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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sich die Lunge aus dem Leib rannten und brüllten.
     
    Thorne nahm sein Glas und wandte der Bar den Rücken zu. Außer Russell Brigstocke, der ein krankes Kind zu Hause hatte, und Yvonne Kitson waren sämtliche Teammitarbeiter erschienen. Es herrschte das unausgesprochene Bedürfnis, einen draufzumachen, einen Abend auszugehen, wozu sie in der nächsten Zeit wohl nicht mehr die Gelegenheit haben würden, nachdem der Fall nun einen Gang zulegte. Nachdem es eine zweite Leiche gab.
    Thorne hatte nicht vor, lange zu bleiben. Er war fix und fertig. Ein Bier, vielleicht auch zwei, und dann nach Hause …
    Sie waren über mehrere kleinere Tische verteilt. Holland und Hendricks saßen mit Andy Stone und Sam Karim, einem Detective Sergeant, der als Büroleiter arbeitete, an einem Ende und spielten Fick oder stirb , ein Spiel, bei dem man sich zwischen zwei gleichermaßen unattraktiven Sexualpartnern entscheiden musste und das in den letzten Wochen die gesamte Serious Crime Group im Sturm erobert hatte. Die Wahl zwischen Anne Widdecombe und Camilla Parker-Bowles löste eine hitzige Debatte aus. Phil Hendricks versuchte sich mit dem Argument Gehör zu verschaffen, als Schwuler brauche er mit keiner von beiden zu schlafen. Sein Argument wurde schließlich akzeptiert, und er wurde mit der Wahl zwischen Jimmy Savile und Detective Chief Superintendent Trevor Jesmond beglückt …
    Falls es im Royal Oak je um etwas anderes ging als um Saufen, dann war das bisher allen verborgen geblieben. Außer dass es der vom Becke House aus am nächsten gelegene Pub war, sprach nichts für dieses Etablissement. Gut möglich, dass die ständige Anwesenheit von Polizeibeamten etwas damit zu tun hatte – in dem Pub trank selten jemand, der keinen Dienstausweis in der Tasche hatte.
    Thorne blickte sich um. Sonntagabend und so gut wie nichts los: An einem Tisch neben den Toiletten saß ein Pärchen und starrte in sein Bier, als hätte es sich gestritten. Totenstille, bis auf die derben Auslassungen des Teams und die blechernen Lockrufe des freien Spielautomaten in der Ecke.
    Nicht viel mehr Leute als vorher in der Pathologie: Phil Hendricks, drei Assistenten, ein Beamter aus der Asservatenkammer, ein Fotograf, ein Videokameramann, der Polizist, der als Erster im Greenwood Hotel eingetroffen war und bestätigen musste, dass es sich bei der Leiche wirklich um dieselbe handelte, die er in Zimmer 313 vorgefunden hatte. Und Thorne …
    Sie waren zu neunt gewesen in dem kalten Raum, der ausgestattet war mit Schläuchen und Abflüssen im Boden und leicht zu reinigenden Oberflächen. Jedes noch so leise Flüstern oder Zerknacken von Pfefferminzbonbons wurde horrend verstärkt, hallte wider von den cremefarbenen Kacheln. Eine kleine Gruppe, die darauf wartete, dass die Leiche Ian Welchs entblößt und auseinander genommen wurde.
    Thorne war schon bei Hunderten von Autopsien dabei gewesen, und obwohl er sich damit abgefunden hatte, fiel es ihm in letzter Zeit zunehmend schwer, die Erfahrung abzuschütteln. Die Eingeweideschlacht machte ihm inzwischen weit weniger zu schaffen als die winzigen Details, die sensorischen Grausamkeiten, die ihn oft tagelang verfolgten …
    Dann schreckte er in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf mit dem Bild vor Augen, wie ein Gehirn sanft in eine Glasschüssel glitt.
    Tupfte sein frisch rasiertes Gesicht ab, während sich das Wasser in den Abfluss drehte und dabei gluckste wie das Fleisch, in das der behandschuhte Finger des Pathologen drückte.
    Hatte während der Arbeit diesen Geruch von etwas sehr Rohem in der Nase, der irgendwo in dem Potpourri aus Schweiß und Kantinenessen lauerte …
    Sie waren zu neunt gewesen. Hatten wie verlegene Gäste einer bizarren Party gewartet, die sich nicht kannten. Dieser unerträgliche Abgrund zwischen der Ankunft und dem Zeitpunkt, wenn es wirklich losgeht …
    Schließlich zog Hendricks das weiße Tuch zurück und fragte den nicht minder weißen Polizisten, ob er bestätigen könne, dass dies die Leiche sei, die er aufgefunden hatte. Der Beamte sah aus, als könne er lediglich bestätigen, dass sein Magen rebellierte. Er schluckte schwer.
    »Ja«, erklärte er, »das ist sie.«
    Und weg war er …
    Holland war an die Bar gegangen, um eine Runde auszugeben, und Thorne hatte seinen Platz neben Andy Stone eingenommen. Karim, heiß darauf, Thorne ins Spiel mit einzubeziehen, beugte sich herüber. Bevor er etwas sagen konnte, entzog sich Thorne seinem Zugriff und wandte sich Stone

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