Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders
merkst, wenn etwas als Witz gemeint ist. Du perverses Schwein…«
Ihm blieb nichts übrig als loszurennen, so wie er es damals im Park hätte tun sollen und in dem Sommer zuvor und mehr als ein Dutzend Mal seither.
Er rannte, ohne innezuhalten, um seine Kleidung in Ordnung zu bringen, die Hose hielt er mit den Händen fest. Er schoss durch die Tür, zwischen dem kurz geschorenen schwarzhaarigen Jungen und dem schluchzenden Mädchen in dem blauen Kleid hindurch.
Er rannte die grasbewachsene, grüne Böschung hinauf.
Er rannte mit gebeugtem Kopf auf die Siedlung zu. Wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, als er durch die Quecken rannte und über ein verrostetes Eisenteil sprang.
Er rannte weit weg von dem Schlangennest.
Fünftes Kapitel
»Wie können sie zusammenarbeiten?«
Es war die erste Frage, die ihm Brigstocke am Abend zuvor am Telefon gestellt hatte, und es war die erste Frage, die er der Gruppe vor ihm stellte. Sie waren in dem größeren der beiden Büros zusammengekommen. Brigstocke, Thorne, Holland und McEvoy. Die Kerngruppe bei einer Ermittlung, die über Nacht der größte Fall geworden war, den London seit langem erlebt hatte.
Thornes Antwort fiel jetzt nicht anders aus als vor ein paar Stunden. Er hatte keine Ahnung, doch er hoffte, dass sie zusammen auf eine Idee kämen, die den Hunderten von Polizeibeamten und anderen, die an dem Fall mitarbeiteten, die richtige Richtung weisen würde. Diesen Hunderten von Menschen, die in der Mordindustrie arbeiteten …
»Es sieht danach aus, als brächten sie ihre Opfer abwechselnd um.« Brigstocke wirkte, als hätte er letzte Nacht nicht viel geschlafen. Thorne hatte selbst nicht viel geschlafen, aber er hatte sich nicht auch noch mit Jesmond herumschlagen müssen. Thorne sah zu seinem Detective Chief Inspector hinüber, und was er sah, empfand er als Anschauungsunterricht, warum es sich lohnte, eine Beförderung zu vermeiden. Er legte wirklich keinen Wert auf einen Vortrag von einem Schreibtischhengst wie Jesmond.
Brigstocke beugte sich vor, die Finger vor sich auf dem Tisch verschränkt. Seine Stimme klang ein wenig heiser, dennoch war die Dringlichkeit unüberhörbar. »Die Beweislage gibt zu der Vermutung Anlass, dass verschiedene Typen, sowohl hinsichtlich ihrer Psyche wie ihrer Physis, am Werke sind. Doch wir müssen herausfinden, wie sie … interagieren. Greifen sie ihre Opfer gemeinsam an und begehen nur den Mord an sich jeweils allein? Vielleicht tötet der eine, während der andere Schmiere steht »Das halte ich nicht für wahrscheinlich.« Holland war der Erste, der sich zu Wort meldete. Thorne beeindruckte wie immer sein Selbstvertrauen, wie weit er in einem Jahr gekommen war. Brigstocke nickte. »Fahren Sie fort, Holland …«
»In Margie Knights Aussage ist von keinem zweiten Mann die Rede … von niemandem, der sich in unmittelbarer Nähe befunden hätte, soweit ich mich erinnere. Und auch nichts, was Charlie Garner gesagt hat, ließe auf die Anwesenheit eines weiteren Mannes schließen.«
»Reden Sie noch einmal mit Margie Knight«, erwiderte Brigstocke. Sein Blick traf sich mit Thornes.
»Ich rufe die Enrights an.« Thorne hatte bereits angefangen zu hoffen, nicht mehr persönlich mit ihnen sprechen zu müssen. Zumindest nicht, solange er keine gute Nachricht für sie hatte. »Doch Holland hat Recht, Sir, der Junge hat nie etwas von zwei Männern gesagt.
Einer war übel genug, nicht wahr, Charlie?
Ich denke, wir vernachlässigen die Zeitfrage.« McEvoy klang nicht weniger müde als Brigstocke. Thorne blickte zu ihr hinüber und bemerkte, dass sie auch nicht viel besser aussah. »Die Morde an Carol Garner und Ruth Murray könnten sie gemeinsam begangen haben, oder zumindest hätten beide anwesend sein können, als sie umgebracht wurden, aber die zwei Messermorde im Juli überschneiden sich zeitlich und die Tatorte waren meilenweit voneinander entfernt. Die beiden müssen getrennt vorgehen.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Thorne. Das war so gut wie der einzige Punkt, bei dem er sich sicher war.
»Okay, das hieße, dass die beiden, obwohl sie am selben Tag morden, getrennt vorgehen. Doch wir müssen davon ausgehen, dass sie diese Morde sorgfältig gemeinsam planen.«
Sie müssen zusammenkommen, um alles auszutüfteln, das Datum zu besprechen …«
Thorne schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, dass wir von irgendetwas ausgehen können.«
Es war denkbar, dass sich die Männer, hinter denen sie her waren, nie getroffen
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