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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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während er den Schlüssel ins Schloss steckte, und bemerkte kaum die dunkle Gestalt, die aus dem Schatten trat und hinter ihm den Weg hochrannte. Er drehte sich in dem Moment um, als der Mund hinter der Wollmütze ein tierisches Grunzen ausstieß und sich der Arm herabsenkte. Ihm wurde schlecht, als eine Glühbirne in seinem Kopf zerplatzte.
    Und auf einmal war es viel später.
     
    Die Gegenstände in seinem Wohnzimmer befanden sich am Boden eines Schwimmbeckens. Die Stereoanlage, der Lehnsessel und die halb leere Weinflasche schimmerten und waberten vor ihm. Verzweifelt versuchte er, seine Augen scharf zu stellen, doch all diese weltlichen Dinge blieben weiterhin auf dem Kopf stehen und wirkten seltsam fremd. Er blickte auf. Die Decke senkte sich langsam herab. Er nahm alle Kraft zusammen, um sich herumzudrehen und sich auf dem Teppich zu erbrechen. Dann schlief er ein.
    Eine Stimme weckte ihn. Heiser und kratzend . »Du siehst beschissen aus, Tom. Komm schon, Kumpel …«
    Er hob den Kopf. Das Zimmer war voller Menschen. Madeleine, Susan und Christine saßen auf dem Sofa, die Beine sorgfältig übereinander geschlagen. Sekretärinnen, die auf ihr Vorstellungsgespräch warteten. Keine schaute ihn an. Auf einer Seite stand Helen Doyle, blickte auf den Boden und kaute nervös an einem Niednagel. Auf dem Sessel hatten sich drei Mädchen zusammengekauert. Ihre Haare waren sauber gekämmt, und sie trugen weiße Nachthemden. Das kleinste Mädchen, etwa fünf Jahre alt, lächelte ihn an, doch ihre ältere Schwester zog sie wie eine Mutter heftig an sich. Eine Hand griff nach ihm und zog ihn auf die Knie. Sein Kopf hämmerte. In seiner Kehle brannte Galle. Er leckte sich die Lippen und schmeckte die Kruste des Erbrochenen, die rund um seinen Mund klebte.
    »Nun komm schon, Tom, sei ein braver Junge. So, jetzt die Augen weit aufmachen. Ganz weit.«
    Er blinzelte die Gestalt an, die am Kamin lehnte. Francis Calvert hob grüßend die Hand. »Hallo, Detective Constable. « Das schmutzige blonde Haar war mittlerweile dünner geworden, doch das Lächeln war das gleiche: warm, herzlich und ganz und gar erschreckend. Er hatte noch viel zu viele Zähne, die alle verfault waren. » Es ist Jahre her, Tom. Ich würde ja fragen, wie es dir ergangen ist, aber das ist ohnehin offensichtlich.«
    Thorne versuchte zu sprechen, doch seine Zunge war lahm und schwer. Sie lag in seinem Mund wie ein verrottender Fisch. Calvert trat auf ihn zu, schnippte seine Zigarette auf den Boden und zog rasend schnell seine Pistole. Thorne blickte verzweifelt zu den Mädchen auf dem Sessel. Sie waren fort.
    Wenigstens das blieb ihm erspart.
    Obwohl er wusste, was unvermeidlich folgen würde, drehte er den Kopf wieder in Calverts Richtung. Calvert grinste ihn an, während er den Pistolenlauf theatralisch gegen seine verfaulten Zähne stieß. Thorne versuchte wegzuschauen, doch sein Kopf wurde an den Haaren nach oben gerissen, sodass er gezwungen war hinzublicken.
    »Diesmal hast du einen Logenplatz, Tom. Kannst wunderbar sehen. Technicolor. Ich hoffe, das ist kein neuer Anzug …«
    Er versuchte, die Augen zu schließen, doch seine Lider waren wie eine vom Regen durchnässte Zeltplane.
    Die Explosion war ohrenbetäubend. Er musste mit ansehen, wie Calverts Hinterkopf an der Wand kleben blieb und langsam, wie ein widerliches, schleimiges Kinderspielzeug, nach unten rutschte. Er hob den Arm, um die heißen Tränen auf seinen Wangen wegzuwischen. Seine Hände färbten sich rot von den blutigen Gehirnstücken zwischen seinen Fingern. Als er zur Tür torkelte, bemerkte er aus dem Augenwinkel, dass Helen zu den anderen auf dem Sofa ging und sie zu einem höflichen, aber aufrichtigen Applaus animierte.
    Es war, als wäre er furchtbar betrunken und hätte gleichzeitig einen gewaltigen Kater. Er wusste, dass er nicht wieder in Ohnmacht fallen durfte. Die Gesichter sprangen immer noch in seinem Kopf herum wie die Bilder in einem Daumenkino, doch sie wurden immer langsamer. Sein Gleichgewicht hatte er fast schon wiedererlangt, doch die Schmerzen waren unglaublich.
    Er war allein, er war er selbst und krabbelte einen qualvollen Zentimeter nach dem anderen über den voll gekotzten Teppich. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war. Durch das Fenster drang kein Licht. Spät in der Nacht oder früher Morgen.
    Seine Finger gruben sich in die Nylonfasern des billigen Bodenbelags. Er atmete tief ein. Mit knirschenden Zähnen, nicht in der Lage, einen Schmerzensschrei zu

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