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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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musste Lücken aufweisen.
    »Ich darf also nicht einmal seinen Namen erwähnen?«
    »Sie sind kindisch. Wenn Sie Ihre Zeit verschwenden wollen, meinetwegen, aber verschwenden Sie nicht meine oder die dieser Sonderkommission. Tom …« Thorne hob den Kopf. Keable hatte sich vorgebeugt und blickte ihm tief in die Augen. »Vier Wochen sind seit dem Mord an Helen Doyle vergangen, zwei Monate seit dem Überfall auf Alison Willetts, mindestens sechs Monate seit dem Mord an Christine Owen, und nur Gott weiß, wann er mit der Planung für diese ganze kranke Sache angefangen hat.«
    Als er das Benzodiazepin gestohlen hat. Etwas an der Sache, dass Bishop das Midazolam gestohlen hatte, beunruhigte Thorne. Der Gedanke schwebte irgendwo hinten in seinem Kopf, doch er bekam ihn nicht zu fassen. Wie eine Melodie, die man nicht zuordnen konnte.
    Keable brachte die Sache auf den Punkt. »Trotz des Quatsches in den Zeitungen und der ernsten Gesichter auf den Pressekonferenzen – wir haben nichts, Tom.«
    Tughan blickte zu Boden. War dies ein leises Anzeichen für ein Schuldgefühl? Thorne wandte sich wieder Keable zu.
    »Ich verstehe einfach nicht, wieso Sie sich weigern, offener an die Sache ranzugehen. Es gibt keine anderen Verdächtigen. Bis jetzt hat die Sonderkommission nichts erreicht.«
    Tughan wollte davon nichts wissen. »Jeder einzelne Beamte in dieser Sonderkommission hat sich den Arsch aufgerissen, Thorne. Wir haben alles getan, was wir tun konnten, alles. Wir hatten mit Margaret Byrne eine sehr glaubwürdige Zeugin gefunden –«
    Thorne schnitt ihm das Wort ab. »Und ihr habt zugelassen, dass sie umgebracht wurde.«
    Die Worte trafen Tughan ins Gesicht wie heißes Fett. Mit hochrotem Kopf marschierte er auf Thorne zu. Seine Spucke landete auf Thornes Mund. »Jeremy Bishop hat mit der Sache nichts zu tun. Nichts. Während du in deinem verdammten Wolkenkuckucksheim warst, haben wir unsere Arbeit erledigt. Bishop ist nicht verdächtig. Der einzige Gerichtssaal, den er je von innen sehen wird, ist derjenige, in den er geht, um dich wegen Belästigung zu verklagen.«
    Thorne war von seinem Stuhl hochgeschnellt. Scheinbar beiläufig griff er nach Tughans Handgelenk und drückte zu. Das Blut wich aus Tughans Gesicht. Keable sprang auf, und Thorne löste seinen Griff. Rasch und schwer keuchend zog sich Tughan zur Wand zurück.
    Thorne hob matt den Arm, schnappte sich seine Jacke von der Stuhllehne und zog sie langsam an. »Keine anderen Verdächtigen, Frank …«, murmelte er und machte einen Schritt in Richtung Tür.
    »Dann besorgen Sie mir einen!«, schrie Keable.
    Selbst Tughan, der in der Ecke sein Handgelenk rieb, blickte schockiert drein.
    Detective Chief Inspector Frank Keable versuchte, hart zu wirken, doch als Thorne ihm in die Augen blickte, sah er nur Verzweiflung.
     
    Holland arbeitete am Computer und merkte nicht, dass jemand hinter ihm stand, bis er die Stimme hörte.
    »Das ist ein schöner Tag, nicht wahr? Ich dachte, ich könnte ein bisschen wegfahren.«
    Holland drehte sich nicht um. »Ein besonderes Ziel?«
    »Bristol wäre nett.«
    Holland tippte weiter. »Der Verkehr auf der M4 an einem Freitag ist ein Albtraum.«
    »Ich würde sowieso lieber mit dem Zug fahren. Eineinhalb Stunden pro Strecke. Eine Zeitung kaufen, in den Buffetwagen gehen …«
    »Hört sich gut an. Ich kaufe die Loaded, wenn Sie den Tee übernehmen.«
    »Vielleicht sollten Sie sich eine Lüge ausdenken, statt wirklich zu sagen, wohin Sie gehen …«
    Holland fuhr den Computer herunter. »Ich werde langsam echt gut im Lügen.«
    Thorne lächelte. Holland holte auf.
     
    Er blickte in den Zeitungsladen, wo ihm besonders eine Überschrift ins Auge fiel. »Champagner-Charlie« nannten sie ihn. Ein oder zwei Tage nach dem Mord an Margaret Byrne hatten die Zeitungen die Geschichte begriffen.
    Die Serienmorde.
    Zuerst war er verärgert und wütend gewesen. Er war kein Serienmörder. Doch er verstand, warum die Presse das dachte. Offenbar wurde ein Teil der Geschichte zurückgehalten – die volle Wahrheit. Er vermutete, dass die Polizei einer Kooperation nur unter der Bedingung zugestimmt hatte, dass die Presse einige zentrale Details ausließ, um falsche Bekenneranrufe und -briefe und Nachahmungstäter sofort erkennen zu können.
    Aber darum brauchten sie sich keine Sorgen zu machen. Wenn er sich entschied, wieder Kontakt aufzunehmen, würden sie schon wissen, dass er es war.
    Ihm gefiel diese tägliche Dosis aus Boulevardblatt-Spekulationen

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