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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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doch das alles war letztendlich ein Bonus, trotz der Verwirrung, für die der Mord sorgen würde. Auch der Schmuck auf dem Boden würde ihnen Kopfzerbrechen bereiten. Man würde kaum glauben, dass es sich um einen stümperhaften Einbruch handelte, aber vielleicht hatte das arme Ding ja gedacht, er würde sie ausrauben wollen? Eigentlich war das egal.
    Was auch immer sie glauben würden – es wäre falsch.
    Und immer noch spürte er das Rauschen, als die Klinge durch die Luftröhre schnitt. Als das Blut geräuschlos auf den dicken, hässlichen Teppich gespritzt war, hatte er ihr das Knie ins Kreuz gerammt und sie zum Bett gezerrt, sich aber gewünscht, er hätte genug Zeit, um seine Arbeit ordentlich erledigen zu können.
    Und immer noch hörte er das Schnurren der Katzen, das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, während er zusah, wie das Leben aus ihr entwich. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, hätte es ihm gefallen, es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Er hatte die Sache allerdings schnell über die Bühne bringen müssen, und er hatte getan, was getan werden musste. Nun merkte er, dass die Eile und der durcheinander gebrachte Zeitplan möglicherweise dafür verantwortlich waren, dass es mit dem Mädchen im Bus nicht geklappt hatte.
    Leonie hieß sie, stand in den Zeitungen. Sie hatten natürlich keine Zeit gehabt, sich besser kennen zu lernen.
    Er war während der Aktion nicht ruhig genug gewesen. Die Aufregung der vorherigen Ereignisse hatte ihn aus dem Takt und seinen Zeitplan durcheinander gebracht.
    Natürlich hätte er den Selbstmord vorsichtiger durchführen müssen. Die Arbeit eines Laien. Der Schnitt quer zum Handgelenk im Gegensatz zum viel wirkungsvolleren vertikalen Schnitt. Das hätten sie vielleicht nicht einmal bemerkt. Für alles andere brauchten sie ja auch eine Ewigkeit.
    Er dachte an Tom Thorne. Immer war er da. Er hatte nicht genau gewusst, wann Thorne vorhatte, Margaret Byrne aufzusuchen, aber er bezweifelte, dass sie viel Besuch bekam, sodass die Chancen recht gut standen. Als die Zeitungen bestätigten, wer die Leiche von »Mrs. Byrne (43)« entdeckt hatte, johlte er vor Freude. Das Gute an der Sache war, dass Thorne … an den Rand gedrängt wurde. Wenn er die Sache so betrachtete, hätte der zeitliche Ablauf nicht besser sein können – Thorne war so isoliert wie nie zuvor.
    Ein isolierter Tom Thorne war auch sehr gefährlich, dachte er. Und genau so wollte er ihn.
     
    Bis zum Waterlow Park waren es zwanzig Minuten zu Fuß. Thorne hatte mit dem Gedanken gespielt, sich am Highgate-Friedhof zu verabreden, aber das war der Ort von ihm und Jan. Vielmehr, er war es gewesen. Es war ein hübscher Ort, um einen Sonntagvormittag zu verbringen. Sie hatten dort glückliche Stunden verlebt – als ihr gemeinsames Glück noch ungetrübt gewesen war. Beide zufrieden, die Zeit zu verbringen ohne viel zu tun, und jedes Mal am Grab des unbekannten Mr. Spencer lachen zu können, der gegenüber dem berühmten Marx lag.
    Nördlich an den Friedhof grenzte der Waterlow Park, eine kleine, aber beliebte Grünfläche, die von denen, die dort hinkamen, unermüdlich als »verborgener Schatz« bezeichnet wurde. Die Kundschaft war, gelinde gesagt, seltsam: eine Mischung aus schwatzenden Schulklassen, bedröhnten Faulenzern und Sozialhilfeempfängern sowie eine kleine Anzahl von Hochschwangeren, die vom Whittington-Krankenhaus hierher geschickt wurden in der Hoffnung, die Wehen zu stimulieren.
    Thorne hatte diesen Park gern, nicht zuletzt wegen des Lauderdale House, dem stattlichen Gebäude aus dem sechzehnten Jahrhundert am Eingang. Jetzt wurde hier Puppentheater für Kinder gespielt, und es gab einen Antiquitätenmarkt, eine Ausstellung mit scheußlicher moderner Kunst, ein annehmbares Restaurant und ein hübsches, wenn auch zu teures Café. Doch vierhundert Jahre zuvor hatte Nell Gwynne hier als Geliebte von Charles II. gewohnt. Eine schnoddrige Frau hatte Thorne einmal erzählt, Lauderdale House sei der Ort, an dem Ms. Gwynne »ihren König empfangen« habe. Er hatte erwidert, einen derartig guten Euphemismus habe er noch nie gehört, doch die Schnoddrige hatte den Witz nicht verstanden.
    Der Ort versetzte ihn immer in gute Laune. Er saß gerne in der Nähe des Lauderdale House, um mit freundlicher Unterstützung von Gram oder Hank auf seinem tragbaren CD-Spieler, einem unerwarteten Geschenk von Jan zu seinem vierzigsten Geburtstag, nachzudenken.
    Er ging den breiten geschwungenen Weg entlang,

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