Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
»Manches daran geht mir ziemlich auf die Nippel, ja …«
Sie traten einen Schritt zurück, als ein mit bunten Kisten hoch beladener Wagen vorbeikam. Der Arbeiter zwinkerte Eve zu und lachte, als sie ihm den Stinkefinger zeigte.
»Gib doch zu, dass du auf mich stehst, Evie«, rief er, als er seinen Wagen weiterschob.
Sie wandte sich wieder an Thorne. »Und Sie mögen also alles an Ihrer Arbeit?«
»Nein, alles nicht. Obduktionen und Häuserumstellen sind nicht gerade meine Stärke. Oder Mitarbeiterschulungen …«
»Na bitte …«
»Doch die meiste Zeit, glaub ich, bin ich glücklich damit …«
Das erste kurze Aufflackern eines Lächelns war zu sehen. Sie fing an, Gefallen an ihrem Spiel zu finden. »Klingt, als ob Sie Ihre Arbeit mögen, aber nicht lieben … «
» Stimmt«, erwiderte Thorne und nickte. »Es fällt mir schwer, mich richtig auf etwas einzulassen.«
Blass und ganz Pokerface, blies sie über ihren Tee. »Typisch Kerl«, sagte sie und lachte, so dass Thorne einen Blick auf die Lücke zwischen ihren Schneidezähnen erhaschen konnte, die ihm so gut gefiel …
Sie streiften durch die riesigen Markthallen, die breiten Betongänge rauf und runter. Er immer ein paar Schritte hinter ihr, seine Tasse rostbraunen Tee in der Hand. Langsam spürte er, wie Leben in ihn kam, und nahm alles in sich auf …
Die Rufe und Pfiffe der Händler und Kunden, die die gigantische Hallenfläche füllten. Zwanzig- und Fünfzigpfundnoten, die den Besitzer wechselten. Lagerarbeiter, die in ihren fluoreszierenden grünen Jacken Kisten herumhievten oder Stapler fuhren. Die vielen Farben – die Waren, die Schilder, die Fleecepullis und Daunenjacken der Kunden – hoben sich ab von dem flirrend weißen Licht der tausend Neonröhren an den Stahlträgern zwölf Meter über ihnen.
Offensichtlich kannte Eve Bloom dieses Gelände, das so groß wie zwei Fußballplätze war, in- und auswendig. Sie wusste, wo die Großhändler und die Spezialisten zu finden waren, wo man die Töpfe, die Zwiebeln und den Schnickschnack bekam. Jede Blume und jeden Baum fand sie zwischen zehntausend anderen. Thorne sah zu, wie sie bestellte, mit den Standbesitzern feilschte und mit allen, die Hallenarbeiter inbegriffen, scherzte.
»In Ordnung, Evie, mein Schatz …«
»Wie läuft’s so, Kleine …?«
»Da ist sie ja! Wo hast du dich denn versteckt, meine Süße …?
Trotz ihres vorherigen Anflugs schlechter Laune entging Thorne nicht, dass ihr dieser Teil ihres Jobs offensichtlich riesigen Spaß machte. Sie knauserte nicht mit ihrem Lächeln, das Geplänkel war fröhlich und ging schnell in einen kleinen Flirt über. Wenn sie bei ihren Kunden nur halb so gut ankam wie bei den Händlern, dann musste ihr Laden eine Goldgrube sein. Nichtsdestotrotz handelte sie hart und ließ sich nicht über den Tisch ziehen. Die Großhändler schüttelten den Kopf, wenn sie die Bestellungen in ihre Computer einhackten oder in ihren rosa Auftragsbüchern notierten. »Bei dem Preis kann ich zusperren …« Nach einer halben Stunde war sie durch, und es herrschte kein Mangel an Hallenarbeitern, die bereitwillig ihre Kisten nach draußen zu ihrem weißen Lieferwagen trugen.
Sobald das Geschäftliche erledigt war, drehte sie mit Thorne noch einmal eine Runde durch die Großmarkthalle. Sie zeigte ihm eine verwirrende Anzahl verschiedener Blumen – Blumen, die sie besonders mochte oder hasste, die wunderbar rochen und ungewöhnlich aussahen. Sie machte ihn auf die kleinen Kisten voller roter und gelber Gerbera aufmerksam, die wie Obst in ordentlichen Reihen gestapelt waren. Die rosa Pfingstrosen, die orangefarbenen Stecknadelkissen der Protea und die phallischen Flamingoblumen, deren Blüten aussahen wie etwas, das Dennis Bethell fotografieren könnte. Thorne sah mehr Nelken, als man brauchte, um hundert Jahre lang sämtliche Hochzeiten der feinen Gesellschaft auszustatten, und genug Lilien für tausend hochklassige Beerdigungen. Er sah Gänseblümchen und Rittersporn, der Stoff für billige und fröhliche Sträuße, die verzweifelte Männer am frühen Morgen in den Tankstellen besorgten. Dann gab es die hoch aufgeschossenen blauorangen Heliconia, die fünf Pfund das Stück kosteten, und Zitronenbäume voller Früchte in großen Töpfen, beides bestimmt für die Esstische und Wintergärten von Hampstead und Highgate.
Thorne nickte, stellte gelegentlich eine Frage und setzte ein interessiertes Gesicht auf. Als sie ihn fragte, sagte er, es bereite ihm Spaß. In
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