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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sei Zufall, entspringe einer Laune, als sei es ihm egal, wen er als Zielobjekt auswählt. Er will nicht, dass wir merken, dass vielleicht zum ersten Mal ein Plan dahinter steckt.« Er stellte mit allen dreien Augenkontakt her. »Meiner Ansicht nach hat er heute einen guten Grund dafür …«
    McEvoy war die Erste, die es kapierte. »Scheiße!«
    Brigstocke und Holland sahen sie an, hätten nur zu gern gewusst, was sie dachte, und ärgerten sich darüber, dass sie selbst nicht bereits darauf gekommen waren.
    »Wir waren zu spät dran«, sagte McEvoy.
    Thorne nickte, stieß sich vom Fenster ab und trat hastig an seinen Schreibtisch. »Er verarscht uns. Er weiß, dass wir Palmer haben.«
    Brigstocke erstarrte. »Was?«
    Thorne riss seine Jacke von der Stuhllehne und rannte zur Tür. Der Schmerz im Bein war weg. »Ich hab mich geirrt. Er weiß alles über Palmer. Wir müssen ihn sofort aus der Firma rausholen, nach Hause bringen. Nicklin will Martin Palmer töten – er ist sein Zielobjekt …«
    Brigstocke griff nach dem Telefon und brüllte ihm nach: »Warte, Tom. Es muss mindestens ein halbes Dutzend Polizisten dort sein …«
    Thorne ging, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    » Ich bin nicht dort.«

Sechzehntes Kapitel
    Thornes erster Gedanke war, Palmer sehe aus, als habe er Angst. Dann merkte er, dass Palmer immer so aussah. Auf alle Fälle hatte Palmers Lachen, als Thorne ihm erzählte, was los war – warum er sich den Rest des Tages »krank« melden musste –, absolut echt geklungen.
    Er hatte die Brille mit den dicken Gläsern abgenommen, sich die Tränen aus den Augen gewischt und Thorne zugezwinkert. »Was immer er sein mag, Inspector, er ist noch immer mein Freund. Ich bin sicher, dass er das genauso sieht. Er würde nicht versuchen, mich zu töten …«
    Thorne hatte nichts gesagt und einen Stuhl ans Fenster gezogen.
    Das war vor vielen Stunden gewesen. Seither saßen sie oder umkreisten sich langsam, praktisch ohne ein Wort zu sprechen, während es dunkel wurde. Zwischendurch sprach Thorne über das Funkgerät mit den Beamten in den Zivilautos vor dem Vorder- und Hintereingang und mit denen, die zu Fuß unterwegs waren. Sechs Polizisten waren anwesend, mit Thorne waren es sieben. Dennoch reichte das unvermittelte Knacken des Funkgeräts, das schrille Läuten des Telefons oder eine erhobene Stimme aus einer Nachbarwohnung, dass sein Magen sich verkrampfte und sein Puls sich beschleunigte.
    »Was halten Sie von mir, Mr. Thorne?«
    Palmer saß direkt vor dem Fernsehgerät. Thorne hatte den Ton leise gestellt. Palmer beugte sich vor, schaltete das Gerät aus und drehte sich zu Thorne um, der mit geschlossenen Augen auf dem Sofa saß. Er hielt sein Handy in der einen und das Funkgerät in der anderen Hand.
    Er sprach, ohne die Augen zu öffnen. »Nichts. Ich halte … nichts von Ihnen.«
    »Tut mir Leid, ich steh etwas auf der Leitung. Halten Sie nichts von mir oder denken Sie einfach nicht über mich nach?«
    Thorne schlug die Augen auf und seine Stimme war angespannt, klang leicht gereizt. »Beides … beides trifft zu. Schalten Sie den Fernseher wieder ein …«
    Palmer stand auf, um in dem Sessel gegenüber Thorne Platz zu nehmen. Als er sich setzte, erhob sich Thorne, reckte sich und gähnte. »Ich hol noch einen Kaffee …«
    »Sie müssen eine Menge Mörder gesehen haben, Inspector.« Palmers Stimme war leise, und wie immer hörte er sich an, als sei er schwer erkältet: nasal und mitgenommen; in den Sprechpausen pfiff es leicht asthmatisch in seiner Brust. »Sie haben eine Menge Leute kennen gelernt, die das Gleiche getan haben wie ich. Ich weiß nicht, Kids … was Sie wollen.« Thorne sagte nichts darauf, schien jedoch den Kaffee vergessen zu haben. Und blieb stehen. »Also warum fühlen Sie sich so unwohl in meiner Gegenwart?«
    Thorne machte einen Schritt auf Palmer zu; es ärgerte ihn, dass dieser so entspannt wirkte. Palmer rutschte in seinem Sessel etwas nach hinten. »Ihnen ist klar, dass ich hier bin, um ihn zu fangen. Nicht um Sie zu schützen. Das ist Ihnen doch klar, verdammt noch mal?«
    Palmer nickte. Thornes Wut war noch nicht verraucht, er suchte nach Worten. »Und weil wir gerade dabei sind, ich fühle mich oft unwohl wegen meines bösen Knies, wegen des einen oder anderen Vorgesetzten oder weil es windig ist. Sie …«
    »Was? In meiner Gegenwart wird Ihnen übel? Sie verspüren plötzlich Lust, mir eine zu scheuern?«
    Thorne wandte sich um und trat ans Fenster. Dabei warf er einen

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