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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gehabt, aber das heißt nicht, dass Sie immer Recht haben.«
    Bis vor einer Minute war er noch bereit gewesen zu kämpfen. Er hatte sich darauf einlassen wollen, doch nun war er erschöpft und hatte keine Lust mehr. »Die meiste Zeit habe ich Glück gehabt. Ich hätte die Sachen genauso gut vermasseln können. Zu ›wissen‹ war mir nicht immer vergönnt. Aber ich wusste es vor fünfzehn Jahren. Und ich weiß es jetzt.«
    Keable schüttelte traurig den Kopf. »Da ist nichts, Tom.« Dann fiel ihm noch etwas anderes ein, ein Versuch, die Situation ein wenig zu entspannen. »Und Sie wissen sehr wohl, dass die Hälfte der Männer da draußen auf die allgemeine Täterbeschreibung passt«, sagte er mit einem Wink zum Großraumbüro.
    Thorne schwieg. Mein Gott, Exmoor sah öde aus. Selbst der majestätische Hirsch wirkte ziemlich genervt. Thorne sah sich selbst im Nebel, eine winzige Gestalt in weiter Ferne, die diesen Mist hinter sich ließ und verschwand. Er spürte, wie sich der Nebelvorhang hinter ihm schloss und sich klamm auf seine Schultern legte, während er über den feuchten, bemoosten Boden ging. Hinter ihm hallten die Stimmen der Mädchen. Er wusste, dass sie die Einzigen waren, die sich dafür interessieren würden, wohin er gegangen war.
    »Jetzt setzen Sie sich, Tom, und lassen Sie uns über das reden, was wir tun können. Die Rekonstruktion ist bereits fertig. Sie wird in ein paar Tagen gesendet werden.«
    »Soll Tughan das doch übernehmen.«
    Thorne ging eilig zur Tür. Er hatte Keable verloren. Es war ihm egal. Er öffnete die Tür und drehte sich zu seinem Vorgesetzten um. »Wenn, haben Sie gesagt.« Thorne schüttelte den Kopf. Keable starrte ihn an. » Wenn wir jemanden verhaften. Nicht sobald! Sie sind wirklich eine Inspiration für uns, Frank.«
    »Detective Inspector Thorne!«, rief Keable und fuhr von seinem Stuhl hoch, doch Thorne hatte bereits die Hälfte der Einsatzzentrale hinter sich gelassen. Diejenigen mit genügend Fantasie nahmen Gespräche dort wieder auf, wo sie nicht aufgehört hatten, und diejenigen, die dazu nicht in der Lage waren, starrten auf ihre Schuhe. Als Thorne an Tughan vorbeiging, blickte dieser lächelnd von seinem Bildschirm auf. »Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst, Tom. Immer ganz cool bleiben.«
    Thorne blieb nicht stehen. Er würde den Bastard für diesen Tag bezahlen lassen, doch jetzt war eindeutig nicht die Zeit dafür.
    Holland stand in der Ecke und schwenkte ein Sandwich. Er blickte seinem Vorgesetzten entgegen, der, ohne den Kopf nach rechts oder links zu drehen, auf ihn zusteuerte.
    »Sir?«
    »So, Detective Constable Holland«, sagte Thorne. »Jetzt können Sie mich nach Hause bringen.«
     
    Rachel Higgins lag auf dem Bett und hörte, wie ihre Mutter im Badezimmer hin und her ging. Sie hatte die Lautstärke an ihrem Fernseher leiser gedreht, doch hin und wieder warf sie einen Blick auf den Bildschirm, um den Faden nicht zu verlieren. Aber das war bei einem mitternächtlichen Porno auch nicht weiter schwierig. Sie hörte die Toilettenspülung. Ihre Mutter war auf dem Weg ins Bett.
    Sie griff nach dem Walkman und schob ihre langen braunen Haare hinter die Ohren, bevor sie den Kopfhörer aufsetzte. Die Maniac Street Preachers würden sie von dem Kampf mit ihrer Mutter ablenken. Die ganze Sache war so überflüssig. Es hatte mit dem üblichen Streit über die Wiederholungsprüfungen begonnen. Was hieß es schon, wenn ihre Ergebnisse in Informationstechnologie und Chemie nicht den Erwartungen entsprachen? Sie würde im nächsten Jahr ohnehin keine Naturwissenschaften mehr belegen. Sie waren sich eine Weile gegenseitig auf die Nerven gegangen, bis sie mit ihrer »Privatsphäre« angefangen hatte. Ihrem Recht auf ein eigenes Leben! Mein Gott.
    Vielleicht sollten sie und ihre Mutter aufhören, so zu tun, als wären sie auf diese bescheuerte Absolutely-Fabulous- Mittelklasse-Art die besten Freundinnen. Wenn es das war, was ihre Mutter wollte – ihr sollte es recht sein. Sie würde trotzdem mit ihrem Vater reden. Man konnte ihr das schließlich nicht verbieten.
    Im Fernsehen versuchte ein schwammiger Tontechniker, einer Sängerin den BH zu öffnen. Oder vielleicht war er ihr Manager. Er war alt, und sie hatte Hängetitten.
    Der Polizist gefiel ihr ganz gut, und es war ihr scheißegal, dass ihre Mutter mit ihm bumsen wollte, doch ganz plötzlich hatte sie die Grenzen neu abgesteckt. Bestimmte Dinge seien »ihre Sache«, und sie habe das Recht auf ein

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