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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Fall bekommen haben. Haben Sie die Sendung gesehen?«
    »Nein.« Hatte Thorne die Pause bemerkt, bevor Bishop antwortete? »Ich wusste nicht, dass sie den Fall mit Alison Willetts in Verbindung bringen würden.«
    Das hatten sie gar nicht.
    »Nein, aber jemand könnte eine Liste der Leute weitergegeben haben, die wir verhört haben. So was kommt leider vor. Ich werde mich darum kümmern, wenn Sie wollen.«
    Bishop kam in den Flur, zog sich eine Sportjacke an und schnappte sich die Schlüssel vom Garderobentisch. »Ich würde mich nur ungern auf der Titelseite der Sun wiederfinden.« Er öffnete die Eingangstür. »Wobei …«, fuhr er fort und legte eine Hand auf Thornes Schulter, während sie zum Wagen gingen, »… ein Bild auf Seite drei im Daily Telegraph wäre schon was anderes. Das könnte bei einigen jungen Krankenschwestern immensen Eindruck hinterlassen.«
    Bishop stieg in den Wagen, während Thorne zur Beifahrerseite ging. Am Kofferraum blieb er stehen und hielt den Aktenkoffer hoch. »Kann ich den da hinten reinlegen?« Er sah, wie Bishop in seinen Rückspiegel blickte und lächelte, als er von innen die Klappe entriegelte.
     
    Als der Volvo das Albert Embankment hinunterfuhr, schob Bishop eine CD in die Stereoanlage, die bedeutend besser war als das Gerät in Thornes Mondeo. Bishop drehte sich zu Thorne um. »Nichts mit Klassik am Hut?«
    »Eher nicht. Das ist aber trotzdem hübsch. Was ist das?«
    »Mahler. ›Kindertotenlieder‹.«
    Thorne wartete vergeblich auf die englische Übersetzung.
    Der Wagen war makellos sauber und roch immer noch neu. Als sie an einer Ampel anhielten, klopfte Bishop mit seinem Ehering auf den Schaltknüppel aus Walnussholz.
    »Sie kennen Anne also schon lange?«
    »Mein Gott, schon ewig. Wir haben während unserer Studienzeit gemeinsam Betten durch die Straßen geschoben. Ich, Anne, Sarah und David.« Er lachte. »Das ist wohl der Grund, warum die Krankenhäuser immer knapp an Betten sind. Sie werden von temperamentvollen Studenten in Flüsse geschoben.«
    »Sie hat mir von Ihrer Frau erzählt. Es tut mir Leid.«
    Bishop nickte und schaute in den Seitenspiegel, auch wenn es dort nichts zu sehen gab.
    »Ich kann nicht glauben, dass die Zeit seitdem so schnell vergangen ist. Nächsten Monat sind es tatsächlich schon zehn Jahre.«
    »Ich habe meine Mutter vor achtzehn Monaten verloren.«
    Bishop nickte. »Aber das war nicht Ihr Fehler, oder?«
    Thorne biss die Zähne zusammen. »Bitte?«
    »Der Unfall war mein Fehler. Ich war besoffen.«
    Das hatte Anne nicht erzählt. Thorne starrte ihn an.
    »Keine Angst, Inspector, ich bin nicht gefahren – es gibt also keinen Fall, der wieder aufgenommen werden muss. Aber Sarah war müde und sie fuhr, weil ich einen sitzen hatte. Damit muss ich wohl leider leben.«
    Du musst noch mit viel mehr Dingen leben.
    »Es muss schwer gewesen sein, zwei Kinder aufzuziehen, oder? Sie können nicht sehr alt gewesen sein.«
    »Rebecca war sechzehn und James vierzehn – und es war ein Albtraum. Gott sei Dank habe ich schon gut verdient.« Er trat heftig auf die Bremse, als sich der Fahrer vor ihnen dagegen entschied, die rote Ampel zu überfahren. Thorne knallte gegen die Rückenlehne. Bishop blickte Thorne mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. »Ihr Oberkörper war völlig zerschmettert.«
    Schweigend warteten sie, bis die Ampel grün wurde.
    Warum sollte ich Mitleid mit dir haben?
    »Ich habe gestern Alison gesehen. Anne hat eine Art Kommunikationsgerät an ihr ausprobiert. Sie wird Ihnen bestimmt alles erzählen …«
    Dann folgte oberflächliches Gerede, während sie die Waterloo Bridge überquerten und ins West End hineinfuhren.
    In einem riskanten Manöver fuhr Bishop an den Straßenrand, um Thorne aussteigen zu lassen. »Passt es Ihnen hier?«
    »Perfekt. Nochmals danke.«
    »Kein Problem. Ich bin sicher, wir werden uns bald wieder über den Weg laufen.«
    Thorne schlug die Tür zu. Bishop öffnete das Fenster.
    »Vergessen Sie Ihre Aktentasche nicht …«
     
    Langsam fuhr er durch Covent Garden bis nach Holborn, dann auf dem gleichen Weg zurück nach Soho, nahm Abkürzungen durch kleine Straßen mit neu eröffneten Läden, deren mit Chrom überhäuftes Innenleben im Schein der Lava-Lampen schimmerte. Location-Scouting hieß dies im Filmjargon, glaubte er. Ein Ort, an dem er die Nächste finden würde. Es gab viele, unter denen er auswählen konnte; sobald es dunkel sein würde, würde die Auswahl sogar noch besser sein. Sein Gefühl sagte

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