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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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erleichterten – zumindest derjenigen mit einem beträchtlichen privaten Einkommen. Die Dinge änderten sich jedoch schnell, und wahrscheinlich würde sie übers Internet besser informiert werden als durch die aktuelle medizinische Fachliteratur.
    Sie hatte keine Ahnung, ob Thorne bei dem, was er tat, gut war oder nicht. Es war klar, dass er sich die Dinge zu Herzen nahm und sich intensiv auf sie einließ. Was seine Arbeit betraf, war das nicht unbedingt eine gute Idee. Sie wusste, was Jeremy darüber sagen würde.
    Mit einer Tasse Kaffee in jeder Hand schob sie die Tür zu Alisons Zimmer mit ihrem Rücken auf und stupste sie mit der Hüfte wieder zu. Als sie sich umdrehte, stand Thorne am Fenster und starrte nach draußen. Sie sah den leeren Stuhl neben Alisons Bett und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.
    »Tom?«
    Sie spürte seine Anspannung. Sein Gesicht war leichenblass.
    »Jemand hat anonym Kontakt mit meinem Büro aufgenommen … meinem ehemaligen Büro.«
    Langsam drehte er den Kopf zu Alison, doch Anne sah, dass er auf die Wand oberhalb des Bettes schaute. Für eine Sekunde senkte er den Blick zum Gesicht des Mädchens, bevor er langsam das Zimmer verließ.
    Anne stellte den Kaffee auf den Tisch neben Alisons Bett und folgte ihm. Er wartete vor der Tür. In dem Moment, in dem sich die Tür schloss, ging er einen kleinen Schritt auf sie zu. Er sprach leise, konnte seine Wut aber kaum zurückhalten.
    »Mir wurde vorgeworfen, ich hätte Alison unsittlich bedrängt.«
     
    Das Schreien der Musik und ihr hypnotischer Puls hatten es Thorne ermöglicht, seine Gedanken zu sammeln und auf die dunklen Stellen in seinem Kopf zu lenken, die er ansonsten gerne mied. Er saß, mit dem Rücken gegen das Sofa gelehnt, auf dem Boden und hielt die kühlende Bierdose an seine Wange.
    Keable hatte versucht, ihn zu beruhigen. »Keine Sorge, Tom, das bedeutet nichts. Nur irgendein Verrückter, der behauptet, es von jemandem aus dem Krankenhaus gehört zu haben. Niemand nimmt die Sache ernst – es ist ja schließlich nicht so, dass er es von Alison Willetts gehört haben kann, oder?«
    Unempfänglich für die Schlussbemerkung, war Thorne erleichtert, dass er gegen diese Argumente nichts vorbringen konnte. Er ließ den Kopf nach hinten aufs Sofa sinken und blickte zur Decke.
    Er dachte darüber nach, wie es wäre, Alison zu berühren.
    Er dachte darüber nach, wie es wäre, Jeremy Bishop betteln zu hören.
    Es läutete an der Tür. Langsam stand er auf. Er öffnete die Tür und ging schnurstracks zum Sofa zurück. Formalitäten schienen sinnlos zu sein. Anne trat ein und ging zum Kamin. Sie stellte ihre Tasche ab, zog den dünnen Regenmantel aus und blickte sich ein paar Sekunden im Zimmer um. Das Erste, was sie bemerkte, war das Bier. »Darf ich?«
    Sie ging zu Thorne, während sie ihren langen schwarzen Rock glatt strich. Thorne reichte ihr eine Dose aus dem angebrochenen Viererpack, der neben ihm stand. »Die Marke kenne ich nicht.«
    »Kein Wunder. Teurer Wein und billiges, schwaches Bier, das wie Pisse schmeckt. Fragen Sie mich nicht, warum.«
    »Man hat den Spaß beim Trinken, ohne betrunken zu werden.«
    »Das ist ganz eindeutig nicht der Grund.«
    Sie setzte sich rechts von ihm aufs Sofa. »Tom, dieser Anruf – das ist nur ein Spinner.«
    Bevor er seine Bierdose völlig zerquetscht hatte, stellte er sie vorsichtig zu den anderen. »Ich weiß genau, wer es ist.«
    »Nun, es ist dumm, sich davon ärgern zu lassen.«
    Er drehte sich um und sah sie über die Schulter hinweg an. »Nein, nicht ärgern.«
    Anne bemerkte an seinem Blick, dass seine nette Seite – diejenige, die Alison die Blumen gekauft hatte – bei weitem nicht seine ganze Persönlichkeit ausmachte. Auch wenn sie das nur ungern zugab, aber als Feind wollte sie diesen Mann auf keinen Fall haben.
    Sie nahm einen großen Schluck und deutete auf die Stereoanlage. »Wer ist das?«
    »Leftfield. Das Stück heißt ›Open Up‹.«
    Sie hörte einen Augenblick zu. Es gefiel ihr nicht.
    »Der Sänger ist John Lydon.«
    »Ah ja …«
    »Johnny Rotten … die Sex Pistols?«
    »Leider war ich ein bisschen zu alt dafür. Wie alt sind Sie eigentlich? Vierzig?«
    »Vierzig plus ein paar Monate. Ich war siebzehn, als ›God Save The Queen ‹ rauskam.«
    »Mein Gott. Ich war schon im dritten Jahr meines Medizinstudiums.«
    »Ich weiß. Ihr habt Betten in Flüsse geschubst.«
    Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. »Und was haben Sie damals gemacht?«
    Nicht zur Uni

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