Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
nicht sicher war, ob sie seine jämmerlichen Abschiedsworte – »Liebe Grüße an Jeremy« – gehört hatte.
    Sie konnte es kaum erwarten, es Alison zu erzählen.
     
    »Setzen Sie sich, Tom.«
    Thorne ging zu dem unbequemen braunen Plastikstuhl, der ihm so großzügig angeboten wurde. »Mist, das hört sich ziemlich ernst an. Werde ich jetzt zusammengeschissen, weil man mir eine über den Schädel gezogen und mich mit Scheiße voll gepumpt hat?«
    »Warum sind Sie hier, Tom? Glauben Sie, wir schaffen es nicht ohne Sie?«
    »Nein, Sir.«
    »Hören Sie auf mit dem Quatsch, Tom.« Keable fuhr mit der Hand über sein Gesicht. Vermutlich versuchte er, nachdenklich auszusehen, überlegte Thorne, oder vielleicht war er auch nur müde. Er sah jedenfalls aus wie ein glatzköpfiger Wolfsmensch. Keable blies die Luft aus den Backen. »Fühlen Sie sich schlecht?«
    »Was sind das für Spuren, über die Tughan redet?«
    »Da war ein Brief, Tom.«
    Blitzartig sprang Thorne von seinem Stuhl auf. »In der Wohnung? Zeigen Sie ihn mir.«
    Keable zog eine Schublade auf und nahm eine Kopie im A4-Format heraus, die er Thorne reichte. »Das Original ist immer noch bei Lambeth.«
    Thorne nickte. Das gerichtsmedizinische Labor. »Zeitverschwendung …«
    »Ich weiß.«
    Thorne setzte sich wieder und las. Dieselbe Schriftart. Die gleiche blasierte Vertraulichkeit in jedem Satz. Der gleiche Glaube an einen einzigartigen und wunderbar distanzierten Sinn für Humor. Die gleiche widerliche Selbstliebe …
     
    T OM , ICH BIN KEIN GEWALTTÄTIGER M ENSCH . (E R MACHT EINE P AUSE , DAMIT GELACHT WERDEN UND SICH DER D ETECTIVE I NSPECTOR AN DEN VERLETZTEN K OPF FASSEN KANN .) MUSSTEN S IE GENÄHT WERDEN ? ES TUT MIR L EID . I CH HOFFE , DER Z USTAND WAR NICHT ZU INTENSIV . A LKOHOL UND B ENZOS SIND IN DIESER K OMBINATION NICHT GERADE DIE BESTEN BETTGENOSSEN . L EIDER BIN ICH NICHT GEBLIEBEN , UM DIE SACHE IM AUGE ZU BEHALTEN . ICH WOLLTE NUR , DASS S IE EINE AHNUNG BEKOMMEN , WIE ES IST , WENN MAN SICH AUSLIEFERT . ICH WEISS , ES WAR KEINE AUSLIEFERUNG IM EIGENTLICHEN S INNE , ABER WER HAT SCHON Z EIT , PEDANTISCH ZU SEIN ? S CHLIESSLICH MÜSSEN S IE M ÖRDER FINDEN . E IN BISSCHEN S CHMERZ WAR NOTWENDIG , UM S IE AUF T OUREN ZU BRINGEN . D IE M ÄDCHEN HABEN NICHTS GESPÜRT , VERGESSEN S IE DAS NICHT . F ÜR H ELEN MUSS ICH MICH ENTSCHULDIGEN , ABER SIE WOLLTE WIRKLICH NICHT LE BEN . A LISON WAR DIE E INZIGE , DIE SO HEFTIG GEKÄMPFT HAT , DASS SIE ES SCHAFFTE . ICH WEISS , DASS S IE WÜTEND SIND , T OM , ABER LASSEN S IE SICH NICHT VON I HRER W UT UNTERKRIEGEN . V ERWENDEN S IE I HRE W UT GENAUSO WIE ICH ZUM G UTEN , DANN GIBT ES NICHTS , WAS S IE NICHT ERREICHEN KÖNNEN . S EHEN S IE , ICH HABE DEN F EHDEHANDSCHUH GEWORFEN … ODER ZUMINDEST DEN OP-H ANDSCHUH !!
    L ASSEN S IE BALD VON SICH HÖREN .
    PS: I CH VERFÜGE ÜBER EINEN VÖLLIG GESUNDEN S EXU ALTRIEB , UND ICH WURDE ALS KLEINER J UNGE NICHT IN DEN K ELLER GESPERRT . V ERSCHWENDEN S IE ALSO DIE WERTVOLLEN G ELDER ODER R ESSOURCEN NICHT FÜR S CHARLATANE .
     
    Thorne war übel. Er atmete tief ein und schob das Blatt Papier über den Schreibtisch zurück. Frank Keable hob den Kopf, und Thorne blickte ihm direkt in die Augen. »Es ist Bishop.«
    Keable legte den Brief in die Schublade zurück und knallte sie zu. »Nein, Tom, er ist es nicht.«
    Thorne konnte ihn nicht mehr anschauen. Sein Blick glitt zu dem grünen Papierkorb aus Metall, dem billigen Hutständer aus Plastik und der teuren Barbour-Jacke und von dort weiter über die schmutzigen gelben Wände, wo er dankbar an dem Kalender hängen blieb. September. Ein besonders uninteressantes Foto von Exmoor im Nebel – ein zweidimensionaler und vermutlich seit langem toter Hirsch war eindeutig das Lebendigste in diesem Zimmer.
    »Wie hat Ihnen und Mr. Bishop das Abendessen gefallen?«
    Thorne war verwirrt, dass sie es so schnell herausbekommen hatten. Er hatte das Gefühl, dass ihm der Wind aus den Segeln genommen wurde. Beeindruckt und neugierig geworden, nickte er.
    »Auf Ihrem Anrufbeantworter war eine Nachricht von Dr. Coburn. Sie hoffte, dass Ihnen der Abend gefallen hat. Wir haben sie angerufen.«
    »Gut.«
    »Und? Hat er Ihnen gefallen – der Abend?«
    »Ja.«
    »Waren die Spaghetti gut?«
    »Wie zum Teufel …«
    »Sie haben alles auf den Teppich erbrochen, Tom. Spaghetti und eine ganze Menge Rotwein …«
    Thorne schien es, als hätte er nur diese eine Chance und als müsste er diesmal besser abschneiden als beim letzten

Weitere Kostenlose Bücher