Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders
sehen. Ja, sie hatten beide eine Menge Guinness getrunken, und dennoch war er sich sicher.
Es war eine schmutzige weiße Tür zwischen einem Schuhgeschäft und einem Billigreiseanbieter. Drei Klingelknöpfe, ihr Name stand unter dem obersten.
Er klingelte.
Er streifte sich die Jacke wieder über. Sie hatte gesagt, es hätte ihr wirklich Spaß gemacht. Er sah nach oben zu den Fenstern über ihm. Ein alter Mann blickte vom ersten Stock herunter. Vielleicht konnten sie jetzt losziehen und eine Pizza essen. Es gab jede Menge Restaurants in Islington. Oder sie machten es sich gemütlich, rauchten was und bestellten sich später etwas. Wie auch immer, es wäre einfach nett, sie zu sehen.
Er klingelte erneut …
»Lassen Sie Bracher nicht weg. Behalten Sie ihn einfach hier …«
Thorne und Holland waren Richtung Süden unterwegs, zur Blackfriars Bridge, als Thornes Handy klingelte und er erfuhr, Sean Bracher nerve die Dienst habenden Beamten in Charing Cross, brülle herum, er sei sich hundertzehnprozentig sicher, dass der Mann auf dem elektronisch erstellten Fahndungsfoto ein Arbeitskollege von ihm sei, jemand von Baynham & Smout …
Thorne musste an sich halten, Holland nicht ins Lenkrad zu greifen. Die Frau in Wandsworth, Jacqueline Kaye, konnte bis morgen warten. Mit dem hier musste er sofort sprechen. Sie waren in der Firma gewesen … Gott, sogar Lickwood war in der Firma gewesen, und die ganze Zeit über hatte der Scheißkerl dort gesessen …
Im Augenblick redete Thorne mit einem Detective Inspector in Charing Cross und versuchte gleichzeitig Holland zu sagen, wie sie nun fahren sollten.
»Wie heißt er?« Thorne nickte ernst, als er den Namen hörte, um sogleich mit dem Arm vor Hollands Nase herumzufuchteln. »Nach rechts, wir kürzen über Lincoln’s Inn Fields ab.«
Holland schlug verärgert auf das Lenkrad und tat, was man ihm gesagt hatte. Dabei ließ er Thorne nicht aus den Augen, beobachtete seine Reaktionen, versuchte verzweifelt, die Einzelheiten zu erfahren.
»Hat Bracher mit jemandem darüber gesprochen? Jemandem aus der Firma? Gut …«
Thorne fuchtelte weiter herum, knurrte ins Handy und erwiderte Hollands Blick mit einem Nicken. Das hier war was Größeres.
Als der Zivilwagen, ein Rover, den Strand hinunterbrauste, begann Thorne, ins Handy zu brüllen, als würde das Netz schwächer. »Wir sind in zehn Minuten da … ja, zehn.«
Er drückte den entsprechenden Knopf, um das Gespräch zu beenden, und wandte sich Holland zu. »Sean Bracher …«
Hollands Handy läutete.
»Scheiße …« Holland fischte in seiner Jacke nach seinem Handy.
»Wetten, das ist für mich«, sagte Thorne. »Ich konnte das Anklopfsignal auf meinem hören …«
»Fünf Pfund?«, fragte Holland und zog das Handy heraus. Thorne nickte.
Holland meldete sich. »Hallo? Stimmt …« Er reichte Thorne das Telefon. »McEvoy.«
Fünf Pfund zusätzlich – lächelnd griff Thorne nach dem Handy. Sarah McEvoy war außer Atem ; sie war gerannt, um diesen Anruf zu machen.
»Wir haben einen Mann, auf den die Beschreibung passt, einen Mann namens Martin Palmer …« Das Lächeln auf Thornes Gesicht gefror. Denselben Namen hatte er soeben gehört, Bracher hatte diesen Namen genannt.
»Palmer spazierte vor einer knappen Viertelstunde in die Wache in West Hampstead, legte eine Pistole auf den Tisch und gestand zwei Morde.«
»Okay, wir sind unterwegs.«
Holland schnitt eine Grimasse. Er hatte keine Ahnung, in welche Richtung er fahren sollte. Thorne deutete nach Norden. Fahr weiter.
»Da wäre ein Problem«, sagte McEvoy. »West Hampstead verfügt über keinen Zellentrakt für Untersuchungshäftlinge.«
»Scheiße.« Thornes Gedanken rasten. »Genau, Kentish Town ist am nächsten. Jemand soll ihn dorthin bringen.«
»Ich ruf an und seh zu, dass ich runterkomme.«
»Gut. Dann sehen wir uns dort in fünfzehn Minuten.«
McEvoy war bereits da, als Thorne und Holland ankamen. Die drei standen vor dem Zimmer, in dem Martin Palmer festgehalten wurde. McEvoy brachte sie auf den neuesten Stand. Etwa um die gleiche Zeit, als Bracher in die Wache von Charing Cross gestürzt war und Palmers Namen gebrüllt hatte, war dieser ruhig in die Polizeiwache spaziert, um sich zu stellen. Palmer war aus freien Stücken gekommen.
Holland setzte sich auf einen der grünen Plastikstühle, die in einer Reihe an die Wand geschraubt waren. »Er hat das Bild ebenfalls gesehen. Geht gar nicht anders. Wusste, man würde ihn erkennen. Hielt es
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