Ende des Spiels war in Sicht.
    Bald wird alles vorbei sein …
    Ihm machte die Sache so großen Spaß, dass es fast eine Schande war, Thorne gewinnen zu lassen.
     
    Der Parkplatz leerte sich langsam. Thorne beschloss, dass es Zeit war wegzufahren. Mehr als vier Stunden saß er schon in seinem Auto und hatte bereits sechs Dosen Supermarkt-Bier getrunken.
    Noch nie hatte er sich so nüchtern gefühlt.
    Nach seinem Treffen mit Phil Hendricks war er wie benommen zu seinem Auto zurückgekehrt. Er war in den Supermarkt gegangen, um das Bier zu kaufen und die Zeitung zu lesen, dann hatte er sich ins Auto gesetzt, das Radio angeschaltet, sein Bier getrunken und über das nachgedacht, was sein Freund gesagt hatte. Sein Freund ? Hatte er überhaupt Freunde?
    Er wusste, dass Hendricks Recht hatte. Mit allem, was er gesagt hatte, hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Darüber hatte er eine Weile nachgedacht, aus einer Dose Bier wurden schnell vier, und dann wurde aus einem schlechten ein verdammt schlechter Tag, als Anne ihn anrief.
    Wo war seine Vorsicht vom Tag zuvor geblieben? Er hatte sie eindringlich aufgefordert, sich von Bishop fern zu halten. Es hatte schon fast etwas Überhebliches. Einerseits wollte er mit seinem … Sieg prahlen. Es ging mittlerweile um mehr als nur darum, einen Fall zu lösen und einen Mörder zu stoppen. Er hatte das Gefühl, dass es darum ging, einen Mörder zu besiegen. Als wollte er einen Rivalen ausstechen.
    Er wollte ihr zeigen, wie gut er war. Wie Recht er gehabt hatte.
    Sie hatte gesagt, er sei bemitleidenswert. Verdammt bemitleidenswert.
    Er hatte das Telefon auf den Rücksitz geschleudert, das Radio eingeschaltet und die letzten beiden Dosen weggeputzt.
    Jetzt war es draußen dunkel. Der Supermarkt würde bald schließen. Der Wachmann, der den unterirdischen Parkplatz kontrollierte, warf ihm merkwürdige Blicke zu und murmelte etwas in sein Funkgerät.
    Thorne hatte Hunger. Sechs Dosen Bier waren alles, was seit dem Frühstück über seine Lippen nach innen gewandert war. Er wusste, er sollte das Auto dort stehen lassen, wo es war, und zur U-Bahn gehen. Er war nur eine Haltestelle von zu Hause entfernt. Mein Gott, in zehn Minuten würde er es auch zu Fuß schaffen.
    Thorne startete seinen Mondeo, fuhr vom Parkplatz und bog in Richtung Stadtmitte ab. Sein Zuhause lag in der anderen Richtung.

 
    Niemand könnte sagen, dass es mir nicht gut geht. Das ist doch das Wort, das in Krankenhäusern immer benutzt wird. Wenn jemand anruft und sich nach einem Patienten erkundigt. »Ihr geht es gut.« Als würde man

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