Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Zeigefingerspitze und machte eine Wichsbewegung. Thorne hatte keine Ahnung, ob sie damit auf den Kunden anspielte oder ihn meinte. Oder was sie von ihnen hielt …
Holland räusperte sich und nahm einen Schluck. »Er kontaktiert also, nachdem Sie vorbeikommen und ihm die Jane-Foley-Fotos zeigen, den Mörder …«
Thorne trat vom Fenster zurück, wandte sich um und sah hinauf zum zweiten Stock, wo sich das Studio befand. »Ich hab da oben alles durchsucht und keine Spur von einem Adressbuch oder etwas Ähnlichem gefunden …«
»Vielleicht hat es der Mörder mitgenommen«, sagte Holland.
»Gut möglich.« Thorne hob die Hand, um seine Augen vor der Sonne zu schützen. »Drehen wir trotzdem noch einmal jedes Blatt um. Wenn irgendwo da oben ein Fitzelchen Papier mit einer Telefonnummer oder einer Adresse darauf existiert, will ich, dass es gefunden wird.«
»Was ist mit den Listen der Telefonanrufe?«
Thorne nickte. Es freute ihn, dass Holland so fix dachte, so dicht hinter ihm war. »Ich hab Andy Stone drangesetzt.
Ich will alles, Festanschluss und Handy, falls Dodd eines hatte. Jeden einzelnen Anruf seit meinem Besuch …« Thorne streckte die Hand nach der Wasserflasche aus. Er nahm einen Schluck, behielt das inzwischen lauwarme Wasser noch etwas im Mund, bevor er es schluckte. »Wir haben noch immer keine Ahnung, wie der Mörder überhaupt an Dodd rankam. Leute wie Dodd schalten keine Anzeigen. Das läuft über Mundpropaganda, Kontakte …«
»Wir haben bereits mit jedem gesprochen, den wir finden konnten«, sagte Holland. »Jeder, der auch nur die Titten seiner Frau in diesem Studio fotografiert hat, wurde verhört.«
»Dann redet noch mal mit ihnen. Und findet mir ein paar, mit denen ihr noch nicht geredet habt.« Holland ließ stöhnend den Kopf an die Scheibe sinken. »Setzen Sie sich dran, Dave«, fuhr Thorne fort. »Yvonne kann eine neue Liste ausarbeiten. Ich melde mich später.«
Während Holland aus seinem Overall stieg, sah Thorne zu, wie zwei junge Medientypen sich von ihrem Tisch im Café gegenüber erhoben und sich die Hand schüttelten. Sie waren lässig angezogen, Shorts und Turnschuhe, doch ihre teuren Handys und ihre Designer-Sonnenbrillen verrieten sie. Vielleicht war soeben eine Anzeigenkampagne beschlossen worden, oder ein Fernsehprojekt hatte grünes Licht bekommen.
Ob sie wohl wussten, dass in einem Dachboden über einem Café in der Frith Street, nur ein paar hundert Meter von hier entfernt, John Logie-Baird vor achtzig Jahren das Fernsehen zum allerersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert hatte?
Thorne öffnete die Tür und zögerte ein, zwei Sekunden, bevor er wieder hineinging …
Mann, eine Werbepause wäre herrlich. Noch besser wäre ein Mörder, fernsehtauglich und leicht zu schnappen. Er könnte fast als TV-Bulle durchgehen. Zum x-ten Mal heute Morgen sah Thorne einen Passanten, der ihn taxierte, seinen Overall, das Absperrband … und sich sofort nach einer Kamera umblickte.
Nach der Obduktion in der Westminster-Leichenhalle liefen sie rüber zu dem kleinen Italiener bei der Kathedrale. Sprachen über Mord, während sie eine Pizza aßen.
»Ich glaube, Dodd wurde geprügelt, bis er mehr oder weniger bewusstlos war«, sagte Hendricks. »Dann legte ihm der Mörder die Leine um den Hals, warf sie über die Beleuchtungsbalken und zog ihn hoch.« Thorne nickte und trank einen Schluck Bier. »Dafür braucht man ganz schön Kraft »Womit wir wissen, dass es sich um keinen 55-Kilo-Hänfling handelt. Was noch?«
»Er ist ein übler Kerl …«
»Das wussten wir bereits.«
Hendricks schüttete sich noch etwas Chiliöl über den Rest seiner Pizza. »Dodd wird verdammt schnell wach, als er kapiert, was läuft. Aber da ist es bereits zu spät. Der Mörder bindet die Leine fest, nimmt seine Kamera und beginnt zu fotografieren.«
»Wie lange hat es gedauert?«, fragte Thorne.
»Wahrscheinlich verlor er nach ein paar Minuten das Bewusstsein.« Hendricks spießte eine Peperoni auf und steckte sie sich in den Mund. »Der Tod durch zerebrale Hypoxie trat ziemlich schnell danach ein …«
Thorne dachte darüber nach. Dodd war ein dampfendes Stück Scheiße gewesen, doch das hatte er nicht verdient. Am Ende einer Wäscheleine zu zappeln wie ein Fisch von nebenan. Sich selbst den Hals zu zerfleischen. Durch halb geschlossene Augen auf den dafür verantwortlichen Irren hinunterzustarren, der in aller Ruhe drauflosknipst, immer auf der Suche nach der Schokoladenseite …
»Wenn sie
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