Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Halsband, billig und grauenvoll, schnitt sich tief in den Hals …
Thorne trat hart auf die Bremse. Quietschend kam das Auto vor der Ampel zum Stehen. Holland hatte sich am Armaturenbrett abgestützt.
»Tut mir Leid«, sagte Thorne. »Muss mich erst dran gewöhnen …«
Sie schwiegen, bis der angestrahlte Tower vor ihnen auftauchte, an dem sie auf der Brücke langsam vorbeifuhren.
Thorne stieß Holland in die Seite und deutete mit einem Kopfnicken stromaufwärts. »Fantastisch, oder?«
Er liebte es, nachts die Themse zu überqueren, konnte nie genug von der überwältigenden Aussicht auf den schwarzen Strom bekommen. Über die Waterloo Bridge Richtung Norden war seine liebste Fahrt – links das London Eye und im Osten die Kuppel von St. Paul’s aber jede andere Brücke um diese Tageszeit genügte in der Regel, um Thornes Stimmung zu heben. Heute Nacht lag Butler’s Wharf zu ihrer Linken, während unten, zur ihrer Rechten, die HMS Belfast in schmutzigem Bernstein festzusitzen schien, in einem Strom, der von den Lichtern links und rechts an seinem Ufer beleuchtet wurde.
So verrottet, kaputt und beschissen die Stadt sein konnte, eine solche Fahrt, und Thorne drängte jeden, es noch einmal zu überdenken, ob er die Stadt wirklich verlassen wollte …
»Was ist mit Ihnen und Sophie?«, fragte Thorne. »Alles so weit bereit?«
Holland wandte sich lächelnd zu ihm um und sah dabei aus, als müsse er sich jeden Moment übergeben. »Ich mach mir fast in die Hose, wenn Sie es wirklich wissen wollen.«
»Das versteh ich, kann einem ja auch Angst machen. Ich hab zwar keins, aber …«
»Es ist nicht nur das Baby. Es ist das, was damit einhergeht.«
»Arbeitstechnisch oder wie?«
»Ich hab einfach das Gefühl, dass ich mitgerissen werde, verstehen Sie? Dass ich nicht mehr kontrolliere, was ich tue.« Thorne schüttelte den Kopf, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Holland war nicht aufzuhalten, redete sich zusehends in Rage. »Sophie sagt, es sei meine Sache, wie es hinterher weitergeht. Aber sie bleibt mit dem Baby zu Hause, und ich bin der Einzige, der verdient »Wär es ihr lieber, wenn Sie einen anderen Job hätten?«
»Ja, aber das wollte sie bereits, bevor sie schwanger war. Ich meine, sie wär hin und weg, wenn ich was anderes machen würde, keine Frage. Aber sie macht mir keinen Druck. Ich hab Angst, dass ich mir irgendwann einzureden beginne, ich sollte mir was anderes suchen. Etwas, das besser bezahlt wird, verstehen Sie?«
»Nichts so Gefährliches?«
Holland wandte sich um und fixierte Thorne. »Genau.« Dann schaute er wieder aus dem Fenster, auf die abblätternden Bauzäune und Autosalons in der New Kent Road, an denen sie mit ungefähr fünfzig Stundenkilometern vorbeifuhren.
»Ich habe Angst, ich könnte das Baby ablehnen«, sagte Holland, den Kopf an das Fenster gelehnt. »Wegen der Entscheidungen, zu denen es mich zwingen könnte Thorne erwiderte nichts darauf. Er drückte einen Knopf an der Stereoanlage und ging die CD durch, bis er den gewünschten Track gefunden hatte. Als der Song begann, stellte er lauter. »Sie sollten genau zuhören«, sagte er.
»Was ist das?«
»Es heißt ›Mama Tried‹. Handelt von einem Mann im Gefängnis …«
»Davon handeln sie alle, oder?«
»Eigentlich geht es darum, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Und die richtigen Entscheidungen zu treffen …«
Eine Minute hörte Holland zu, oder tat zumindest so. Dann hatten sie den Kreisverkehr von Elephant & Castle erreicht, hinter dem seine Straße lag. Unvermittelt schüttelte er den Kopf und lachte laut auf.
»Erwachsen werden? Ich bin nicht der mit dem Midlife-Crisis-Wagen …«
Als Thorne zu Hause ankam, war er am Verhungern. Er schob drei Scheiben Brot unter den Grill, während das Video zurücklief. Er hatte es geschafft, den ganzen Tag nicht zu erfahren, wie das Spiel ausgegangen war, und freute sich nun darauf, es sich anzusehen.
Nach einer halben Stunde eines ziemlich langweiligen Ballgeschiebes fragte sich Thorne, warum er sich überhaupt die Mühe machte …
Es lag mehr als zehn Jahre zurück, seit die Spurs bei einem Spiel um den Charity Shield mitgemischt hatten, aber Thorne und sein Vater hatten die letzten alle gesehen. Sie waren Zeuge des torlosen Unentschieden ’91 und der Spiele von ’81 und ’82 gewesen, als die gewonnenen Pokalfinals der Mannschaft gehörig Rückenwind gaben.
Das erste große Spiel, das er gesehen hatte, war das um den Charity Shield
Weitere Kostenlose Bücher