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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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irgendwo in der dummen Sonderkommission, zu der er einmal gehört hatte, eine undichte Stelle gab, die so groß war, dass selbst ein Schlachtschiff darin hätte versinken können.
    Thorne hatte zwar eine Idee in Bezug auf das Wer, war sich aber im Unklaren über das Wie oder Warum. Für die Presse, die Wind von der Sache bekommen hatte, gab es nie Geheimnisse. Die Lösung war immer da, war auf dem Bankkonto eines Constables mit einem Glücksspielersyndrom oder eines Sergeants zu finden, der zu viel Alimente zahlen musste. Doch dieser Fall war etwas völlig anderes. Die undichte Stelle hatte den Mörder mit einer Eisenstange und einem Skalpell zurück an Margaret Byrnes Tür gelockt …
    Die Reihen wurden rasch geschlossen. Blicke wurden nach außen gerichtet, Finger ausgestreckt. Thorne befand sich in einer heiklen Situation. Keable hatte ihm gerade gesagt, er solle sich hinsetzen und warten. Thorne konnte wenig dagegen einwenden. Er war in Schwierigkeiten, und Entscheidungen mussten auf höherer Ebene getroffen werden. Es klang gut, hörte sich wie ein Aktionsplan an, doch Thorne wusste, dass Keable eigentlich keine Ahnung hatte, was er mit ihm anstellen sollte.
    Und Thorne hatte es bereits satt, herumzusitzen und zu warten.
    Die Kopfschmerzen begannen unerträglich zu werden. Er stand auf und wollte ins Badezimmer gehen, um sich ein Aspirin zu holen, doch sein Blick wurde von dem kleinen roten Licht angezogen, das ihm vom Tisch neben der Eingangstür zuzwinkerte. Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter.
    »Hallo, hier ist Dad. Ruf mich zurück, wenn du eine Minute Zeit hast …«
    »Tom … hier ist Anne. Ich rufe noch mal an.«
    Dann eine Stimme, die er nicht kannte. Eine Frauenstimme. Ruhig. Zögernd. Worte, die in der Kehle stecken blieben.
    »Hallo, wir kennen uns nicht. Mein Name ist Leonie Holden, und ich wurde vor etwa einer Woche umgebracht. Ich wäre nächste Woche vierundzwanzig geworden, und jetzt bin ich allein, mir ist kalt, und, ehrlich gesagt, ist es mir scheißegal, wer wem was erzählt hat oder ob Teppichfasern zusammenpassen. Ich wäre einfach dankbar, wenn Sie Klarheit in die Sache bringen
    Er öffnete die Augen.
    Eine kalte Dusche. Ein heißer Kaffee. Und echte Nachrichten auf einem echten Anrufbeantworter.
    Es war Zeit, mit dem Versteckspiel aufzuhören.
    Stimmen, und alle klangen sie ängstlich. Sein Vater, zweimal. Anne, zweimal. Phil Hendricks, der mit ihm reden musste. Keable, der immer noch versuchte, seine Karriere zu retten. Sally Byrne, die wegen der Katze nachfragte. Dave Holland …
    Und Thorne musste aus der Wohnung raus und mit ihnen allen reden, doch in der Zeit zwischen den Nachrichten herrschte eine Stille, die mit einer drängenderen Stimme sprach als alle anderen. Sie flüsterte Worte, die vor einer Woche in seinem Kopf explodiert waren und nun Tag und Nacht in seinem Gehirn wie ein Nachbeben brummten. Er hörte sie immer noch so, wie sie zu ihm gesagt, wie sie ihm von Tughan mit seinem kalten und seltsam charakterlosen Akzent und mit unverhohlenem Triumph mitgeteilt worden waren. Worte, die ihn immer noch taub machten und sich ihren Weg in die Gespräche mit Anne Coburn, Phil Hendricks, Frank Keable und Dave Holland bahnen würden.
    Jeremy Bishop hat ein felsenfestes Alibi.
    Jeremy Bishop konnte Margaret Byrne nicht umgebracht haben.
     
    Mittagszeit. Ein Sandwich und ein Energiegetränk aus einem hübschen Delikatessenladen, ein Spaziergang durch die erstickenden Straßen von Bloomsbury, um das Sterben zu beobachten.
    Er spürte immer noch die Schockwelle, die seinen Arm durchrollt hatte, als Margaret Byrnes Schädel zerplatzt war. Unter der Eisenstange hatte es sich angefühlt, als würden Knusperkekse splittern. Das hatte sie zum Schweigen gebracht. Die dumme Ziege war gleich, nachdem er die Hintertür aufgebrochen hatte, kreischend durch die Wohnung gerannt. Es hatte zwar nur ein paar Sekunden gedauert, aber er hatte sich dennoch gefragt, während er ihr ins Schlafzimmer gefolgt war und sich ihr von hinten genähert hatte, ob die Nachbarn etwas hören würden. Während er sie mit der linken Hand am Kinn gepackt und gerade gehalten und mit der rechten in seiner Tasche nach dem Skalpell gegriffen hatte, hatte er sich gesagt, dass es schon in Ordnung sei. Vielleicht war nur der Fernseher zu laut. Nichts, worüber man sich aufregen musste.
    Eventuell hatte man ihn auch gesehen. Die Vorhänge waren ziemlich häufig zurückgeschoben worden, als er am Haus vorbeigelaufen war,

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