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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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kommen. Er ergriff ihre Hand. »Ich nehme nicht an, dass wir gut miteinander ausgekommen sind, aber ihr beide hattet schließlich mal was miteinander.«
    »Das war vor fünfundzwanzig Jahren.«
    »Trotzdem werde ich ihn höchstwahrscheinlich nicht auf ein Bier in den Pub einladen.«
    Lächelnd drückte sie seine Hand. Sie schwiegen. Die Wahrheit nicht zu sagen war nicht das Gleiche, wie zu lügen, und er wäre tatsächlich eifersüchtig auf Bishop gewesen, wenn er nicht ein viel merkwürdigeres Gefühl gehabt hätte. Besser war, sie dachte, er sei eifersüchtig. Viel besser.
    Thorne blinzelte und hielt den Atem an. Der Geruch … und knarrende Betten, quietschende Schuhe und das unbehagliche Lächeln der Menschen neben dem Bett. Hatte er seine Mutter auch die ganze Zeit so angelächelt, als er neben ihrem Bett gesessen, ihre Hand gehalten und in ihre milchig blauen Augen geblickt hatte?
    »Tom …«
    Die Vorhänge bewegten sich wieder, und Dave Holland trat ein. Thorne ließ Annes Hand los. »Mein Taxi ist hier …«
    Anne erhob sich und ging zum Vorhang. Bevor sie sich umdrehte, sah Thorne, wie sie Holland anlächelte und eine Hand auf seinen Arm legte. Was hatte das denn zu bedeuten? Passen Sie gut auf den alten Kerl auf! » Rufen Sie mich an, Tom.«
    Als sie gegangen war, blickte Thorne Holland scharf an. Er suchte sein blödes Grinsen, konnte es aber nicht entdecken. Auch das Notizbuch sah er nicht. Offenbar hatte er seine Sehfähigkeit noch nicht vollständig zurück erlangt.
    Auf dem Weg zum Auto wurde Thorne von der kalten Luft eingehüllt. Der August hatte das Handtuch geworfen, und schlechtes Wetter stand bevor. Thorne war das lieber, wenn er ehrlich war. Er fühlte sich im Mantel wohler. Eine Sicherheitsschicht, die eine Vielzahl von Sünden bedeckte.
    Die warme Nacht, als er besoffen und singend aus dem Taxi gestiegen war, schien weit weg zu sein. Wäre nicht der Wein gewesen, den er und Anne gekippt hatten, während sie geflirtet und über Jimi Hendrix und gescheiterte Ehen geredet hatten, hätte die ganze schreckliche Geschichte endlich ein Ende gefunden. Thorne wäre vielleicht sogar zu dem geworden, was lächerlicherweise ein Held genannt wird. Wäre er nicht besoffen gewesen, hätte er den Kerl kommen sehen. Er hätte sich eine Sekunde früher umgedreht und ihn geschnappt. Er hätte zumindest den Schlag vermeiden können. Doch der Mann mit dem verhüllten Gesicht, der Eisenstange und der Spritze war eindeutig im Vorteil gewesen.
    Er hatte doch gewusst, dass Thorne besoffen gewesen war, oder?
    Holland hielt die Wagentür auf, doch Thorne nahm es ihm nicht übel. Holland lenkte den Wagen in Richtung Highgate Hill.
    »Haben Sie etwas zu essen zu Hause? Ich habe mich kurz umgeschaut, aber nicht viel entdeckt.«
    »Wollen Sie sich zum Essen einladen, Holland?«
    »Möchten Sie irgendwo anhalten? Hier auf dem Weg gibt es doch sicher einen Fast-Food-Schuppen, oder?«
    »Sie können mir ein Sandwich besorgen, wenn wir im Büro sind.«
    »Sir?«
    Holland blickte zu Thorne, der mit halb geschlossenen Augen an der Scheibe lehnte. Er hatte sich getäuscht, was das Stehaufmännchen anging. Er sah eindeutig aus, als würde er am Boden liegen.
    »Da passiert gar nicht viel, wenn ich ehrlich sein soll. Der Boss hat gesagt, es wäre das Beste, wenn …«
    »Büro.«
    Holland drückte aufs Gas.
     
    Er stand an einer Bushaltestelle und beobachtete Thorne und den jungen Detective Constable, die in den Wagen stiegen und wegfuhren. Thorne war weniger als dreißig Stunden im Krankenhaus gewesen. Er war beeindruckt.
    So, und jetzt?
    Die Dinge würden in Fahrt kommen. Thorne würde sich mit Sicherheit auf den Kriegspfad begeben. Jeder Bulle hätte die Sache persönlich genommen, das wusste er. So waren Bullen nun mal. Sei wachsam, wenn du dich mit einem von denen anlegst. Nach und nach lernte er Thorne kennen, und eins wusste er bereits ganz sicher: Er musste ihn nur ärgern, mehr nicht.
    Als der Bus kam, trat er zurück und beobachtete die blassen und von Schmerzen gezeichneten Menschen, die ein- und ausstiegen. Voller Ekel drehte er sich um und ging in Richtung U-Bahn-Haltestelle.
    Vielleicht würden sie das, was er Thorne angetan hatte, als Warnung verstehen. Sollten sie doch. Thorne würde kapieren, dass es etwas anderes war. Er erkannte eine Herausforderung, wenn sie sich ihm bot. Wenn er sie spürte. Er war seit dem ersten Mal, als er mit seinen großen braunen Augen Alison erblickt hatte, persönlich beteiligt. Der

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