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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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hatten. Thorne hatte von zwei Mördern in den Vereinigten Staaten gelesen, die ihre Opfer getrennt abschlachteten, für die der Reiz aber darin lag, sich miteinander darüber auszutauschen. Sie besprachen die Auswahl möglicher Opfer am Telefon und über das Internet. Sie stachelten einander an und verglichen nach der Tat ihre Erlebnisse. Sie tauschten also ihre Erfahrungen aus, hatten sich aber nie gesehen. Thorne lief es eiskalt den Rücken hinunter, als er sich daran erinnerte, gelesen zu haben, der eine Teil des mörderischen Pärchens habe seinen letzten Atemzug dazu genutzt, seinem Mordgenossen alles Gute zu bestellen, kurz bevor man ihm die tödliche Spritze setzte. Falls es stimmte – und im finanziellen Bereich schien es ja so zu sein –, dass Großbritannien, sobald die USA niesten, einen Schnupfen bekam, traf das dann nicht vielleicht auch auf die größte Wachstumsindustrie von allen zu?
    McEvoy zog eine Zigarette heraus und zündete sie an. »Sie sagten, die Mörder unterscheiden sich wahrscheinlich in ihrer Psychologie. Sollten wir da nicht einen Profiler hinzuziehen?«
    Brigstocke nickte zuerst Richtung Zigarette, dann Richtung Fenster. McEvoy seufzte, stand auf und trat ans Fenster, während Brigstocke ihre Frage beantwortete. »Ich habe mich bereits mit der National Crime Faculty in Verbindung gesetzt …« McEvoy öffnete das Fenster und zuckte zusammen. Dritter Stock, Dezember, das war etwas mehr als nur frische Luft.
    »Lieber Gott …« Holland wandte sich zu McEvoy um und zog eine Grimasse. Sie zog noch einmal, warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und blies den Rauch aus dem Fenster.
    Brigstocke fuhr fort. »Die beiden Profiler, die im Augenblick den besten Ruf haben, sind bereits mit anderen Fällen eingedeckt … »
    Fröstelnd fasste Thorne nach seiner Lederjacke, die er über seine Stuhllehne gehängt hatte. »Was bringt einen schneller um, Passivrauchen oder eine Lungenentzündung? Das ist lächerlich …«
    McEvoy nahm einen letzten Zug, bevor sie die Kippe hinaus in den Wind schnippte und das Fenster schloss. »Mein Gott«, schnaubte sie und setzte sich wieder an den Tisch. Kaum hatte sie Platz genommen, suchte sie Brigstockes Blick und fuhr fort, als sei nichts gewesen: »Sie sagten, beide Profiler. Meinen Sie damit, es gibt nur zwei im ganzen Land? Zwei?«
    »Zwei, die wirklich einen guten Ruf besitzen, ja.«
    »Das ist doch absolut lächerlich.« Brigstocke zuckte mit den Achseln. McEvoy schüttelte ungläubig den Kopf. »Ach kommen Sie … Profiler sind doch nicht so was wie Hellseher. Es ist eine anerkannte Wissenschaft. Sir?«
    Sie sah hinüber zu Thorne, suchte seine Unterstützung. Dafür hatte sie sich den Falschen ausgesucht. »Ich denke, jetzt ist nicht der geeignete Zeitpunkt, das Für und Wider von Profiling zu diskutieren, Sarah. Was immer wir davon halten, im Augenblick steht kein Profiler zur Verfügung.«
    »Könnten wir nicht selbst einen finden?«
    Holland grinste. »Ich hol mal schnell das Branchenverzeichnis, ja?«
    Brigstocke beendete die Diskussion.
    »Wenn wir jemanden mit dem Fall betrauen, der nicht auf der Liste der National Crime Faculty steht, und wir setzen die Sache in den Sand, werden wir alle am nächsten Tag wieder Uniformen bügeln. Diese Art von Publicity will niemand.«
    Thorne blickte von seinem Notizblock auf, auf dem er herumgekritzelt hatte.
    Drei Augenpaare. Zwei davon mit dicken, schwarzen Strichen gezeichnet, große Augen, hängende Lider, kalt. Dann ein feineres, die dunklen Augen kleiner, lange Wimpern …
    »Da wir gerade von Publicity sprechen«, warf er ein, »welche Art davon brauchen wir denn nach Ansicht der maßgeblichen Kräfte?« Thorne hatte seine Vermutungen, doch der Störenfried in ihm wollte es aus dem Munde des Detective Chief Inspector hören. Natürlich lag es nicht an Leuten wie ihm, solche Entscheidungen zu treffen. Er musste nur dafür sorgen, die Leute zu fangen, die diese Publicity in erster Linie ins Rollen gebracht hatten.
    Brigstocke antwortete mit einer Stimme, bei der Thorne den Verdacht hatte, sie sei nicht mehr ganz die seine. Sie war ihm wohl irgendwo zwischen dem Kommissariat und dem Büro des Detective Superintendent abhanden gekommen. Unter vier Augen mit Thorne gab es kein Problem, da sagte er, was er dachte. Aber sobald niedere Ränge dabei waren, wurde Brigstockes Ton nebulös. »Ich habe zunächst mit Jesmond gesprochen, und für diesen Nachmittag ist eine Pressekonferenz anberaumt. Ich nehme an, er

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