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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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hier auf Federkissen liegen und sich massieren lassen oder so. Nun, mit meiner Matratze, die dem neuesten Stand der Technik entspricht, mit meinem Fernbedienungsbett, meiner Glotze und meinem Zeitschriftenhalter geht es mir sicherlich gut.
    Gut.
    Das Einzige, was ich wirklich will, ist losschreien, bis ich heiser bin. Ich will schreien und brüllen. Vielleicht verlange ich ein bisschen viel, aber ich würde gerne jemandem die Faust so heftig ins Gesicht schlagen, wie ich kann, und ein paar Sachen zertrümmern. Dinge zerbrechen. Spiegel. Gläser. Blut auf meinen Knöcheln spüren. Irgendwas …
    Höre ich mich frustriert an? Nun, genau das bin ich: frustriert.
    V ERDAMMT F RUSTRIERT !
    Es gibt Dinge, die ich sagen will, über die ich reden will, und heute habe ich weniger Gelegenheit dazu als noch vor einer Woche, jetzt, wo ich wieder an dieses hyperveraltete Akkordeon angeschlossen bin.
    Seit ich weiß, warum ich so bin, wie ich bin, seit mir gesagt wurde, dass jemand diese Sache geplant hat, versuche ich, mich zu erinnern. Ich versuche so intensiv, mich zu erinnern. An etwas, das helfen könnte. Irgendwas, das helfen könnte, dieses Schwein zu schnappen.
    Jetzt geistern Dinge in meinem Kopf herum, von denen ich weiß, dass sie kein Traum oder Ähnliches sind. Ich stelle sie mir vor. Ich weiß nicht, ob das der Polizei helfen wird. Auf jeden Fall hilft es mir.
    Es sind die Erinnerungen. Sie kämpfen darum, herausgelassen zu werden.
    Erinnerungen an das, was nach der Junggesellinnenabschiedsparty passiert ist. Es sind weniger Bilder als vielmehr Worte. Eigentlich noch nicht einmal Worte. Es sind Klänge. Ich höre Wörter, aber sie klingen, als würden sie unter Wasser zu mir gesagt werden. Sie sind verzerrt, und ich kann sie nicht richtig unterscheiden, aber ich kann den Sinn erahnen. Ich kann den Tonfall erkennen.
    Bald werde ich herausbekommen, was die Worte wirklich bedeuten.
    Es sind die Worte, die er gesagt hat, während er es getan hat. Der Mann, der mich hier reingebracht hat.

Neunzehn
    Es war eine Viertelstunde vor Mitternacht, und Tower Records bebte. Dutzende von Späteinkäufern vermischten sich mit denen, die nur hier waren, um Musik zu hören, Zeitschriften zu lesen oder Zeit totzuschlagen.
    Der junge Mann hinter der Kasse hob noch nicht einmal den Kopf. »Ja bitte?«, nuschelte er.
    »Ich möchte das hier bezahlen«, sagte Thorne. »Und dann würde ich noch gern eine Waylon-Jennings-CD bestellen.«
    James Bishop wurde rot vor Wut. »Was zum Teufel wollen Sie? Ich sollte mich mit Ihnen gar nicht unterhalten.«
    Thorne legte drei CDs auf den Ladentisch und kramte nach seiner Brieftasche. Er starrte Bishop an, bis dieser zu den CDs griff, die Sicherheitsetiketten entfernte und den Preis einscannte. Er blickte nicht zu Thorne, sondern schielte nervös zu seinen Kollegen und warf die CDs in eine Plastiktüte. Scheinbar wollte er die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Thorne beugte sich über den Ladentisch und wedelte mit der Kreditkarte. »Was ist los? Willst du nicht, dass deine Kumpel erfahren, dass du einen Freund hast, der sich Alben von Kris Kristofferson kauft? Ich wollte die neue Fatboy-Slim-Single, aber die ist ausverkauft.«
    Bishop nahm die Kreditkarte, zog sie durch den Schlitz und warf Thorne einen wütenden Blick zu. »Sie sind nicht mein Freund. Sie sind ein blöder Wichser.«
    »Ich nehme an, es lohnt sich nicht, nach dem Mitarbeiterrabatt zu fragen?«
    »Arschloch.«
    Thorne schüttelte traurig den Kopf. »Ich hätte doch lieber zu Our Price gehen sollen
    Ein Verkäufer mit einem Silberstift in der Unterlippe kam angeschlendert. »Alles in Ordnung, Jim?«
    Bishop warf Thorne die Plastiktüte zu. »Alles in Ordnung.« Er blickte demonstrativ über Thornes Schulter zu dem Mädchen, das hinter ihm wartete.
    Thorne bewegte sich nicht. »Wann ist deine Schicht zu Ende?«
    Das Mädchen hinter ihm zischte ungeduldig. Bishop sah Thorne mit einem seltsamen, herausfordernden Lächeln an und schaute auf die riesige G-Shock an seinem Handgelenk. »In einer Viertelstunde. Und?«
    Thorne zeigte zur Tür. »Und ich treffe dich in Dunkin’ Donuts. Ich würde die mit Zimt empfehlen, aber das ist natürlich deine Sache …«
     
    Zwanzig Minuten später leerte Thorne gerade seinen zweiten Kaffee und aß seinen vierten Doughnut, als James Bishop hereingeschlendert kam und sich neben ihn setzte. Er trug eine rote Steppjacke und die gleiche schwarze Wollmütze, die er schon im Laden

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