Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
Holland sprach mit ruhiger Stimme, bemüht, sich nur auf die Tatsachen zu konzentrieren. »Ich war im Royal London und habe mit allen außer den Patienten gesprochen, die im Koma liegen. Sie wurde irgendwann zwischen dem frühen und späten Nachmittag umgebracht, und Bishop war zu der Zeit im Krankenhaus und arbeitete sich durch eine OP-Liste. Es gibt Dutzende von Zeugen. Von Whitechapel nach Tulse Hill und zurück zu fahren, ohne vermisst zu werden, ist unmöglich.«
    Thorne war Holland dankbar, dass er sich diese Mühe gemacht hatte. Beinahe hätte er es selbst erledigt, aber falls Tughan dies herausbekommen hätte, hätte er tief in der Scheiße gesessen.
    »Kein Alibi für Leonie Holden.« Thorne dachte laut nach.
    »Sir …«
    Kein Alibi für Leonie Holden. Weil er sie umgebracht hat. Das Arschloch hat sie umgebracht und vor meiner Tür abgeladen.
    »Dann glauben Sie also auch, dass ich den falschen Baum anbelle, Holland? Oder dass ich gar nur ins Leere belle?«
    Holland seufzte. Die Fragen wurden immer unangenehmer. »Ich habe darüber nachgedacht, ob Bishop als Hauptverdächtiger in Betracht kommt, Sir. Aber Maggie Byrne – sie und Leonie Holden müssen von demselben Mann umgebracht worden sein.«
    Schweigend standen sie nebeneinander. Thorne hatte nichts zu sagen, Holland dagegen viel, aber er hielt es für besser, es für sich zu behalten. Hinter ihnen fiel ein Kind vom Karussell und fing an zu weinen.
    Holland räusperte sich. »Aber egal, für die Theorie spricht eine Sache, Sir.«
    »Ja?«, murmelte Thorne. »Und die wäre?«
    »Dass es Ihre ist.«
    Thorne konnte ihn nicht anschauen und biss die Zähne aufeinander. Er hatte Angst, dass, würde er ihn auch nur kurz anblicken, in seinem Gesicht zu viel Dankbarkeit zu sehen sein würde.
    Sein Gesicht, das zu viel preisgab.
    Er drehte sich um und ging auf das Tor zu. Seine plötzliche Bewegung veranlasste die Ratte, sich erneut mit einem Quieken aus dem Staub zu machen. Das freche kleine Biest hatte auf den Hinterbeinen gesessen und sich die Schnurrhaare geputzt. Sie hatten so wenig Angst. Einmal war Thorne sogar eine Ratte über die Schuhe gelaufen.
    Er blickte über die Schulter zurück. Holland war nur wenige Schritte hinter ihm.
    Welche Reise auch immer Thorne bevorstand, er hatte nicht die Absicht, das Tempo zu verlangsamen. Doch er spürte, dass Holland die Art von Mensch, die Art von Polizist war, die ihn einholen und neben ihm gehen würde.
    Und vielleicht würden sie gemeinsam Jeremy Bishop zur Strecke bringen.
    Man vermutete, dass man in London nie mehr als zwei Meter von einer Ratte entfernt war. Thorne wusste, dass der Abstand zu einer weit ekelhafteren Art von Ungeziefer nicht viel größer war.
    Zu einem bösartigeren, menschenähnlicheren Ungeziefer.

 
    Es gibt eindeutig keinen Gott. Oder wenn es ihn gibt, ist er, sie oder es ein Schweinehund. Als wäre das hier nicht schon schlimm genug!
    Wie Anne es mir erklärt hat, sieht die Sache so aus: Sie müssen alle zehn Minuten an mir rumzerren, damit ich keine Druckstellen kriege, selbst auf meinem Vibrationsbett. Eine der Schwestern – ich weiß nicht welche, ich wette auf Martina – hat zufällig (vermutlich als Rache für die Sache mit dem Hustenanfall) die Magensonde verschoben, und dann hat sie mich bewegt. Nur einen oder zwei Zentimeter, aber das hat schon gereicht. Dadurch ist die Nährlösung, dieser geschmacklose weiße Scheiß, der angeblich voller Proteine und anderer toller Sachen ist, nicht da gelandet, wo er hinsoll, sondern hat sich in meinen Oberkörper ergossen. Eine riesige Menge. Leute wie ihr, die husten und spucken können, husten und spucken den Mist einfach wieder aus und verziehen das Gesicht, und ein paar Tage später bekommt ihr vielleicht eine leichte Entzündung im Brustkasten.
    Aber nicht ich. O nein.
    Diese Nährlösung ist wie Nektar für die verdammten Bakterien. Sie lieben sie. Sie krabbeln mit Volldampf darüber hinweg, und ich kriege eine Lungenentzündung. Mit so was war ja früher oder später zu rechnen. Ich bin prädestiniert für Infektionen. Na, ist das nicht wunderbar?
    Deswegen hänge ich wieder an der Beatmungsmaschine. Große mechanische Blasebälge übernehmen meine Atmung, und ich fühle mich wie am Anfang, als ich hier eingeliefert wurde.
    Alles andere wird eingestellt, bis ich mich erholt habe. Die Beschäftigungstherapie wird unterbrochen. Mit der Kommunikation hat es ziemlich gut geklappt, muss ich schon sagen. Wir hatten ein ziemlich gutes

Weitere Kostenlose Bücher